Bochum. Motoren hat Opel einst in Bochum-Langendreer gebaut. Heute betreibt das Unternehmen dort eine Logistikzentrale. Und es parkt Tausende Autos.
Regen Lastwagen-Verkehr sind die Anwohner rund um die europäische Ersatzteil-Drehscheibe von Opel in Bochum-Langendreer gewohnt. Etwa 150 Lkw fahren täglich das sogenannte Warehouse an. Etwa 120.000 unterschiedliche Artikel werden dort in den 19,1 Kilometer langen Regalwänden verstaut Von hier aus werden sie an Händler,in nahezu jedes Land in Europa, geliefert.
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Seit einiger Zeit werden aber nicht nur Ersatzteile, sondern ganze Fahrzeuge angefahren und später wieder abtransportiert. Hinter der 2017 fertiggestellte modernen Logistikhalle im XXXL-Form auf dem Gelände des früheren Opel-Werks II werden sie auf einem riesigen Parkplatz abgestellt.
Früher hat Opel Neuwagen am Autowerk in Laer geparkt
Aus der Luft betrachtet ist das schon ein imposantes Bild. Auto an Auto, alle fein säuberlich in Reih und Gleis aufgestellt – rote, grüne, blaue, gelbe – steht da auf einer mehreren Hektar großen Fläche zwischen Somborner Straße und Bahngleisen. Parkt der Autobauer etwa wieder Neuwagen in Bochum – so wie er es früher nahe dem Werk I in Laer an der Alten Wittener Straße getan hat? Dort wurden die Neuwagen vom Typ Kadett, Manta, GT und zuletzt Zafira geparkt, die nach Fertigstellung im Autowerk nicht unmittelbar zu Händlern und/oder in andere Länder transportiert wurden.
Nun stehen die Autos mit dem markanten Blitz an der Kühlerhaube in Langendreer. Kommen sie etwa aus Rüsselsheim, Eisenach und Glicwice (Polen), weil dort kein Platz mehr zum Abstellen ist?
3000 Autos können auf der Freifläche geparkt werden
„Nein, Neuwagen sind das nicht“, sagt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage dieser Redaktion. „Bei den Fahrzeugen handelt es sich um Leasing-Rückläufer verschiedener Modelle, beispielsweise aus unserem Mitarbeiter-Leasing, von Autovermietern und von Großkunden.“ Die Stellfläche habe eine Kapazität von etwa 3000 Fahrzeugen.
Und selbst die reicht offenbar nicht aus, um alle Fahrzeuge zwischen zu parken. Auch auf dem nördlich und höher gelegenen Plateau, das früher Opel gehörte, nun im Besitz der Stadt Bochum ist und das irgendwann einmal entwickelt werden soll, parken ebenfalls Opel-Fahrzeuge in reichlicher Zahl. Allesamt stehen sie hinter Gittern und Zäunen, abgeschirmt von neugierigen Blicken. „Die Fahrzeuge werden dort von einem Dienstleister geprüft, bevor sie an Händler in den Gebrauchtwagenmarkt gehen“, so der Unternehmenssprecher. Mit Autotransportern werden sie angeliefert und später wieder abtransportiert.
Opel hat Logistik-Drehscheibe für 60 Millionen Euro gebaut
Soll das ein Dauerzustand sein oder nur eine vorübergehende Lösung, will die Redaktion von Opel wissen. Schließlich stand einmal im Raum, dass entweder die Stadt oder eben der Autobauer selbst die freien Werksflächen für gewerbliche Zwecke entwickelt. Während im vorderen Bereich des ehemaligen Werks II, auf dem einst das Motoren- und Getriebewerk stand, eine 95.000 Quadratmeter große, moderne Logistikhalle für 60 Millionen Euro gebaut wurde, ist die Restfläche des Werks derzeit nur ein riesiger Parkplatz.
Und auch das freigezogene Areal im benachbarten Werk III, dem alten Opel-Logistikstandort, der immer noch zu Lagerzwecken betrieben wird, liegen Flächen brach; nämlich einige Zehntausend Quadratmeter, auf denen früher Zelte standen, die zur Lagerung von Autoteilen dienten und die mittlerweile abgerissen sind. Insgesamt geht es um 32,7 Hektar Bauland.
5500 Händler in ganz Europa werden aus Bochum versorgt
Ändern will der mittlerweile zum französischen Stellantis-Konzern gehörende Autobauer an dieser Situation offenbar erst einmal nichts. „Die Fläche - inklusive des angemieteten Nord-Plateaus – soll auch künftig für diesen Zweck genutzt werden“, so der Opel-Sprecher über den Parkplatz für Gebrauchtwagen. Weitere Nutzungsmöglichkeiten würden regelmäßig geprüft.
Vom Warenverteilzentrum in Langendreer werden 5500 Händler in ganz Europa mit Teilen von Opel versorgt. Der mit der IG Metall ausgehandelte Tarifvertrag sieht vor, dass der Standort und die Arbeitsplätze von 700 Beschäftigten bis Ende Juli 2025 gesichert sind.
Opel-Schriftzug bleibt in Rüsselsheim
Wo Opel drin war, stand auch Opel drauf. Weithin sichtbar waren die vier riesigen Buchstaben und das Firmenlogo mit dem Blitz im Kreis, die jahrzehntelang auf dem Verwaltungsgebäude des Werks I im Stadtteil Laer standen und die sozusagen das i-Tüpfelchen bildeten auf dem identitätsstiftenden Gebäude, dem Backsteinbau mit der markanten Rotunde davor.
Gebäude und Schriftzug wurden beide zu Denkmälern erklärt. Aber nur die behutsam sanierte Immobilie, die seit 2020 die Zentrale des Onlinehändlers Babymarkt.de und mittlerweile auch den Makerspace der Ruhr-Uni beherbergt, ist noch da. Der Schriftzug, der eigentlich zum Gebäude gehört, aber mittlerweile von der Kennung „O-Werk“ abgelöst wurde, ist nicht einmal mehr in der Stadt.
„Der Opel-Schriftzug aus Bochum ist weiterhin in Rüsselsheim eingelagert“, sagt ein Unternehmenssprecher. Und: Derzeit gebe es auch keine konkreten Pläne oder Anfragen, was damit geschehen könne.