Bochum. Die Entwicklung im früheren Opel-Werk in Bochum ist in vieler Hinsicht wegweisend. Dazu gehört die Energieversorgung. Sie kommt aus der Erde.
500 Millionen Liter Grubenwasser schlummern in der Tiefe unter Mark 51/7, der 70 Hektar großen Fläche des ehemaligen Opel-Werks in Bochum-Laer. Mit Bohrungen bis hinunter auf mehr als 800 Meter haben die Stadtwerke Bochum und das Fraunhofer-Institut vor einem Jahr das Reservoir von der Größe des Phönix-Sees in Dortmund anzapfen lassen. Von 2024 an soll das Innovationsquartier Mark 51/7 mit Wärme und Kälte aus der Tiefe des Kohlenraums beliefert werden.
27 von 35 Gebäuden auf Mark 51/7 werden mit Geothermie versorgt
Seit Montag laufen die Pumpentests. Sie werden noch etwa bis Ende des Monats andauern. Dann soll sich zeigen, ob die Annahmen von Geologen und des Energieversorgers über die Wassermenge und -temperatur stimmen. Davon hängt ab, wie groß die technische Ausstattung der Energiezentrale ausfällt, z.B. die Leistung der Wärmepumpen. Der Grubenwassersee stammt aus der Zeit, als in auf der Zeche Dannenbaum Kohle abgebaut wurde. Fast 100 Jahre lang, zwischen 1860 und 1958, wurde dort gefördert.
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150.000 Liter, umgerechnet 150 Kubikmeter oder 1000 gefüllte Badewannen, sollen künftig jede Stunde zutage gepumpt werden, um den Bedarf der Abnehmer zu decken. „Der überwiegende Teil der Anrainer wird mit Geothermie versorgt“, sagt Stadtwerke-Sprecher Jascha Dröge. Die Rede ist von drei Viertel aller Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf dem Gelände. 27 von insgesamt 35 Gebäude werden mit der klimafreundlichen Energie versorgt. Zusätzlichen Bedarf können die Stadtwerke über ihr Fernwärmeleitungsnetz befriedigen. „Verglichen mit der Versorgung durch Erdgas und elektrische Kälteanlagen wird die Energie aus dem Grubenwasser jährlich insgesamt rund 3200 Tonnen CO2 vermeiden“, heißt es bei den Stadtwerken.
Grubenwasser wird hochgepumpt und erhitzt oder abgekühlt
Das städtische Tochterunternehmen baut im Osten des Areals eine Energiezentrale. Sie wird, so Stadtwerke-Geschäftsführer Dietmar Spohn, „das Herzstück der Energieversorgung“ im ehemaligen Opel-Werk und mit einer Höhe von 22 Metern weithin sichtbar sein. 24 Millionen Euro investieren die Stadtwerke in den Bau. Sechs Millionen Euro hat sie für die beiden Tiefenbohrungen ausgegeben.
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Die geothermische Nutzung funktioniert so: Mit Tauchpumpen wird das Wasser zutage gefördert, für die Wärme aus 810 Metern etwa 30 Grad warmes Wasser, das mit Wärmepumpen auf 48 Grad erhitzt wird; und für die Kälte aus 340 Metern etwa 18 Grad warmes Wasser, das mit Wärmepumpen auf zehn Grad abgekühlt wird. Das Wasser wird ins System eingespeist und später wieder in die Tiefe gelassen.
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Stadtwerke Bochum gehören der „Allianz für Geothermie“ an
Es heißt, in Bochum wird deutschlandweit zum ersten Mal ein größeres Gewerbegebiet mit kombinierter Wärme- und Kälteenergie aus Geothermie versorgt. Nicht nur die Stadtwerke Bochum sind davon überzeugt, dass dies ein zukunftweisender Weg ist. Gemeinsam mit der Aachener Stawag, den Stadtwerken Duisburg, Düsseldorf und Münster sowie der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) haben sie die „Allianz für Geothermie“ gegründet. Die Partner wollen einen beträchtlichen Beitrag leisten, um die Klimaschutzziele in NRW zu erreichen.
Nach Sonne und Wind habt sie Geothermie das größte Potenzial im Hinblick auf den Umbau der Energieversorgung, so Experten. Eine Studie hat ergeben, „dass mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs der Gebäude in NRW über die oberflächennahe Geothermie mittels Erdwärmesonden gedeckt werden kann“.