Bochum. Mit Holzschnitten wurde er bekannt: Jetzt zeigt der Kulturrat in Bochum eine eher versteckte Seite des Künstlers H.D. „Oskar“ Gölzenleuchter.

Mit kraftvoll gefertigten Holzschnitten wurde der Bochumer Künstler H.D. „Oskar“ Gölzenleuchter weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt. Doch dass in Wahrheit auch ein feinfühliger Maler in ihm steckt, weiß nicht jeder. Der Kunstverein im Kulturrat in Bochum widmet ihm jetzt eine große Ausstellung – und zeigt darin eine ganz andere Seiten von Gölzenleuchters umfangreichem Schaffen.

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„Vieles von dem, was hier gezeigt wird, habe ich vorher nirgendwo ausgestellt“, berichtet er nicht ohne Stolz. „Das ist gewissermaßen eine Weltpremiere.“ Dabei fing Gölzenleuchters künstlerischer Weg mit der Malerei überhaupt erst an: Mit 14 Jahren kreierte er sein erstes farbenfrohes Bild, das bereits erheblich von der informellen Kunst der 40er und 50er Jahre beeinflusst war, die ihn später über Jahrzehnte beschäftigen sollte. Der Erstling des jungen Gölzenleuchters empfängt die Besucher direkt im Eingangsbereich.

Eröffnung am Samstag im Kulturrat

Die Ausstellung „Malerei – Von den Anfängen bis heute“ von H.D. „Oskar“ Gölzenleuchter wird am Samstag, 21. Januar, um 18 Uhr im Kulturrat (Lothringer Straße 36c) eröffnet. Sepp Hiekisch-Picard, ehemaliger Vize-Chef des Kunstmuseums, hält eine Einführung. Jan Hénin begleitet die Vernissage mit Chansons.

Zu sehen bis Freitag, 24. Februar: Mi. von 15 bis 17 Uhr, So. von 11 bis 13 Uhr. Infos zu den Führungen: kunstverein@bochumerkulturrat.de

Geboren in Freiburg, kam Gölzenleuchter schon in jungen Jahren ins Ruhrgebiet: „Damals war der röhrende Hirsch im Wohnzimmer für mich große Kunst. Was anderes kannte ich nicht. Erst später habe ich gemerkt, dass es den für ein paar D-Mark bei Woolworth an der Massenbergstraße gab.“

Holzschnitte wurden sein Markenzeichen

Großformatige Ölbilder, Aquarelle und Mischtechniken aus den späten 50er Jahren bis heute säumen die Ausstellung, die sich einmal quer durchs Erdgeschoss bis hinunter in die verwinkelte Kelleretage zieht. Wer näher einsteigen möchte, sollte unbedingt eine Führung mit dem Künstler selbst vereinbaren, denn Gölzenleuchter weiß zu beinahe jedem seiner Werke eine Menge zu erzählen.

Klar, die großen Holzschnitte wurden sein Markenzeichen. Seit über 20 Jahren fertigt er sie in seinem Atelier, der Werkstatt Wort & Bild, die direkt über den Ausstellungsräumen im Kulturrat beheimatet ist. „Doch die Malerei hat mich nie losgelassen“, sagt er. „Ich hatte schon immer ein großes Bedürfnis nach Farbe, um neben den eher strengen Holzschnitten auch anarchischer und freier zu arbeiten.“

Statt mit dem Pinsel malt er gern mit den Fingern

Diese Freiheit entdeckte er vor allem in seinen abstrakten und figurativen Bildern. Statt wie üblich mit dem Pinsel trägt Gölzenleuchter die Farben nicht selten mit den eigenen Fingern auf. „Ich muss das schon hautnah spüren“, sagt er. Einige großformatige Werke bestehen bei näherer Betrachtung aus vielen kleinen einzelnen Bildern, die fast wie in einem Comic kunstvoll komponiert sind. Gut zu erkennen sind die schwarzen Figuren, die sich auch in zahlreichen seiner Holzschnitte finden. „Die Farbgestaltung ist großartig, die Bilder sind gut aufeinander aufgebaut“, lobt Renato Liermann vom Kunstverein.

Einige der großformatigen Werke, die Oskar Gölzenleuchter teils zum ersten Mal öffentlich zeigt, bestehen aus vielen kleinen, einzelnen Bildern.
Einige der großformatigen Werke, die Oskar Gölzenleuchter teils zum ersten Mal öffentlich zeigt, bestehen aus vielen kleinen, einzelnen Bildern. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Schon immer mischt sich Gölzenleuchter auch politisch ein, thematisiert soziale Ungerechtigkeit und wirbt für ein friedvolles Miteinander der Kulturen. Die 68er-Bewegung und ihre pazifistischen Ideale war für ihn eine prägende Zeit. Solche Botschaften finden sich in seiner neuen Ausstellung eher selten – mal abgesehen von wenigen Collagen, die die Schließung des Bochumer Opel-Werks 2014 thematisieren.

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Mit 78 Jahren jeden Tag bei der Arbeit

„Die Welt ist schon beschissen genug, da möchte ich mit diesen Bildern gerne etwas Verträumtes, Schönes und Friedvolles stiften“, sagt Gölzenleuchter, der mit 78 Jahren noch immer beinahe täglich in seinem Atelier steht und arbeitet. Ein Leben als Rentner kommt für ihn nicht infrage: „Das könnte ich nicht“, sagt er. „Ich muss das einfach tun.“