Bochum. Bis zu 200 Euro je Quadratmeter kosten Grundstücke im früheren Opel-Werk Bochum. Die eingenommenen Millionen reichen zur Sanierung aber nicht.
Am Freitag, 27. Oktober, wird auf Mark 51/7 mal wieder gefeiert. Der IT-Dienstleister Keysight Technologies eröffnet an der Suttner-Nobel-Allee auf dem Gelände des früheren Opel-Werks in Laer eine Niederlassung. Damit wächst auch die Zahl der Beschäftigten in Bochums Vorzeigequartier. Bis Ende des Jahres werden es nach Angaben der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) etwa 3000 sein.
3000 neue Jobs sind bis Ende dess Jahres im früheren Opel-Werk entstanden
Neun Jahre nach der Schließung des Opel-Werks ist damit fast die damalige Beschäftigtenzahl erreicht. Etwa 3500 Mitarbeiter hatten ihren Job verloren, als der Autobauer am 4. Dezember 2014 den letzten Zafira produziert und danach für immer die Werkstore geschlossen hat. Heute gibt es oder entstehen dort ganz andere Arbeitsplätze; viele hoch qualifizierte vor allem in den Bereichen IT und Wissenschaft, aber auch einfache Jobs wie viele der etwa 700 im Megapaketzentrum von DHL. Insgesamt 10.000 Beschäftigte werden nach Einschätzung der WEG auf Mark 51/7 arbeiten, wenn erst einmal alle Flächen bebaut und alle Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen ihre Arbeit aufnehmen.
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Um 10.000 Stellen zu schaffen, greifen Unternehmen, aber auch die Stadt Bochum, das Land NRW und der Bund tief in die Taschen. Mehrere Hundert Millionen investieren Bauherren und Mieter. Drei Beispiele: Logistiker DHL hat mehr als 100 Millionen Euro in sein hochmodernes Megapaketzentrum gesteckt. Für den Bau des Technologiezentrums der Volkswagen Infotainment GmbH gibt Investor und Vermieter Ten Brinke 78 Millionen Euro aus. Dazu kommt die Ausstattung vor allem der Labore durch das Unternehmen. Ein dreistelliger Millionenbetrag ist vermutlich nötig, um das Zentrum für Theoretische und Integrative Neuro- und Kognitionswissenschaft (Think) zu bauen. Allein 89 Millionen Euro Fördergelder, so die Ruhr-Universität Bochum, werden dafür bereit gestellt.
Opel ist 2021 aus der Bochum Perspektive ausgestiegen
Geld muss aber auch aus Bochum selbst kommen. Um den Umbau zu organisieren, wurde 2014 die Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022 gegründet. An ihr waren anfänglich die Stadt Bochum (51 Prozent) und Opel (49) beteiligt. Nach dem Ausstieg des Autobauers Anfang 2021 trägt allein die Stadt über ihre Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft die Bochum Perspektive, aus deren Name mittlerweile die Jahreszahl 2022 verschwunden ist.
Förder-Millionen sind der Schlüssel
Fördergelder sind der Schlüssel für den Quantensprung vom Autowerk zum Wissens- und Technologiequartier. Etwa 157 Millionen Euro (Stand Ende 2022) kostet die Sanierung der Opel-Werksfläche und der Aufbau von Mark 51/7 inklusive des Versorgungs- und Straßennetzes. Insgesamt 89,1 Millionen Euro Fördergelder sind bislang bewilligt.
Viele weitere Fördermillionen werden außerdem für die Infrastruktur ausgegeben. Drei Beispiele: Der VRR hat 4,4 Millionen Euro zum Bau der Straßenbahnlinie entlang der Suttner-Nobel-Allee bezahlt. Der Bund unterstützt den Aufbau einer Wärme-und Kälteversorgung aus Grubenwasser mit 9,6 Millionen Euro. Und 20,8 Millionen Euro hat das Land gegeben, um den Aufbau des Worldfactory Start-up-Centers (WSC) zu unterstützen.
Etwa 157 Millionen Euro (Stand Ende 2022) kostet die Sanierung der Werksfläche und der Aufbau des Versorgungs- und Straßennetzes insgesamt. Etwa 23 Millionen tragen davon Bochum und Opel, wobei das Unternehmen auch das knapp 70 Hektar große Gelände für einen symbolischen Preis von einem Euro in die „Ehe“ eingebracht hat. Bewilligt sind bislang 89,1 Millionen Euro Fördergelder. Der damalige Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) hatte im Februar 2014 bei seiner Rede im Bochum Rat versprochen, dass die Stadt auf 90 Prozent („ein erstaunlich hoher Anteil“) Fördergelder aus Düsseldorf erwarten dürfe für Kosten, die nicht über Erlöse gedeckt werden können.
99 Prozent der Flächen auf Mark 51/7 sind vergeben
Der Rest muss über den Verkauf der Grundstücke erzielt werden. Nach Abzug von Straßen und Grünflächen (228.000 Quadratmeter; 33 Prozent Grün und 4 Prozent Straße) bleiben von dem 6,8 Hektar großen Gelände 455.000 Quadratmeter vermarktbare Fläche übrig (63 Prozent).
Und die ist bereits „zu 99 Prozent vermarktet“, so WEG-Sprecherin Stefanie Bersin; das heißt verkauft, reserviert oder mit einer Option versehen. Lediglich das für eine weitere Kita vorgesehene Grundstück ist noch zu haben.
31,5 Millionen Euro haben die Grundstücksverkäufe bislang eingebracht
Erlöst hat die Bochum Perspektive beim Verkauf der meisten Grundstücke nach eigenen Angaben bislang 31,5 Millionen Euro. Nachdem 2022 zwei Grundstücke für das Ingenieurbüro Zetcon und den Bau- und Liegensschaftssbetrieb (BLB) NRW insgesamt 1,6 Millionen Euro geflossen sind, kamen in diesem Jahr bislang weitere 1,7 Millionen Euro für drei weitere Grundstücke hinzu.
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Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter liegt auf Mark 51/7 bei 110 Euro. Gezahlt haben Käufer bislang Preise zwischen 70 und 200 Euro je Quadratmeter. „Der Verkaufspreis richtet sich nach Bodenrichtwerten, da wir gegenüber Fördermittelgebern verpflichtet sind, bestmöglich zu vermarkten“, so die WEG-Sprecherin.
Dabei liegt Mark 51/7 deutlich über dem Durchschnitt. Der Bodenrichtwert für Gewerbegrundstücke in guter Lage liegt in diesem Jahr nach Angaben des Gutachterausschusses 85 Euro je Quadratmeter.