Bochum. Das Wohnungsbau-Projekt in Bochum gilt als Erfolgsgeschichte. Doch jetzt kommt es zu Verzögerungen. Und auch ein Grundstück ist wieder zu haben.
Viel Wohnraum soll im Ostpark, Bochums größtem Neubaugebiet, entstehen. Bis zu 1300 neue Wohnungen sind in den zwei großen Quartieren an der Feldmark in Altenbochum und auf der Havkenscheider Höhe in Laer geplant. Bislang galt das Wohnungsbauprojekt als Erfolgsgeschichte. Diese gerät jetzt allerdings gewaltig ins Stocken.
Wohnen im Ostpark in Bochum: Erste Rückschläge fürs riesige Neubaugebiet
Zwar sind inzwischen die ersten Häuslebauer in ihr neues Eigenheim in Nachbarschaft zum Eichendorffweg eingezogen. Und auch das erste Mehrfamilienhaus an der Immanuel-Kant-Straße, direkt neben der evangelischen Fachhochschule, ist weitgehend bezugsfertig. Doch bei dem Grundstück genau gegenüber hakt es aktuell. Es ist wieder zu haben, weil alle interessierten Investoren abgesprungen sind.
Mehr zum Thema Ostpark
- Wohnen im Ostpark: Die Kosten, die Chancen, der Zeitplan
- Erste Mietwohnungen im Ostpark: Alle Infos und Preise
- 500.000 Euro für eine Wohnung: So läuft es im Ostpark Bochum
- Neuer See im Bochumer Mega-Wohngebiet: So wertvoll ist er
- Ostpark Bochum: Jetzt werden weitere Grundstücke verkauft
Das geht aus einer aktuellen Verwaltungsmitteilung an die politischen Gremien hervor. Die gesamtwirtschaftliche Situation der Immobilienbranche habe mittlerweile auch Auswirkungen auf das Projekt „Ostpark – Neues Wohnen“, heißt es darin. „Konkret davon betroffen ist das Bestgebot-Verfahren für den Vermarktungsabschnitt 2 im Quartier Feldmark. Für das im ersten Quartal 2022 gestartete Verfahren haben alle geeigneten Bewerber ihre Konzepte zurückgezogen.“ Die Stadt will nun die Verfahrensweise ändern.
Investoren springen ab: Stadt Bochum sucht wieder Käufer für Ostpark-Grundstück
Knapp 3200 Quadratmeter ist das Grundstück groß, auf dem ein viergeschossiges Wohngebäude entstehen soll. Fünf Interessenten hatten sich gemeldet. „Nicht das höchste Gebot war dabei entscheidend, sondern das beste Konzept“, erklärt Stadtplaner Benjamin Gard. Mit dem aussichtsreichsten Kandidaten seien auch schon „Gespräche zur weiteren Konkretisierung des Konzeptes sowie zur Vorbereitung des Kaufvertrages geführt“ worden. Doch im August 2022 habe der Investor mitgeteilt, dass er aufgrund der wirtschaftlichen Situation von einer Realisierung des Projektes absehen müsse. Im weiteren Verlauf machten auch die Zweit- und Drittplatzierten einen Rückzieher. Die Konzepte der anderen beiden Bewerber kamen aus Sicht der Stadt nicht infrage.
Nun geht die Suche von vorne los. Und die Zeit drängt. Denn von diesem Bauvorhaben hängen auch andere ab. Aufgrund des besonderen Umgangs mit dem anfallenden Regenwasser sowie gemeinsamer Kinderspielflächen im Innenhof ist es laut Stadt notwendig, die Innenhofbereiche des Blocks durch eine Hand planen und umsetzten zu lassen. Das sei aber erst möglich, nachdem die Tiefgaragen unter den jeweiligen Gebäuden errichtet wurden, da diese teilweise bis unter die Innenhoffläche reichen.
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Verzögert sich also die Bebauung eines Grundstücks (wie in diesem Fall), würde sich somit auch der Bau der Innenhofbereiche/Gemeinschaftsgrünflächen entsprechend verzögern, was zu weiteren Problemen und Abhängigkeiten führe. Es müssten, so die Stadt, „längerfristig Provisorien geschaffen werden, wodurch den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern keine attraktiven Freiflächen zur Verfügung stünden“.
Käufer für Grundstück gesucht: Stadt Bochum gerät unter Zeitdruck und ändert die Strategie
Deshalb rückt man im Rathaus nun vom Bestgebot-Verfahren ab und will direkt auf Investoren zugehen. „Bislang waren die Bewerbungen für Interessenten mit großem Aufwand verbunden“, erklärt Benjamin Gard. „Sie mussten mit der Planung ordentlich in Vorleistung gehen. Bei der nun vorgesehenen Direktvermarktung wollen wir mit dem Investor das Konzept gemeinsam entwickeln.“
Von den Ansprüchen in Sachen Architektur, Gestaltung, Dämmung und Nachhaltigkeit wolle man aber nicht abrücken. „Uns ist weiterhin ein hochwertiges Konzept wichtig“, betont Gard. „Es soll im Ostpark alles zusammenpassen. Von daher werden wir die Anforderungen nicht herunterschrauben.“ Sonst müsse man ja auch den Bebauungsplan ändern. Und das würde wieder viel Zeit kosten.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Im Rathaus sei man aber weiter guter Dinge, auch auf diesem Grundstück etwas Schönes und Hochwertiges entstehen lassen zu können. „Drumherum bauen ja auch schon einige Investoren, vielleicht befindet sich unter ihnen auch einer, der sich für dieses Grundstück interessiert“, hofft Gard.
Schwierige Marktlage: Stadt Bochum wartet mit dem Verkauf weiterer Ostpark-Grundstücke
An anderer Stelle im Ostpark will man aufgrund der wirtschaftlich angespannten Lage noch mit der Vermarktung warten. Die letzten noch freien Grundstücke an der Feldmark liegen im Bereich zwischen dem alten Friedhof, der erhalten bleibt, und dem Sheffieldring. Hier sind Mehrfamilienhäuser, Reihen- und vereinzelt auch Einfamilienhäuser geplant. Investoren sollen den Grund kaufen, bauen und dann eigenständig Wohnraum verkaufen. „Aktuell haben wir aber ein schlechtes Gefühl, was die Vermarktung angeht“, verrät Benjamin Gard. „Ich glaube nicht, dass wir vor dem Sommer damit starten werden.“
Ein paar Hundert Meter weiter östlich, auf der Havkenscheider Höhe in Laer, wäre die Stadt gerne schon so weit. „Hier wollten wir in dieser Fällperiode eigentlich schon roden, um das Baufeld herzurichten“, sagt Gard. Doch leider seien immer noch „baurechtliche Fragestellungen zu klären“. Dabei gehe es in erster Linie um den Brandschutz. „Die Experten prüfen das derzeit. Erst danach können wir den Bebauungsplan offenlegen. Hoffentlich noch 2024.“
+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++
Gard geht davon aus, dass es frühestens 2025 endgültig grünes Licht von der Politik geben werde. Rodungsarbeiten könnten somit Ende 2025/Anfang 2026 starten. „Und dann kommt ja noch die bergbauliche Sicherung, die durchaus ein Jahr dauern kann.“ Erst danach könnten die Baustraßen angelegt werden. Von daher könne mit dem Wohnquartier in Laer erst 2027/2028 so richtig begonnen werden.
Weitere Informationen zum Ostpark gibt es auf www.bochum.de .
Noch Eigentumswohnungen zu haben
Es gibt auch gute Nachrichten aus dem Ostpark. So läuft der Verkauf von Eigentumswohnungen in den ersten geplanten Stadtvillen nach Angaben des Investors „trotz der Marktlage erfreulich gut“. Die Bouwfonds Immobilienentwicklung (BPD) hat sich vier Grundstücke entlang der schon gebauten Promenade im Quartier Feldmark gesichert. Ostparkallee heißt die Adresse, an der von BPD insgesamt vier Stadtvillen mit Eigentumswohnungen gebaut werden sollen. In einem ersten Schritt wurde kürzlich mit der Vermarktung der ersten beiden Gebäude begonnen.
„Wir konnten schon sechs Käufer finden, das ist notariell fest“, freut sich Dirk Brockmeyer, Projektentwickler bei BPD. Weitere Termine beim Notar stünden noch an. „Zehn von 23 Wohnungen sind verkauft“, zieht er „ein schönes Zwischenfazit“. Günstig sind die 51 bis 106 Quadratmeter großen Wohnungen (zwei bis vier Zimmer) nicht. Die Kosten für den Quadratmeter liegen laut BPD bei rund 5000 Euro. Heißt: Die größte Wohnung mit vier Zimmern würde etwa 530.000 Euro kosten. Bei der kleinsten Einheit wäre man mit 255.000 Euro dabei.
Weitere Informationen zu den Eigentumswohnungen in den Stadtvillen gibt es auf www.ostpark-bpd.de oder telefonisch unter 069 50 60 37 38.