Bochum. Der Glasfaserausbau in Bochum läuft, aufgerissene Bürgersteige künden davon. In manchen Stadtteilen könnte mehr als ein Netz entstehen. Warum?
- Der Ausbau des Glasfasernetzes in Bochum läuft
- Glasfaser Ruhr, eine Stadtwerke-Tochter, will ein flächendeckendes Netz schaffen
- Aber auch andere Anbieter planen einen Ausbau – mancherorts könnte zweimal gebuddelt werden
Highspeed-Internet im gesamten Stadtgebiet von Bochum. Bis 2032 will die Glasfaser Ruhr GmbH dafür ein flächendeckendes Glasfaserleitungsnetz aufbauen. Und: Bis dahin wird viel gebuddelt in der Stadt. Nun könnte es in einigen Stadtteilen sogar dazu kommen, dass Bürgersteige wegen des Glasfaserausbaus mehr als einmal aufgerissen werden – zu allererst in Langendreer.
Eon-Tochterunternehmen Westconnect plant Glasfasernetz in Bochumer Stadtteil
Dort möchte nämlich auch die Westconnect GmbH ein eigenes Glasfasernetz aufbauen. Das Eon-Tochterunternehmen hatte am Dienstag, 21. November, zu einer Informationsveranstaltung in den Bahnhof Langendreer geladen.
„Der Ausbau soll sukzessive bis Mitte 2025 erfolgen“, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion bei Westconnect. Anfang Dezember werde mit der Vermarktung begonnen. Privathaushalte und Unternehmen könnten sich bis März 2024 einen kostenlosen Glasfaser-Hausanschluss sichern. „Danach würde dieser etwa 1500 Euro kosten“, so Westconnect. Insgesamt sollen etwa 3900 Privathaushalte und Unternehmen von einem Glasfaser-Hausanschluss profitieren.
Bochum: Glasfaser Ruhr plant stadtweites Glasfasernetz bis 2032
Für die Anwohner der betreffenden Quartiere und Straßenzüge heißt das: Vor ihrer Haustür könnte zweimal gebuddelt werden. Denn auch die Stadtwerke-Tochter Glasfaser Ruhr baut ein eigenes Netz auf, das sie entweder selbst oder aber gemeinsam mit der Telekom vermietet.
„Wir haben in Langendreer bis jetzt 2000 Wohneinheiten und zwei Schulen am Netz“, sagt Glasfaser-Ruhr-Sprecher Bernd Lehwald. Nächstes Jahr werde der Ausbau dort weiter gehen – ebenso wie in großen Bereichen von Altenbochum, Bergen, Eppendorf, Stiepel, Riemke und Höntrop. Insgesamt 15.000 Anschlüsse würden bis Ende Jahres im gesamten Stadtgebiet gelegt sein. Jeweils 20.000 sollen es von 2024 an jährlich sein.
Glasfaser: Jeder Anbieter kann eigene Infrastruktur aufbauen
„Wir bauen das gesamte Stadtgebiet aus““, so der Glasfaser-Ruhr-Sprecher – inklusive der sogenannten weißen Flecken; jener Bereiche, die sich nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten schlecht erschließen lassen und deren Ausbau daher mit öffentlichen Mitteln erfolgt. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt Lehwald zu den Plänen des Mitbewerbers. Aber was Westconnect jetzt in Langendreer macht, ist aus unserer Sicht Rosinenpickerei.“
Im Telekommunikationssektor gebe es einen freien Wettbewerb, kontert die Eon-Tochter. „Jeder Anbieter kann seine Infrastruktur im öffentlichen Raum verlegen, wo er will“, so Sprecher Stefan Riesberg-Delia. Und: „Ein Ausbau seitens der Ruhr/Telekom im Stadtteil Langendreer ist unserer Kenntnis nach in näherer Zukunft nicht geplant.“
Das wiederum wundert den Mitbewerber Glasfaser Ruhr: „Wir haben unsere Pläne, die Stadt flächendeckend mit Glasfaser zu versorgen, im Sommer 2022 bekannt gemacht“, so Bernd Lehwald. „Jeder, der will, könnte bei uns oder bei der Telekom anklingeln“ und Leitungskapazitäten mieten. Das Glasfaser-Ruhr-Netz sei offen für alle Anbieter.
Beide Unternehmen richten Glasfaser-Netz für alle Anbieter ein
Gleiches bietet indes auch der Mitbewerber an: „Als Westconnect bauen wir ein flächendeckendes Open-Access-Netz, welches auch von anderen Telekommunikationsanbietern genutzt werden kann. Wir bieten den Unternehmen daher an, ihre Produkte über unser Netz allen Kunden zur Verfügung zu stellen.“ Ob das Eon-Tochterunternehmen auch über Langendreer hinaus in Bochum Glasfaserleitungen verlegen will, lässt es noch offen. „Sollten weitere Stadtteile in naher Zukunft nicht ausgebaut werden, so prüfen wir gegebenenfalls den Ausbau dieser Gebiete“, so der Unternehmenssprecher.
Bauarbeiten sorgen immer wieder für Störungen
Mehrfach haben Bauarbeiten am Glasfasernetz im Bochum in den vergangenen Monaten an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet zu Störungen und Problemen geführt: Hauseinfahrten werden blockiert, Telefon- und Internetleitungen fallen aus, Arbeiten ziehen sich hin.
An der Keilstraße in Linden war es am 10. Januar sogar zu einer Katastrophe gekommen. Nach einer Gasexplosion war ein Wohnhaus komplett zusammengefallen, eine Frau starb in den Trümmern. Eine Essener Firma war dort im Auftrag von Vodafone mit der Verlegung von Kabelkanälen für Glasfaserkabel beschäftigt. Dabei wurde eine Gasleitung beschädigt.