Bochum. Für zehn Euro ins Theater? Viele Bühnen in Bochum machen mit Sparaktionen gute Erfahrungen. So ist „Iwanow“ am Samstag ausverkauft – dank Rabatt.

Ob die Kulturszene die Corona-Krise halbwegs unbeschadet überstehen wird, ist wohl noch immer nicht abschließend beantwortet. Fest steht aber: Es ist nicht mehr unbedingt nur die Furcht vor einer Ansteckung, die einige Menschen von einem Theater- oder Konzertbesuch abhält. Für viele sind kulturelle Genüsse schlicht zu einer Geldfrage geworden. So locken derzeit einige Bühnen in Bochum ihre Zuschauer mit Spartarifen zurück in die Säle – und feiern damit unterschiedlich große Erfolge. Hier ein kleiner Überblick.

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Zehn-Euro-Tag

Das Schauspielhaus Bochum bietet den „Zehn-Euro-Tag“ an. Heißt: Zweimal im Monat kosten alle Plätze für die jeweilige Vorstellung nur zehn Euro (statt regulär zwischen zwölf bis 37,50 Euro). Früher waren ähnliche Sparaktionen als „Volle Hütte“ bekannt. Der Erfolg ist immens: So gibt es für die Vorstellung von „Iwanow“ am heutigen Samstag, 21. Januar, um 19 Uhr im großen Haus nur noch wenige Plätze oben auf dem Rang – und dies, obwohl die Inszenierung von Intendant Johan Simons weit über dreieinhalb Stunden dauert und schon vor drei Jahren Premiere feierte.

Preisdeckel-Tag im Prinz-Regent-Theater

Das Prinz-Regent-Theater hat in diesem Jahr den „Preisdeckel-Tag“ neu eingeführt: Einmal im Monat kann man hier eine Vorstellung für zehn Euro (ermäßigt fünf Euro) sehen, statt regulär 18, ermäßigt zehn Euro. „Das ist attraktiv für alle, die nicht so viel Geld haben“, sagt Geschäftsführerin Anne Rockenfeller. „Wir erhoffen uns davon natürlich auch einen Werbeeffekt.“

Den nächsten Preisdeckel-Tag gibt es am 4. Februar mit der Aufführung von „Der Reichsbürger“. Der Vorverkauf läuft bestens: 0234 771117.

„Dies soll vor allem dazu beitragen, dass sich auch diejenigen Besucher einen Theaterbesuch leisten können, die generell weniger Geld zur Verfügung haben oder durch die aktuellen Krisen finanziell stark betroffen sind“, sagt Sprecher Alexander Kruse. Der nächste Zehn-Euro-Tag gilt beim Liederabend „Mit anderen Augen“ am 3. Februar in den Kammerspielen und ist ebenfalls schon gut gebucht.

Neun-Euro-Ticket

Mit der Einführung des Neun-Euro-Tickets sorgte das Theater Hagen im Herbst für Aufsehen. Die Idee: Ähnlich wie beim Sparticket für Bus & Bahn können die Besucher für neun Euro einen Monat lang fast jede Vorstellung besuchen. Diskutiert wurde diese Rabattaktion auch im Schauspielhaus – am Ende entschied man sich aber dagegen: „Es erschien uns sinnvoller, verschiedene Rabatt-Tage und Newsletter-Aktionen einzuführen, da diese weitaus flexibler gehandhabt werden können als ein generelles Flatrate-Modell, wie es in Hagen umgesetzt wurde“, sagt Kruse.

Pay what you want

Die neue Zauberformel an vielen Theatern lautet „Pay what you want“ (also: Zahle, soviel du willst). Das kleine Theater der Gezeiten an der Schmechtingstraße war 2019 eine der ersten Bühnen in NRW, das auf freiwillige Eintrittspreise setzte. Nach der Vorstellung gibt jeder Zuschauer so viel, wie ihm die Aufführung wert ist. „Die Leute zahlen bereitwillig, manche auch üppig“, sagt Leiter Giampiero Piria. Wer gar nichts gibt, wird vom Theaterleiter auch schon mal streng ermahnt: „Aber das passiert nur selten.“ Im Schnitt zahle jeder Besucher etwa 13 bis 14 Euro.

Pay what you want: Das kleine Theater der Gezeiten mit Leiter Giampiero Piria war 2019 eine der ersten Bühnen in NRW, das auf freiwillige Eintrittspreise setzte.
Pay what you want: Das kleine Theater der Gezeiten mit Leiter Giampiero Piria war 2019 eine der ersten Bühnen in NRW, das auf freiwillige Eintrittspreise setzte. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Pay what you want“ heißt es seit Oktober auch im Oval Office, der Kellerbühne im Schauspielhaus. Hier zahlt jeder vor der Vorstellung so viel, wie er mag und sich leisten kann. „So soll ein spontaner und niedrigschwelliger Theaterbesuch ermöglicht werden, was beim Publikum sehr gut ankommt“, sagt Alexander Kruse. Die Kehrseite: „Pay what you want“ werde von vielen Zuschauern mit freiem Eintritt verwechselt. So soll künftig mit Aufstellern im Eingangsbereich eine „Preis-Empfehlung“ ausgesprochen werden: Wie hoch sie ausfällt, ist noch nicht bekannt. Vier Euro gibt jeder Zuschauer derzeit im Schnitt.

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Gratis-Konzerte

Kein eigenes Sparmodell haben die Bochumer Symphoniker: „Unsere Preise sind ohnehin verhältnismäßig moderat“, meint Sprecherin Christiane Peters. So kosten die günstigsten Tickets im Musikforum 16 Euro (ermäßigt acht Euro). Für Schüler und Studenten unter 30 Jahren gibt es Restkarten für sechs Euro ab zehn Minuten vor Beginn an der Abendkasse. „Außerdem geben wir zahlreiche Gratis-Konzerte pro Jahr: etwa in den Stadtteilen und im Sommer im Bermudadreieck.“ An Rabattaktionen wollen sich die Symphoniker vorerst nicht beteiligen: „Wir finden: Was wir tun, ist auch was wert.“