Bochum. Eine gute Entwicklung wird Bochum in der Rangliste der Großstädte attestiert. Von den Top-Plätzen ist die Stadt aber weit entfernt. Die Gründe.

Eine geradezu rasante Entwicklung wird Bochum im aktuellen Ranking der 71 kreisfreien deutschen Großstädte bescheinigt. Keine andere Stadt im Ruhrgebiet sei so dynamisch.

Bochum belegt im Großstadt-Ranking nur Platz 57

Allerdings ist das Gesamtergebnis nicht ganz so erfreulich: Lediglich Platz 57 belegt Bochum in der Hitliste der kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, die das Magazin Wirtschaftswoche, das Institut IW Consult und die Online-Plattform Immoscout24 erstellen. Das ist noch nicht die Abstiegszone, aber eben auch nur das untere Mittelfeld.

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In drei Bereiche ist die Studie unterteilt: Sie misst die Wirtschaftskraft (Niveau, Platz 57), die nachhaltige Entwicklung (47) und die Veränderungen auf dem Immobilien- und Arbeitsmarkt, der Lebensqualität und der Wirtschaftsstruktur (Dynamik, 18) einer Stadt. Am besten schneidet Bochum bei der Dynamik ab – vor allem „im Teilbereich Arbeitsmarkt“, wie es heißt.

Tatsächlich ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten so hoch wie noch nie. Ende Juni 2023 waren es 146.544 Personen, wie aus den aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Und: „Durch neun Hochschulen kann die Stadt mit vielen hoch ausgebildeten jungen Menschen aufwarten, die florierende Startup-Szene wird von der Stadt stark gefördert“, so die Autoren der Studie.

Viele Hochschulabsolventen, aber nur wenige Patente

Ein positives Bild, das sich teilweise auch im Status Quo niederschlägt. Beim Gewerbesaldo (Platz 25) und den Straftaten (31) liegt Bochum „über dem Strich“, beim Gewerbesteuerhebesatz (66) und dem Bruttoinlandsprodukt (59) allerdings darunter. In Sachen Nachhaltigkeit zählen die Hochschulabsolventen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (8) sowie die Zahl der Elektrotankstellen (21) als Plus. Vor allem die Luftqualität (65) und die geringe Zahl der Patente (Platz 57) schlagen negativ zu Buche.

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Viele Daten, viele Zahlen, viele Plätze. „Grundlegend kann man – wie bei jedem Ranking – die zugrundeliegenden Einzelindikatoren in Frage stellen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Auffällig sei etwa, dass die Autoren selbst von Megatrends wie der digitalen und ökologischen Transformation sprechen, dies aber nur mit einem Indikator berücksichtigen. Dabei sei Bochum gerade in diesem Bereich bestens aufgestellt. „Aufgrund des eigenen Anspruchs wird die Stadt aber völlig unabhängig solcher Fragen weiterhin daran arbeiten, in Zukunft noch bessere Ergebnisse zu erzielen“, so der Stadtsprecher. Im Zeitvergleich sei ein positiver Entwicklungstrend ablesbar. So habe sich die Stadt im Gesamtergebnis gegenüber 2021 um fünf Plätze verbessert.

Bochum Strategie ist für die Stadt der wesentliche Gradmesser

„In der Gesamtschau und im Zeitvergleich können die Daten als zusätzliche Orientierung herangezogen werden, um das Bild zur Entwicklung Bochums im Vergleich zu vervollständigen“, heißt es. Aber da die einzelnen Aspekte der Studie nicht immer relevant für den Standort Bochum sein müssen, „sind die Ergebnisse nicht in jedem Fall hilfreich“, auf jeden Fall müssten sie eingeordnet werden. Um die Entwicklung Bochums zu bewerten, sei die Bochum Strategie 2030 der richtige Gradmesser. Sie ist der „gesamtstädtische Handlungsrahmen“ und: „Sie ist für uns der maßgebliche Wegweiser hin zu einer positiven gesamtstädtischen Entwicklung“, so van Dyk.

Umfrage attestiert der Stadt einen Schritt nach vorne

Das Zwischenzeugnis könne sich dabei sehen lassen. Eine Online-Umfrage aus dem Herbst 2023 attestierte der Stadt ein „befriedigendes Ergebnis“ mit Schulnoten zwischen 2,4 und 3,3. Bei allen Themen gebe es Verbesserungen im Vergleich zum Jahr 2015, ein deutlicher Sprung nach vorne sei vor allem bei den Arbeitsmarktperspektiven und den Standortbedingungen zu verzeichnen.

Luft nach oben sei dennoch da: „So muss vor allem die urbane Lebensqualität für alle Bochumerinnen und Bochumer gesteigert werden“, heißt es bei der Stadt. Defizite gebe es auch bei der Integration und Chancengerechtigkeit sowie in Sachen Mobilität.

München steht an der Spitze

München gilt weiter als „beste Großstadt“ in Deutschland. Dafür sprechen vor allem die hohe Lebensqualität, der Arbeitsmarkt sowie das Miet- und Kaufpreisniveau von Wohnraum, so die Autoren der Studie. Dahinter folgen Mainz und Stuttgart auf den Plätzen zwei und drei.

Im Dynamikranking führt Mainz, das sich binnen eines Jahres um 47 Plätze verbessert hat, vor Berlin und Leipzig. Für Mainz‘ Dynamik sprechen die hohe Produktivität und die positive Entwicklung der lokalen Wirtschaft.

In Sachen Nachhaltigkeit wird die Großstadt-Hitliste angeführt von Heidelberg. Für die Stadt sprechen u.a. wenige Schulabgänger ohne Abschluss und eine geringe Arbeitslosenquote jüngerer Menschen, so die Autoren. Dahinter folgen Ingolstadt und Wolfsburg.