Bochum. Der mittlere Teil der Castroper Straße soll komplett neu ausgebaut werden. 2026 soll es losgehen. Hier die ersten Pläne zum Vollausbau.

Sie ist neben der Königsallee die bekannteste Verkehrsachse in Bochum: die Castroper Straße. Wenn voraussichtlich 2027 in Harpen das neue Polizeipräsidium eröffnet wird, steigt die Bedeutung der Straße als kürzesten Verbindung in die Innenstadt noch einmal deutlich an. Allerdings ist die „Castroper“ auch eine der Straßen, die sich in einem überaus beklagenswertem Zustand befindet. Das soll sich ab 2026 gründlich ändern. Allerdings wird die Anzahl der Parkplätze deutlich sinken.

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Das Amt für Stadtplanung hat jetzt einen Grundsatzbeschluss in die politischen Gremien gebracht, der eine komplette Neugestaltung des 800 Meter langen Bereiches zwischen der Klinikstraße und dem Ruhrstadion betrifft. Dies soll im Anschluss an den zurzeit laufenden Vollausbau des Bereiches zwischen Nordring und Klinikstraße geschehen. Ende 2024 soll dieser 1. Bauabschnitt fertig sein.

Die Stellfläche für die Polizei für Spieltage des VfL Bochum an der Castroper Straße soll als öffentlicher Parkraum entfallen.
Die Stellfläche für die Polizei für Spieltage des VfL Bochum an der Castroper Straße soll als öffentlicher Parkraum entfallen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Der 2. Bauabschnitt ab Klinikstraße wimmelt nur so vor Schlaglöchern, Spalten und anderen Schäden auf der Fahrbahn. Autofahrende benötigen gute Stoßdämpfer, Radfahrende überdurchschnittlich stabile Fahrfähigkeiten und eine Extra-Portion Mut. „Das ist stellenweise eine richtige Buckelpiste und für Zufußgehende ohne Gefährdung kaum zu nutzen“, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtbezirk Mitte, Susanne Dewender.

Insbesondere der Radverkehr wird profitieren

Erschwerend kommt hinzu, dass noch die uralten Straßenbahngleise in der Fahrbahn verbaut sind, obwohl sie seit Jahrzehnten nicht mehr gebraucht werden. „Eine grundlegende Verbesserung kann nur durch einen Vollausbau des Straßenraumes erzielt werden,“ heißt es in der städtischen Vorentwurfsplanung. Der ganze Straßenquerschnitt wird neu geordnet. Insbesonders der Radverkehr soll eine stärkere Bedeutung bekommen, gleichzeitig aber auch der Kraftverkehr nicht geschwächt werden.

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Hier die wichtigsten geplanten Änderungen: Künftig soll es nur noch eine Geradeausspur je Richtung geben. Zurzeit sind die Fahrbahnen noch zweistreifig, wegen der parkenden Autos an den äußeren Spuren zwischen Klinikstraße und Stadionring aber jetzt schon praktisch einstreifig.

  • An den Knotenpunkten werden weiterhin zusätzliche Abbiegestreifen eingerichtet.
  • Die alten Gleise werden rausgerissen; im Knotenpunkt Stadionring/Gersteinring ist dies Ende 2023 bereits geschehen.
  • Zwischen den neuen Fahrbahnen wird ein begrünter Mittelstreifen mit einer Baumreihe angelegt.
  • Die Bushaltestellen „Gersteinring“ werden niederflurgerecht ausgebaut.
  • Auf beiden Seiten werden in voller Länge 2,50 Meter breite Radstreifen angelegt, außerdem Anlagen zum Abstellen der Räder.
  • Gehwege werden – abgesehen von einzelnen punktuellen Engstellen – mit mindestens 2,50 Meter Breite ganz neu gestaltet.
  • Laut städtischer Planung wird „ein erheblicher Anteil des Parkraumes in diesem Bereich entfallen“, um ihn anderen Nutzungen zu widmen“. Die Schrägparkplätze in der jetzigen Fahrbahnhmitte, auch die Aufstellfläche der Polizei an Spieltagen vor dem Stadion, werden nicht mehr zur Verfügung stehen. Von jetzt 107 öffentlichen Stellflächen sollen lediglich 48 bleiben. „Die Inanspruchnahme des Parkraumes entlang der Straße durch Pendlerinnen und Pendler soll zukünftig deutlich begrenzt werden.“ Geparkt werden soll künftig auf neuen Parkstreifen in beiden Richtungen. Links daneben wird ein 0,75 Meter breiter Sicherheitsstreifen zum Radweg eingerichtet.
  • 20 von jetzt 25 Straßenbäumen (Platanen) sollen gefällt, dafür aber 59 neu gepflanzt werden.
  • Zur Entwässerung werden Mulden-Rigolen-Systeme und Baumrigolen gebaut.

Parkplatz-Problem spaltet die Meinungen

Die geplante Reduzierung des Parkraumes an der Castroper Straße zwischen Klinikstraße und Stadion spaltet die Meinungen.

Holger Schneider (SPD) meinte in der Bezirksvertreung Mitte: „Ist mal über Anwohnerparken auf Kirmesplatz nachgedacht worden?“ Und weiter: „Anwohner können in die Küpperstraße nicht ausweichen, weil man dort nur vier Stunden parken darf, das führt zu massiven Problemen.“

David Schary (CDU) erklärte: „Schon im 1. Bauabschnitt haben wir viele Parkplätze verloren, haben gerade dort hohen Parkdruck, Stichwort Planetarium, da fehlt es definitiv an Parkmöglichkeiten. Es gibt die Schule, Sporthallen. Da muss es Überlegungen zum Ausgleich geben.“ Parteikollegin Susanne Dewender: „Es leuchtet nicht ein, weshalb die Parkplätze so stark reduziert werden sollen, obwohl dort erheblicher Parkdruck besteht“.

Ein Vertreter der Stadt Bochum verteidigte die Halbierung der Parkplatz-Anzahl: „Wir wollen anderen Verkehrsteilnehmern höhere Wertigkeit zusprechen. Ziel: Nachhaltiger Straßenraum. Dazu muss wohl oder übel auf Parkraum verzichtet werden. Ich kann da allerdings auch jeden Ärger verstehen.“ Er verwies auch auf den Kirmesplatz. „Ein Dauerparkplatz kostet dort 29 Euro monatlich.“

Kritik gibt es in der CDU auch wegen der Baumfällungen. Dewender: „Die schönen Platanen sind Schattenspender und beliebter Blickfang entlang des Kirmesplatzes. Sie sollten erhalten bleiben. Nachpflanzungen dürften Jahrzehnte brauchen, um die heutige Größe zu erreichen.“

Der Bezirk Mitte wird das Thema erneut beraten. (noe)

Nach dem Ausbau ist übrigens vor dem Ausbau: Auch der Abschnitt der Castroper Straße zwischen Stadion und Sheffieldring ist sanierungsbedürftig. Es gebe, heißt es im Rathaus, „erste grobe Ideen für eine Vorentwurfsplanung zum Umbau dieses Abschnittes, die in diesem Jahr konkretisiert werden sollen.