Bochum. Platz 51 von 71 Großstädten - in einem aktuellen Ranking liegt Bochum weit hinten. Was fehlt zu einer echten Großstadt? Das sagen WAZ-Leser.
So viel ist sicher: Bochum bewegt. Zahlreiche Bochumerinnen und Bochumer haben sich zu der Frage geäußert, ob ihre Stadt in der aktuellen Großstadt-Rangliste zu Recht nur im hinteren Mittelfeld liegt oder ob sie gar nicht so weit entfernt von den Spitzenplätzen ist. Über Facebook haben viele ihre Meinung gesagt.
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Kritik an Bochums City: Hier gäbe es viel zu verbessern
Das Ergebnis: zum Teil hart und unerbittlich. „Bochum bleibt eine Dümpelveranstaltung“, schreibt etwa Slart Bartfoss. Ein „markanter historischer Platz“ und überhaupt „Flair“ fehle, sagt Thomas Pflanz.
In der City sehen viele Menschen Handlungsbedarf: „Mehr Blumenbeete in der Innenstadt, mehr Möglichkeiten, draußen gemütlich zu sitzen, mehr Sauberkeit“ fordert Nataly April. In die gleiche Kerbe schlägt Krawall Bruder: „Es sollte nicht so abgeranzt aussehen und was zu bieten haben… Die Innenstadt ist ja schrecklich geworden.“ Auch Raphael Kapusta fehlt „eine attraktive Innenstadt“. Nicole Tomelzik stimmt zu: „Derzeit zu viel Leerstand, zu viele Billigläden. Wünschenswert wären individuellere Geschäfte, Begrünung und Verweilplätze sowie Spielangebote für Kinder.“
Verloren gegangen ist nach Einschätzung von Heike Wiezorek „das feine Flair in der Innenstadt... Kortum, Sinn und viele gute Geschäfte sind verschwunden“. „Mut zur Architektur und restaurierte Fassaden entlang des Innenstadtrings“ wünscht sich Björn Uninteressant. „Teilweise klebt dort noch der Kohlenstaub von vor 50 Jahren.“
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Andere sagen: Bochum ist mehr als die Innenstadt
Allerdings: Aus Sicht von Ja Wi wird viel zu viel auf die Innenstadt geschaut und der Rest von Bochum vergessen: „Die Stadtpolitik ist zu zentralistisch. Man fokussiert sich zu sehr darauf, sich zu überlegen, wie man Kaufkraft in die Innenstadt bekommt, und vergisst dann alles drumherum.“
Und da gebe es reichlich Potenzial, findet Eberhard Schauwienold. „Macht mehr aus der Ruhr, z.B. im Bereich der alten Flussbadeanstalt in Dahlhausen. Die Unigebäude könnten angehübscht werden. Kaum jemand weiß, wie schön es unterhalb Richtung Lottental und Kemnade ist.“
Defizite bei der Stadtverwaltung führt Marc Korting als Kritik an. Er sagt: „Bochum funktioniert immer dann, wenn privates Engagement vorhanden ist.“ Aus Sicht von Marcus Neumann höre die Verwaltung zu wenig auf die Bürger: „Hier werden teilweise Entscheidungen durchgeboxt, die nicht immer bedarfsgerecht sind.“ Die Unterstützung der Ehrenämter werde „oft nicht beachtet oder berücksichtigt.“
Und: „Ein Skatepark oder eine Skatehalle würde Bochum attraktiver machen“, sagt Jakob Dikka. Und: „War ja tatsächlich auch ein Wahlversprechen von Thomas Eiskirch.“ Überhaupt stünden Bochum mehr Freizeitmöglichkeiten gut zu Gesicht, findet Martin Lydidng. Sein Vorschlag: „eine dauerhafte Eishalle.“
Gut gemacht im Vergleich zu anderen Städten
Michele Franco fällt eher ein positives Urteil: „Wenn man die Geschichte von Bochum sieht, finde ich, dass wir es ganz gut gemacht haben im Vergleich zu Städten mit einer ähnlichen Voraussetzung.“ Alleine steht er mit seiner Meinung nicht da. „Für mich ist Bochum die schönste Stadt im Pott“, sagt Tanja Becker. Vor allem kulturell habe sie viel zu bieten.
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Bochum und der Traum von schnellem Internet
Einen Vorschlag für die Nutzung von Industriebrachen hat Rhwb Brand. Dort sollten Dienstleistungszentren angesiedelt werden. Überhaupt macht einigen die Infrastruktur Sorgen. Ann Blume etwa sagt: „Ein vernünftiges Internet. Wir träumen noch von schnellem Internet. Da hatte ich an jeder Stelle in Island und selbst auf Spitzbergen besseres Internet. Aber Bochum bekommt das nicht hin. Als Universitätsstadt ist das ein Trauerspiel.“
Straßen sind ein Thema: „So mancher Politiker baut lieber schöne große Gebäude, vergisst aber darüber hinaus, dass die Menschen dort auch irgendwie hinkommen müssen“, sagt Jan Hilker. „Falls jemand mal schlechte Straßen sehen möchte, kann dieser gerne mal im Bereich Südstraße/Im Vogelspoth/Auf dem Hagedorn besichtigten, diese Straßen werden seit Jahren nur geflickt.“
Was Bochum braucht? Einen ÖPNV, der einer Großstadt würdig ist
Auch anderes könnte dazu beitragen, dass Bochum als Großstadt wahrgenommen wird, findet Youeeh Schefzack. Was fehlt? „Vielleicht, dass der Hauptbahnhof einer Stadt mit fast 400.000 Einwohnern auch von der Bahn angefahren wird.“
Und: Nikolaus La fordert einen „einer Großstadt würdigen ÖPNV“. Nathalie Aine sieht das auch so: „Eine bessere Infrastruktur mit Bus und Bahn in den Randstadtteilen gerade für die Senioren.“
Vielfältiger und toleranter sollte es nach Einschätzung von Frauke Burkhardt zugehen: „Mehr interessante, unterschiedliche Geschäfte, mehr Unterstützung der Kunst und Kultur, ein respektvoller Umgang miteinander von allen, die in Bochum leben“, wünscht sie sich.
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Idee für Bochum: Den Stadtpark schick machen
Auch mangelnde Sicherheit ist ein Thema: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Es macht mich traurig, dass sich mein Sohn nun im Ausland sicherer fühlt als hier“, so Soko Loca.
Vieles in Bochum ist gar nicht so schlecht. Das klingt bei einigen Lesern und Usern durch. Aber: Eben auch nicht wirklich gut. Markus Baldschus schlägt vor: „Macht den Stadtpark in der Nähe der City mal schick. Alles etwas überarbeiten und dazu ein einladender Übergang von der City dorthin. Vielleicht mehr Veranstaltungen rund um die Jahrhunderthalle.“
Schmaler Grat zwischen Überzeugung und Ironie
Großstadt? Für Heinz Eudenbach ist das eine Nummer zu groß. „Lieber klein und fein“, sagt er.
Überhaupt übt sich der eine oder andere in einer Bescheidenheit, die irgendwo zwischen Ernsthaftigkeit und Humor rangiert. So wie bei Nihil Baxter. Aus seiner Sicht fehlt Bochum „ne gute Pommesbude“.
Und dann sind da noch die, die sich entweder aus tiefer Überzeugung nicht Schöneres als Bochum vorstellen können oder die womöglich auch eine große Portion Ironie versprühen. Thomas Wohlgemuth gehört auf jeden Fall einer der zwei Fraktionen an. Sein Urteil: „Bochum ist einfach perfekt.“