Bochum. „Opel“ und der Blitz sind Vergangenheit. An die Stelle des Autowerks in Bochum ist das O-Werk getreten. Ein neuer Schriftzug kündet davon.
Als Visionär hat Norbert Hermanns einen gewissen Ruf. Als der Gründer und Geschäftsführer des Aachener Immobilienentwicklers Landmarken AG zum ersten Mal Bilder vom Opel-Verwaltungsgebäude in Bochum sah, dachte er: „Daraus können wir etwas machen“. Er kaufte den denkmalgeschützten, aber sanierungsbedürftigen Bau, ließ ihn stilerhaltend umbauen. Und jetzt ist er wirklich fertig.
Seit heute weist der Schriftzug „O-Werk“ auf dem Dach des Gebäudes schon von Weitem auf die neue Geschichte dieser geschichtsträchtigen Immobilie hin. Ein Kran hievte die fünf orangenen Buchstaben inklusive Bindestrich aufs Dach des sechsgeschossigen Gebäudes. Sie lösen das Opel-Signet und den berühmten Opel-Blitz ab, die jahrzehntelang auf dem Dach standen und das Symbol der dritten Generation Bochumer Industriegeschichte bilden – nach Kohle und Stahl.
Babymarkt und Ruhr-Uni sind eingezogen
Bochum 4.0 – das repräsentiert das „O-WERK“ nun. Genutzt wird das 128 lange Bürogebäude schon seit einigen Monaten. Der Online-Händler Babymarkt.de ist im September eingezogen, nach und nach bezieht außerdem die Ruhr-Universität als zweiter Mieter die restlichen Räume. Das Gebäude ist damit voll. Seine Funktion und Bedeutung ist aber noch lange nicht erschöpft.
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Das O-Werk selbst wird zum Zentrum des O-Werk-Campus, den die Landmarken AG in den nächsten Jahren rund um das Gebäude entwickelt. Insgesamt sechs Bürogebäude, zwei Parkhäuser, zwei Flachbauten für Kita und Gastronomie werden entstehen.
Drei Campus-Gebäude sind 2022 fertig
Der Grundstein für die ersten drei Immobilien wurde im Oktober gelegt. Ende 2022 sollen dort die Krankenkasse Viactiv mit 800 Mitarbeitern sowie zwei Technologieunternehmen einziehen; dem Vernehmen nach u. a. der IT-Sicherheitsentwickler Physec.
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Im zweiten Bauabschnitt soll bis Ende 2023 ein sogenanntes Spirit Office mit 9000 Quadratmetern Bürofläche entstehen. Schließlich sollen noch zwei weitere Gebäude mit insgesamt 16.000 Quadratmetern Fläche gebaut werden.
Eingerahmt von VW und Bosch
Alles zusammen bildet den O-Werk-Campus eingangs des Technologie- und Wissenschaftsareals Mark 51/7 – eingerahmt von Gebäuden der Weltkonzerne VW und Bosch, die in den nächsten Jahren ebenfalls dort bauen und die Technologien der Zukunft entwickeln wollen.
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Zwei Namen und zwei Botschaften
Insgesamt vier Schriftzüge sind mit der Geschichte der Opel-Verwaltung verbunden. Denn: Zwischen „Opel“ und „O-Werk“ standen jeweils für kurze Zeit auch „How love coud be“ und „Wenn, dann hier“ auf dem Dach des Gebäudes bzw. der Rotunde.
„How love could be“ wurde eigens für das im Zuge der Opel-Werksschließung veranstaltete Detroit Festival hergestellt. Es hing zuvor am Förderturm des Bergbaumuseums und dann am Audimax der Ruhr-Uni. Mittlerweile ist es an der Hochschule für Gesundheit zu sehen.
Die Bochumer Vivamo GmbH und ihr Inhaber Volker Brunswick hatte den Schriftzug einst finanziert und stellen ihn in Absprache mit dem englischen Lichtkünstler Tim Etchell als Dauerleihgabe aus.
Erstmals strahlen soll der O-Werk-Schriftzug am Freitagabend, dann werden die Lichtbänder der Buchstaben ans Stromnetz angeschlossen sein. Hergestellt hat die drei Meter hohen und zwischen 1,5 und drei Meter breiten Buchstaben die Bochumer Vivamo GmbH. 13,5 Meter lang und etwa 650 Kilogramm schwer ist der Schriftzug. Zusammen mit der Unterkonstruktion und den Befestigungen bringt er sogar 1,3 Tonnen auf die Waage. Die Buchstaben sind aus Aluminium und Plexiglas hergestellt, in ihnen sorgen energiesparende LED-Lampen dafür, dass das O-Werk von Laer aus über Bochum strahlt.
Orange hat große Strahlkraft
Die orangene Farbe folgt keinem Identifikationsziel des Unternehmens, „sondern hat ausschließlich ästhetische Gründe“, so Landmarken-Sprecher Kolja Linden. Und: Hersteller Vivamo weiß aus Erfahrung, dass die Strahlkraft der Buchstabe mit dieser Farbe besonders groß ist.
Zum Vergleich: Opel hatte sich für weiße Buchstaben entschieden, die nicht beleuchtet wurden. Der alte Schriftzug war 3,5 Meter hoch und etwa 20 Meter breit.
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Opel-Schriftzug liegt in Rüsselsheim
Der Vorgänger – Opel-Schriftzug und Blitz – liegt derweil eingelagert im Opel-Werk Rüsselsheim. Auch er ist denkmalgeschützt, wie das Gebäude D1, unter dieser Bezeichnung firmierte die Verwaltung im Immobilienplan der 70 Hektar großen Werksfläche in Laer. Zurück an seine alte Stelle kann er nicht. Aber es gibt nach wie vor Überlegungen, ihn zurück nach Bochum zu holen. Denkbar wäre es etwa, ihn vor das zweite der einzig verbliebenen Gebäude des früheren Autowerks zu stellen, die Halle der ehemaligen Acetylenerzeugung. Sie steht rechts vom O-Werk vor dem DHL-Megapaketzentrum.
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