Bochum-Weitmar. Die Komödie „Der Diener zweier Herren“ feiert Premiere im Thealozzi in Bochum. Um die Aufführung musste das „Theater ohne Mittel“ lange zittern.
Der Zauber von Venedig springt auf die Bühne im Kulturhaus Thealozzi in Bochum über: Dort feiert das „Theater ohne Mittel“ (ToM) am Samstag, 4. Februar, um 20 Uhr Premiere mit Carlo Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ – und verlegt den Klassiker an einen ganz neuen Ort. Hinter den Kulissen ging es dabei in den vergangenen Wochen mindestens ebenso turbulent zu wie auf der Bühne.
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Komödie feiert Premiere im Thealozzi Bochum
Um dem Stück einen neuen Drive zu geben, hat sich die freie Theatergruppe um Regisseur Nathanael Ullmann dazu entschlossen, das Stück an einem Bahnsteig zu spielen. Neun Fremde warten hier mit Koffern, Leitern und Pappkartons beladen vergeblich auf ihren Anschluss. Um die Zeit zu überbrücken, machen die Wartenden aus der Not eine Tugend und spielen mit allem, was sie dabei haben, an der Bahnsteigkante.
Karten und Spieltermine
„Der Diener zweier Herren“ feiert am Samstag, 4. Februar, um 20 Uhr seine Premiere im Kulturhaus Thealozzi (Pestalozzistraße 21). Weitere Aufführungen am 5. Februar um 16 Uhr sowie am 17. und 18. Februar, 3. und 4. März jeweils um 20 Uhr.
Karten (zehn Euro, ermäßigt fünf Euro) gibt es unter reservierung@tomtheater.de
Doch was hat Goldonis 1746 in Mailand uraufgeführtes Stück, das als Höhepunkt der Commedia dell’arte gilt, mit einem Bahnhof zu tun? „Nirgendwo sonst wird der Unterschied zwischen Arm und Reich, zwischen erster und zweiter Klasse deutlicher“, sagt Ullmann. „Bei uns wird ‘Der Diener zweier Herren’ zu einer Utopie: Was könnten wir Menschen nur alles erreichen, wenn wir gemeinsame Sache machen?“
Statt im Wirtshaus spielt das Stück am Bahnsteig
„Der Diener zweier Herren“ erzählt von dem Diener Truffaldino, der wenig Geld besitzt und deswegen mit viel Einfallsreichtum versucht, zwei Herren gleichzeitig zu dienen. Das stellt ihn vor zahlreiche Schwierigkeiten, sein ewig knurrender Magen wird von der Doppelbelastung auch nicht satt – und die Liebe spielt eine nicht unerhebliche Rolle.
Die Idee, den Ort der Handlung von einem herkömmlichen Wirtshaus in Venedig an einen Bahnsteig zu verlegen, war für die Gruppe nicht einfach umzusetzen: „Bühnenbildnerin Franziska Daumann hat hier volle Arbeit geleistet“, lobt der Regisseur.
Viele Koffer säumen die Bühne
Bühnenbild und Requisite besitzen alles, was man womöglich schon einmal an einem Bahnhof gesehen hat. „Immer wieder haben wir uns während der Proben die Frage gestellt: Welche Requisiten passen eigentlich zu einem Bahnhof und welche nicht?“, sagt die Bühnenbildnerin. Zu einem Bahnhof gehören natürlich Koffer: Die meisten wurden der Gruppe zuvor gespendet und dann aufwendig zu Sitzgelegenheiten und einem Torbogen umfunktioniert.
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Nicht nur das Bühnenbild stellte das „Theater ohne Mittel“ vor Herausforderungen: Eigentlich hätte das Stück schon im Mai 2020 im Thealozzi Premiere feiern sollen. Doch Corona machte den Plänen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. „Irgendwie passt das ja: Ein Stück, in dem das Warten eine zentrale Rolle spielt, muss fast drei Jahre auf seine Premiere warten“, sagt Nathanael Ullmann.
Studentische Theatergruppe wurde vor zehn Jahren gegründet
In der Zwischenzeit musste sich das Ensemble mehrfach in Geduld üben. Einige Schauspieler aus der ursprünglichen Besetzung konnten später nicht mehr dabei sein: „Aber jetzt steht unser Ensemble, das aus alten und neuen Mitgliedern besteht“, sagt Ullmann. „Das hat die Probenarbeit spannend gemacht. Wir haben neue Einflüsse aufgenommen, ohne die alte Inszenierung ganz beiseite zu legen.“
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Das „Theater ohne Mittel“ wurde vor zehn Jahren als studentische Theatergruppe gegründet. Ähnlich wie „Der Diener zweier Herren“ wurde auch die Inszenierung von „Far Away – In weiter Ferne“ pandemiebedingt lange verschoben. Das Stück musste 2020 am Premierenabend abgesagt werden und soll nun ab dem 17. März zu sehen sein.