Bochum. Erstmals seit 40 Jahren ist das Schauspielhaus „Theater des Jahres“. Die Freude ist riesig, dabei haben nur wenige Kritiker für Bochum gestimmt.
Große Ehre fürs Schauspielhaus Bochum: In einer Umfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ ist die Bochumer Bühne für die Spielzeit 2021/22 zum „Theater des Jahres“ gewählt worden – erstmals seit 40 Jahren.
Das prestigeträchtige Rennen wird jährlich von Theaterkritikern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz entschieden. Für „Das neue Leben“ belegt Regisseur Christopher Rüping den zweiten Platz in der Kategorie „Regie“. Die in Bochum noch bestens bekannte Lina Beckmann, mittlerweile in Hamburg zu Hause, wird erneut „Schauspielerin des Jahres“.
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Schauspielhaus Bochum in Kritikerumfrage vorn
Die Auszeichnung fürs Schauspielhaus ist allerdings eine knappe Kiste: Nur sechs der 45 Kritikerinnen und Kritiker votierten fürs Bochumer Haus, gefolgt von vier Stimmen, die das Wiener Volkstheater unter dem früheren Dortmunder Intendanten Kay Voges sammeln konnte. Zwei Drittel der Befragten entschied sich dafür, keine Bühne explizit zu nennen, weil sich viele Theater in der Pandemie wacker geschlagen hätten, so „Theater heute“.
Dennoch: Gewonnen ist gewonnen. Intendant Johan Simons erreicht die gute Nachricht bei einem Arbeitstreffen in Österreich. „Ich freue mich außerordentlich“, sagt er. „Trotz der unsicheren Zeiten haben wir mit unserem Publikum eine reichhaltige Spielzeit erleben dürfen. Eine Spielzeit, die gezeigt hat, wie ermutigend, beglückend, anregend und hinterfragend das gemeinsame Theatererlebnis sein kann.“
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Die Sektkorken knallen beim Theaterfest am Sonntag
Die Sektkorken sollen am Schauspielhaus noch nicht geknallt haben, aber das werde alsbald nachgeholt, sagt Chefdramaturg Vasco Boenisch. Vielleicht schon beim Theaterfest am Sonntag (28, August), bei dem auch Johan Simons dabei sein wird.
Während seiner Intendanz sammelte das Schauspielhaus aus den Kreisen des überregionalen Feuilletons bereits diverse Preise: So wurde Sandra Hüller 2019 und 2020 zur Schauspielerin des Jahres gekürt, Gina Haller und Anne Rietmeijer bekamen Nachwuchspreise. Für „Hamlet“ und „Das neue Leben“ gab es Einladungen zum renommierten Berliner Theatertreffen.
Einige Klassiker warten in der neuen Spielzeit
„Wir sind super happy, denn es war keine einfache Spielzeit, die aber dennoch reich an Ereignissen war“, sagt Vasco Boenisch und erinnert an Aufführungen wie „Ödipus, Herrscher“, „Das neue Leben“, „Mit anderen Augen“ und an das stets ausverkaufte „Hoffen und Sehnen“ auf dem Theatervorplatz: „Das Publikum hat mitbekommen, was für einen vielfältigen Spielplan wir hier haben. Das wird uns mit einigem Schwung auch in die neue Spielzeit tragen.“
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Dort warten neben der Premiere von „Alkestis“ (am 10. September), die sich bereits eines recht guten Vorverkaufs erfreut, noch weitere Klassiker wie etwa „Macbeth“, „Woyzeck“ und „Kinder der Sonne“.
Lange Schlangen vor 40 Jahren
Zuletzt wurde das Schauspielhaus im Jahr 1982 zum „Theater des Jahres“ gewählt. Damals noch in der Zeit von Claus Peymann, dessen Inszenierungen regelmäßig für lange Schlangen an der Theaterkasse sorgten. Ein Wiedersehen mit Branko Samarovski, einem der damaligen Hauptakteure, gibt es übrigens gerade in „Das weite Land“ bei der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle.
Auch Hajo Salmen, heute Vorsitzender des Freundeskreises, stand damals öfter um Karten an: „Das waren andere Zeiten als heute, noch ganz ohne E-Mail und Online-Buchungen“, sagt er. Fürs Schauspielhaus freut er sich sehr: „Vielleicht wird die Auszeichnung einige, die gerade zögern und zaudern, mal wieder dazu verleiten, sie hier etwas anzuschauen.“