Mitte/Nord. Der Regionalverband Ruhr legt fest, welche Grünflächen in Bochum bebaut werden sollten. Gegen neue Pläne wehren sich Bürger und Politiker.
Die Bochumer Gremien diskutieren seit Wochen den neuen Regionalplan des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Darin legt der RVR fest, welche Freiflächen künftig bebaut oder gewerblich genutzt werden könnten. Die Politik im Bochumer Norden und in Mitte hat sich für den Erhalt von Grünflächen stark gemacht, in einigen Fällen mit Erfolg. Das letzte Wort hat der Rat am 5. Mai. Doch es gibt scharfe Kritik.
Die Stadt Bochum hat umfängliche Stellungnahmen abgegeben, räumt aber ein: Fakt ist, dass diese für den RVR nicht bindend sind. Die Verbandsversammlung kann sich im Rahmen der Abwägung der verschiedenen Belange über die eingebrachten Anregungen hinwegsetzen. Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt vom Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung findet diese Stellungnahmen „ungeeignet und unzureichend“.
„Verbindlichkeit stellt der Rat erst her, wenn er den Willen, von der durch den Regionalplan eingeräumten Entwicklungsmöglichkeit der Freiflächen keinen Gebrauch zu machen, mit Ratsbeschluss festschreibt.“ Das Netzwerk hat deshalb mit einer Eingabe für die Ratssitzung angeregt, durch Beschluss ausdrücklich auf eine Bebauung dieser Flächen zu verzichten.
Halde Hannibal bleibt „Pantoffelgrün“ in Bochum-Hofstede
Im neuen Regionalplan verzichten Stadt Bochum und RVR endgültig darauf, die Halde Hannibal in Hofstede als Gewerbe- und Industriebereich auszuweisen. Der RVR hatte die Halde reaktivieren wollen. Seit 2017 hat sich die Interessensgemeinschaft „Grüne Lunge Hofstede“ für die Halde als „Pantoffelgrün“ stark gemacht.
Martina Schell, SPD-Ratsmitglied für Hofstede: „Unser Stadtteil braucht die Halde als grüne Oase. Jetzt muss der neue Regionalplan im Sommer noch vom Ruhrparlament beschlossen worden.“ Die Stadt hat mittlerweile auf der Halde Hannibal zwei Bänke installiert. Auch der Aufgang der Halde von der Straße In der Provitze ist erneuert.
Dissens hingegen herrscht zwischen Stadt und RVR über die Zukunft der Deponie Marbach. Während der Regionalverband sie weiterhin als Abfalldeponie kennzeichnet, will die Stadt hier einen Freiraum ausweisen. „Bei einer Wiederaufnahme des Betriebes würde die anliegende Bevölkerung sowohl durch Staub als auch durch Verkehr stark belastet werden“, so die Bedenken.
Enge Bebauung im Bochumer Norden
Im Bochumer Norden setzt sich die Politik unisono dafür ein, die Fläche südlich des Schmalen Hellwegs, derzeit landwirtschaftlich genutzt, von Bebauung frei zu halten. Diese 12,7 Hektar legt der RVR als Reservefläche für den Wohnungsbau fest. Insbesondere die Genehmigung des Wohnbauprojekts der Deutschen Reihenhaus AG an der Dietrich-Benking-Straße hat der Bezirk Nord davon abhängig gemacht, dass die Fläche Schmaler Hellweg frei bleibt.
Die Stadt Bochum will, dass sie dauerhaft von einer Bebauung verschont wird, doch der RVR winkt ab. Die Fläche, so das Planungsamt, habe wichtige stadtklimatische Funktionen und diene der Naherholung. Das sehen die Fraktionen SPD/Grüne im Bezirk Nord genauso. Sie beantragen, die Fläche „Südlich Schmaler Hellweg“ als Naherholungsgebiet und Freiluftschneise durch einen Bebauungsplan zu sichern.
Und das Gremium geht noch weiter: „Wir sollten auch das Areal nördlich des Schmalen Hellwegs schützen. 30.000 Quadratmeter sind dort von der Stadt als Optionsfläche für Bebauung vorbehalten“, so Henry Donner, Bezirksbürgermeister für den Bochumer Norden. Uwe Langer vom Planungsamt konnte in der jüngsten Sitzung beruhigen: „Diese Fläche gilt baurechtlich als Außenbereich. Da kann nichts passieren.“
Einwände auch von Bürgern
Neben der Stadt Bochum haben zu den Flächen „Werner Feld“, Südlich Schmaler Hellweg und Baumhofstraße auch lokale Bürgerinitiativen in sehr umfangreichen Stellungnahmen ihre Bedenken vorgebracht.
Sie werden von Seiten des RVR insbesondere mit dem Verweis auf die abschließende kommunale Planungshoheit zurückgewiesen, bedauert so die Verwaltung.
Da hegt Donner Zweifel: „An der Dietrich-Benking-Straße wird gebaut, am Castroper Hellweg wird gebaut. Wie kann die Fläche südlich des Schmalen Hellwegs noch Außenbereich sein?“
Zudem beantragt der Bezirk Nord, die ebenfalls landwirtschaftliche Fläche an der Schulte-Hiltrop-Straße von Bebauung frei zu halten. Donner: „Wir wollen den dörflichen Charakter in Gerthe erhalten, damit man die Kirche noch sehen kann.“
Es liegt in der Hand der Politik
Uwe Langer gibt zu bedenken: „Man weiß nicht, was aus den Einwendungen der Stadt Bochum wird. Es liegt in der Hand der Politik, ob der Schmale Hellweg, Bauland wird oder nicht.“
Nur in zwei Punkten will der RVR der Anregung der Stadt folgen: An der Josef-Baumann-Straße soll eine geplante Gewerbefläche zurückgenommen werden. Ziel der Stadt Bochum ist es, die Fläche als „Freiraum“ darzustellen.
Freiraum bleibt demnach auch eine Fläche nördlich des Grünen Weges in Harpen. Der RVR nimmt sie als dem Bauland-Potenzial heraus.