Hattingen. Gruseliger „Cocktail für eine Leiche“ kommt gut an im Alten Rathaus. Acht Schauspieltalente überzeugen mit Krimi, der auch humorvolle Stellen hat

  • Stück mit minimalistischem Bühnenbild lebt vom Talent junger Künstler
  • Ein perfekter Mord als Meisterstück und Krönung eines Kunstwerks
  • Freundin und Eltern des Toten sind eingeladen zum Feiern

So richtig gruselig wurde es im Alten Rathaus. Da wurde vom ToM-Theater, dem „Theater ohne Mittel“, „Cocktail für eine Leiche“ aufgeführt. Das Stück, zur Berühmtheit gebracht durch den Kriminalfilm von Alfred Hitchcock, kommt mit minimalistischem Bühnenbild daher. Es lebt vom Talent der jungen Künstler.

Vor fünf Jahren setzte sich bei der studentischen Theatergruppe die Idee durch, dauerhaft ästhetisch anspruchsvolles Theater mit Amateuren zu machen. Dass das gelungen ist, bewiesen die acht Talente in dem Stück, das über anderthalb Stunden sprechen erfordert.

Mord aus einer Laune heraus

Die beiden Studenten Brandon und Phillip, gespielt von Maurizio Onano und Marvin Buchkamp, strangulieren ihren Kommilitonen David aus einer Laune heraus, mit einem dicken Seil, völlig ohne Motiv. Sie haben ein Überlegenheitsgefühl, halten den perfekten Mord für die Krönung eines Kunstwerks, ihr Meisterstück. Da die beiden Freunde an dem Abend zum Essen eingeladen haben, verstauen sie die Leiche von David kurzerhand im Flügel und lassen Champagner und Häppchen auf der Platte des Instruments, quasi auf dem vorläufigen Sargdeckel des Toten servieren.

Eingeladen sind unter anderem die Eltern und die Freundin des Toten, deren Ex-Freund, der ehemalige Lehrer Rupert Cadell, ausdrucksstark gespielt von Mark Jankowski und natürlich auch David selbst. Kein geringerer als Rupert Cadell hat offenbar die verschrobene Idee, dass Mord eine Kunst ist, in die Köpfe von Brandon und Phillip gepflanzt. Der Plan des makaberen Festaktes funktioniert, bis Rupert Cadell misstrauisch wird. Immer wieder werden in dem Stück Anspielungen auf den Tod gemacht.

Aufführung im Alten Rathaus.
Aufführung im Alten Rathaus. © Manfred Sander

Wenn zum Beispiel Haushälterin Mrs. Wilsen (Nicki Funk) versichert, zu schweigen wie ein Grab. Auch humorvolle Stellen gibt es in dem Krimistück. Als die hübsche Janet, überzeugend gespielt von Alena Gaux, die ihren Freund David vermisst, völlig wütend vor Brandon steht, sagt der: „Manche Frauen sehen so süß aus, wenn sie wütend sind. Leider gehörst du nicht dazu“, kommt schallendes Gelächter aus dem Publikum, das ansonsten so mucksmäuschenstill das Geschehen verfolgt, als müsse es selbst zur Aufklärung des Mordes beitragen.

Für die Schauspielkunst, die für ein Amateurtheater auf sehr hohem Niveau lag, bekamen die acht Akteure Dauerapplaus. Viermal mussten sie auf die Bühne, um den Lohn für ihre Arbeit abzuholen. „Mir hat es sehr gut gefallen, es war eine toll inszenierte Geschichte“, urteilte Michael Möller, der im Fernsehen auf die Aufführung aufmerksam geworden war. Er war extra aus Wetter angereist. Auch Ursula Bebko war begeistert. „Das war so kurzweilig, endlich mal etwas anderes als Internet und Computer. Ich möchte, dass die Gruppe ein festes Haus in Elfringhausen findet.“