Bochum. Die Stadt Bochum kommt mit dem Flicken kaum nach, viele Autofahrer ärgern sich über Löcher in den Straßen. Wie stehen Chancen für Schadenersatz?
Sie sind jedes Jahr aufs Neue im nasskalten Winter ein Ärgernis – und eine echte Gefahr im Straßenverkehr: Schlaglöcher. Aktuell scheint es schlimmer denn je. In vielen Facebook-Gruppen wird über die tückischen Mini-Krater in den Straßen Bochums geschimpft. Ob Wasserstraße in Weitmar, Aschenbruch und Krayer Straße in Günnigfeld oder Hiltroper Straße in Hiltrop: Die Schlaglöcher lauern in allen Stadtteilen. „Bin gerade drübergefahren. Resultat war ein kaputter Reifen“, schreibt eine Frau aus Günnigfeld. Sie habe den Schaden direkt der Stadt Bochum gemeldet. Deren Mitarbeiter rotieren bereits.
Mitarbeiter der Stadt Bochum fahren Zusatzschichten wegen Schlaglöchern
„Um den derzeitigen Anforderungen gerecht zu werden, wird sowohl mit Überstunden als auch mit Samstagsschichten gearbeitet“, teilt Stadtsprecherin Kirsten Ilk auf WAZ-Anfrage mit. Der Technische Betrieb kontrolliere in vorgegebenen Rhythmen die städtischen Straßen und Wege auf Unfallgefahren, und somit auch auf Straßenschäden. Je nach Verkehrsbedeutung, -belastung und Ausbaustandard würden die Kontrollrhythmen zwischen wöchentlich (z. B. für Hauptverkehrsstraßen, Fußgängerzonen usw.) bis zweimonatlich (z.B. für kleinere Anliegerstraßen) variieren. „Insgesamt neun Straßenkontrollgänger begehen dazu die Bochumer Straßen und erfassen verkehrssicherungspflichtige Straßenschäden“, so Ilk weiter.
Die Stadt reagiere aber auch auf Meldungen von Bürgern, Polizei, Feuerwehr und anderen Ämtern. „Im Rahmen der Kapazitäten“ würden die gemeldeten Schlaglöcher dann schnellstmöglich von den Arbeitskolonnen verfüllt oder vorübergehend abgesperrt.
Auf der Hiltroper Straße beispielsweise hat das offenbar super geklappt. „Ich hatte kurz vor Silvester das Schlagloch auf Höhe unseres Hauses gemeldet“, sagt Alexander Sievers. Am Neujahrstag sei dann eine Kolonne angerückt und habe mit Kaltasphalt verfüllt.
Schlagloch in Hiltrop geflickt – kurz darauf war die Straße wieder kaputt
Das Flickwerk habe allerdings keine 50 Stunden gehalten, sagt der 49-Jährige. „Am 2. Januar sind die wieder angerückt, sind dann aber die ganze Straße abgegangen. Seitdem hält der Teer. „Doch wer weiß, wie lange?“, ist Sievers skeptisch. „Schon seit 2020 melde ich ein- und dasselbe Schlagloch immer wieder. Es wird dann stets geflickt – bis zum nächsten Mal.“
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Für ihn als Anwohner bedeuten die Schlaglöcher im Alltag eine ziemliche Beeinträchtigung, erklärt Alxander Sievers. „Wenn der Schwerlastverkehr am frühen Morgen da durchfährt, ist der Schlaf vorbei.“ Nicht nur die fahrenden, auch die am Rand stehenden Autos würden Schäden davon tragen. „Das fliegt richtig hoch, bis auf Dach und Motorhaube“, berichtet Sievers. „Das Zeug bekommt man kaum vom Lack.“
Er sei froh, dass auf diesem Teilstück der Hiltroper Straße Tempo 30 gelte. Übrigens wegen der Straßenschäden, darauf weisen Schilder hin. Sievers hofft auf die von der Stadt angekündigten Kanal- und Straßenbauarbeiten auf der Hiltroper Straße, und dass auch der Abschnitt vor seiner Haustür saniert wird. Die Schlaglöcher würden sonst immer wieder entstehen, allein wegen der Witterung. „Da ist noch Feuchtigkeit drin, und wenn es jetzt friert, lockert sich der Asphalt wieder.“
Die derzeitige Witterung sieht man auch im Rathaus als großes Problem und Ursache für die vielen Schlaglöcher. „Ist eine Straße bereits vorgeschädigt, kann Niederschlagswasser von der Oberfläche in den Belag und die darunter liegende Schichten eindringen“, bestätigt Kirsten Ilk. „In Verbindung mit den Schubkräften durch den fließenden Verkehr führt dieses häufig zum Herausbrechen des Asphalts und der Entstehung eines Schlaglochs.“
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Im Falle eines häufigen Wechsels von Frost und Tauwetter verstärke sich diese Wirkung weiter, „da das eingedrungene Wasser mit der Bildung von Eis sein Volumen vergrößert und somit eine Sprengwirkung im Straßenbelag verursacht“. Wie viele Schlaglöcher es derzeit in Bochumer Straßen gibt, weiß die Stadt (noch) nicht. Dazu könnten frühestens Mitte bis Ende Februar Zahlen geliefert werden. Die Arbeiten der Kolonnen würden aber dokumentiert.
Schlaglöcher in Bochum: Schlechte Aussichten auf Schadenersatz
Auch für den Fall von Schadenersatzklagen von Autofahrern. Die Chancen, etwaige Schäden am Auto geltend machen zu können, sind jedoch gering. Zuständig ist das Rechtsamt der Stadt Bochum. Im Jahr 2022 hat es nach Auskunft der Verwaltung elfmal den Versuch gegeben, Schadensersatz von der Stadt zu bekommen. In allen Fällen ist dieser Versuch allerdings gescheitert.
Auch beim ADAC sieht man kaum Aussicht auf Schadenersatz. „Ein Schadensersatzanspruch kann ganz entfallen oder gekürzt werden (Mithaftung), wenn die Schlaglöcher gut erkennbar waren, eine Warntafel vorhanden war oder die aufgrund der Gefahrenstelle angeordnete Geschwindigkeitsbeschränkung nicht eingehalten wurde“, sagen die Experten. Man dürfe nicht generell davon ausgehen, dass der Fahrbahnbelag in Ordnung ist und keine Schäden aufweist.
Schaden durch Schlagloch: Das raten die Experten
„Kommt es zu einem Unfall, ist es wichtig, zeitnah Beweismittel zu sichern“, raten die Experten des ADAC. Dazu gehöre, das Schlagloch, die betroffene Straße sowie das beschädigte Fahrzeug zu fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu notieren sowie Namen und Anschriften möglicher Zeugen festzuhalten. Vorsorglich sollten auch Polizei und Kfz-Versicherung informiert werden. „Schlaglochschäden am Auto oder Motorrad übernimmt allerdings nur die Vollkaskoversicherung“, so der ADAC.
Verantwortlich sei nicht automatisch die Stadt. Je nach Zuständigkeit für die Straße können dies der Bund, die Länder, Kreise, Gemeinde und auch Privatpersonen sein.