Bochum-Mitte. Sauberkeit, Sicherheit, Atmosphäre und Anbindung: Wie schneidet der Bochumer Hauptbahnhof im Bahnhofs-Check ab? Das sind die Details.

Der Bochumer Hauptbahnhof zählt täglich etwa 56.000 Fahrgäste, die dort mit Bus und Bahn pendeln. Schon die Zahl verrät, wie bedeutend der Verkehrsknotenpunkt in Bochum Mitte ist, der Fern-, Regional- und Nahverkehr auf Schiene und Straße vereint. Der Hauptbahnhof, der in den 1950er Jahren errichtet wurde, hat acht oberirdische Bahngleise. Hier machen sieben ICE-Verbindungen und zahlreiche Regionalbahnen Halt.

Bochum Hauptbahnhof: Wie ist die Atmosphäre?

Der Bochumer Hauptbahnhof aus der Luft (Bild von 2018).
Der Bochumer Hauptbahnhof aus der Luft (Bild von 2018). © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die Aufenthaltsqualität am Bochumer Hauptbahnhof nennt der VRR in seinem Stationsbericht „verbesserungswürdig“. Zwar wurde 2018 der Busbahnhof (ZOB) neugestaltet und kommt seitdem mit einem lichtdurchlässigeren Dach daher, doch das schmucke Bauwerk (Kostenpunkt immerhin 4,7 Millionen Euro) kann nicht alles ausbügeln: Die Alkoholiker- und Drogenszene hat sich am Südeingang noch immer gehalten, der VRR-Vertrieb ist hinter dem Buchhandel schlecht zu finden. Auch die Bogestra findet sich wenig zugänglich im Untergeschoss, die Öffnungszeiten des Schalters der Deutschen Bahn im Fernverkehr sind begrenzt. Praktische Extras sind Schließfächer und kostenloses WLAN.

Wie steht es um die Barrierefreiheit?

In Sachen Barrierefreiheit sehen die VRR-Tester „keinen Handlungsbedarf“. Der Besuch unserer Redaktion vor Ort ergibt ein anderes Bild: Rolltreppen sind regelmäßig defekt, außerdem verkehrt nicht zu jedem Bahnsteig eine Rolltreppe. Die Aufzüge sind teilweise dreckig und erwecken kein vertrauenswürdiges Bild. Wer den Hauptbahnhof am Hinterausgang verlässt, sieht sich außerdem mit Treppen zum Marktplatz konfrontiert.

Treppen am Buddenbergplatz, dem Hinterausgang des Bochumer Hauptbahnhofes.
Treppen am Buddenbergplatz, dem Hinterausgang des Bochumer Hauptbahnhofes. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Wie ist die Atmosphäre am Gleis?

Wenn es nicht gerade regnet, ist die Atmosphäre an den oberen Gleisen zufriedenstellend. Bei Wind und Regen mangelt es dann aber an Unterständen und Witterungsschutz. Auch die Anzahl der Sitzgelegenheiten ist mindestens ausbaufähig. Häufig setzen sich Fahrgäste deshalb an den Rand von Geländern und an die Treppenstufen. Beim Ortstermin waren die Gleise durchschnittlich ordentlich: Tauben fanden hier und da Essensreste und pickten zwischen Zigarettenkippen hin und her.

Die Anzahl der Bänke an den Gleisen ist mindestens ausbaufähig.
Die Anzahl der Bänke an den Gleisen ist mindestens ausbaufähig. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Was tun bei Hunger und Durst?

Getränke- oder Snackautomaten gibt es am Bochumer Hauptbahnhof in mehrfacher Ausführung, fündig wird man bei Hunger und Durst auch bei mehreren Bäckereien, im Buchhandel, an Kiosken oder im nahe gelegenen Fast-Food-Restaurant. Wer einmal den Schritt aus dem Bahnhof herausmacht, findet dann in der Innenstadt ohnehin ein breites Angebot. Manko: Anders als andere Hauptbahnhöfe im Ruhrgebiet bietet der Bochumer Hauptbahnhof keinen Supermarkt. In Essen kann man beispielsweise sogar sonntags bei Lidl und im Drogeriemarkt shoppen.

Kann man Fahrräder abstellen?

Heinz Gorgol, Leiter der Radstation, in der Radstation am Bochumer Hauptbahnhof.
Heinz Gorgol, Leiter der Radstation, in der Radstation am Bochumer Hauptbahnhof. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Die Radstation am Bochumer Hauptbahnhof existiert seit über 20 Jahren und bietet 180 Einstellplätze für Fahrräder an. Unter der Woche hat sie von 6 bis 20 Uhr geöffnet, am Wochenende abhängig von der Jahreszeit von 10 bis 17 oder 18 Uhr. Ein Tagesticket kostet 0,90 Euro, ein Wochenticket vier Euro. Wer sein Rad einen ganzen Monat abstellen möchte, zahlt zehn Euro. Halbjahres- und Jahrestickets gibt es für 48 bzw. 85 Euro. Die Radstation bietet auch kleinere Reparaturarbeiten am Fahrrad an und verleiht Fahrräder und E-Bikes. Das kostet neun bzw. 20 Euro am Tag. Die Radstation wird vom Verein für Integrative Arbeit (ViA Ruhr) betrieben und ist erreichbar unter: 0234 41 41 124.

Gibt es Carsharing?

Ab dem Bochumer Hauptbahnhof kann man ohne eigenes Auto flexibel und günstig weiterreisen. Die Deutsche Bahn hat hier einen ihrer Standorte des Carsharing-Netzwerks „Flinkster“. Beim Test der WAZ stehen dort ein VW Polo und ein VW Golf Kombi zur Verfügung. Die Buchung ist für eine Länge von bis zu einem Monat möglich, für Bahncard-Inhaber ist die Anmeldung bei Flinkster kostenlos. Die Carsharing-Station befindet sich auf dem Parkplatz des Hauptbahnhofs an der Ecke Hermannshöhe 36/Klever-Weg 100. Weitere Informationen unter: www.bahn.de

Wie ist die Taktung der Bahnen?

U- und Straßenbahnlinien halten teilweise alle fünf Minuten (z. B. U35), teilweise aber auch nur alle 30 Minuten (z. B. 305) am Hauptbahnhof. Angeschlossen sind U35, 302, 305, 306, 308/318, 310 und 316. Im Regionalverkehr hält der NRW Express (RE1) stündlich in Bochum und fährt bis nach Aachen bzw. Hamm. Der Rhein-Weser-Express (RE6) stoppt ebenfalls stündlich zwischen Köln und Minden in Bochum.

Viele Züge halten in Bochum. Regelmäßig kommt es aber auch zu Verspätungen und Ausfällen.
Viele Züge halten in Bochum. Regelmäßig kommt es aber auch zu Verspätungen und Ausfällen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Bochum ist ebenfalls Station des Rhein-Hellweg-Express (RE11) zwischen Kassel und Düsseldorf, Haltestelle des Ruhr-Sieg-Express (RE16) zwischen Essen und Iserlohn/Siegen. Die Ruhr-Lenne-Bahn (RB40) hält stündlich auf ihrem Weg zwischen Essen und Hagen in Bochum. Außerdem kommt die Glückauf-Bahn (RB46) aus Gelsenkirchen und die S1 alle 30 bzw. 15 Minuten aus Richtung Solingen bzw. Dortmund.

Wie ist die Verbindung der Busse?

Der Busbahnhof vor dem Bochumer Hauptbahnhof ist erst 2018 neu gebaut worden.
Der Busbahnhof vor dem Bochumer Hauptbahnhof ist erst 2018 neu gebaut worden. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Kaum eine Buslinie macht nicht Halt am Hauptbahnhof. Die Taktung der Busse liegt zwischen 15 und 30 Minuten. Folgende Buslinien sind angeschlossen: 336 Richtung Dortmund-Lütgendortmund, 339 zur Ruhr-Universität und zum Ruhr-Park, 345 in Richtung Dahlhausen und Langendreer Knappschaftskrankenhaus, 349 Richtung Stiepel, 350 nach Hattingen, 353 nach Castrop-Rauxel und Weitmar, 354 nach Riemke und Sundern, 355 nach Dahlhausen und Langendreer, 356 zur Ruhr-Universität, 365 Richtung Wattenscheid, 368 nach Herne und Kornharpen. Außerdem verkehren stündlich neun verschiedene Nachtexpresse. Allerdings stoppen nicht alle Busse direkt am Busbahnhof, sondern halten teilweise am Boulevard.

Fazit

Der Hauptbahnhof Bochum ist funktional, aber kein wirklicher Hingucker. Er scheint ständig im Wandel zu sein: Nicht nur wegen Baumaßnahmen wie dem neuen ZOB und ständig wechselnden Läden, sondern auch wegen der diskutierten neuen Verbindung nach Recklinghausen, die 2023 an den Start gehen soll. Zurecht schneidet der Bahnhof von allen zehn Bochumer Bahnhöfen am besten ab. Doch es geht besser: Die Hauptbahnhöfe z. B. in Witten und Düsseldorf werden eine ganze Stufe besser bewertet.