Bochum. Bereits zum zweiten Mal zeigt das Prinz-Regent-Theater Bochum die Abenteuer des „Tatortreinigers“. Langsam gibt es Verschleißerscheinungen.

Tatsächlich arbeiten sieht man ihn selten: Mit seinem eher gemütlichen Lebensstil und charmanter Tollpatschigkeit ist Heiko „Schotty“ Schotte zu einem Liebling der TV-Nation aufgestiegen. Bereits zum zweiten Mal bringt das Prinz-Regent-Theater Bochum jetzt die Abenteuer des kauzigen „Tatortreinigers“ auf die Bühne – und erneut stecken die kurzen Szenen voller Situationskomik und voller teils skurrilem Humor. Leichte Verschleißerscheinungen machen sich aber auch bemerkbar.

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Zwei Episoden des „Tatortreinigers“ in Bochum auf der Bühne

Am Erfolgsrezept wird nicht gerüttelt: Das Team des Erstlings „Das freie Wochenende“, das vor einem Jahr für erfreulich gut besuchte Vorstellungen sorgte, ist wieder versammelt. Magz Barrawasser führt die Regie, Manuel Loos sorgt für die Musik – und ganz wichtig: Maximilian Strestik schlüpft wieder in die Rolle des Schotty, den er mit breitestem Dialekt mitten im Ruhrpott verortet.

Die nächsten Spieltermine

Maximilian Strestik (42) studierte bis 2007 an der Schauspielschule in Bochum und war bis 2010 im Ensemble des Schauspielhauses engagiert. Seither spielt er viel in der freien Theaterszene: etwa in „Faust“ im Prinz-Regent-Theater und in „Der Tod in Venedig“ an der Rottstraße 5.

„Der Tatortreiniger (2)“ ist wieder zu sehen am 1., 29. und 30. Dezember jeweils um 19.30 Uhr im Prinz-Regent-Theater (Prinz-Regent-Straße 50-60). Karten: 0234 771117.

Kam der Original-Tatortreiniger im NDR (vom brillanten Bjarne Mädel gegeben) aus Hamburg, macht sein Bühnen-Pendant jetzt in Bochum klar Schiff, was für einigen Lokalkolorit sorgt. Strestik ist in der Rolle gewachsen, die staubtrockenen Pointen schießt er mittlerweile merklich souveräner aus der Hüfte als noch beim ersten Abend und schafft dabei feine Unterschiede zum übergroßen Fernseh-Vorbild. Chapeau!

Viele Klischees über den dekadenten Kunstbetrieb

Nach den Drehbüchern von Mizzy Meyer teilt sich der rund 90-minütige Abend in zwei Akte oder zwei Episoden, die nichts miteinander zu tun haben. In der Folge „Currywurst“ verschlägt es Schotty zunächst in eine Galerie für zeitgenössische Kunst, was für einen eher schlicht gestrickten Menschen wie ihn einer Reise zum Mond gleichkommt. In der Galerie kam ein verkannter Maler ums Leben, und Schottys Job ist es jetzt, den Tatort von der Spuren der Gewalttat zu befreien.

Derweil kommt Schotty ins Gespräch mit der Galeristin Tilly Ravenbach (Stefanie Linnenberg) und wundert sich nicht schlecht, dass ein Bild aus lauter Euro-Scheinen tatsächlich als „moderne Kunst“ durchgehen kann. Mizzy Meyer nudelt hier ein bekanntes Klischee über den ach so dekadenten und verlogenen Kunstbetrieb nach dem anderen durch, was im Fernsehen vielleicht für Schmunzler sorgt, im Theater aber schnell anstrengend wird.

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Pointiert gespielter Schlagabtausch in einer Marketingagentur

Zumal Magz Barrawasser szenisch nicht viel einfällt, die Dialoge bleiben steif. Dass die in der Diskussion stehenden Kunstwerke nicht gezeigt werden, sondern nur leere Holzrahmen (Bühne: Rabea Stadthaus) zu sehen sind, ist der einzige nennenswerte Kniff.

In der Episode „Currywurst“ diskutieren Schotty (Maximilian Strestik) und die strenge Galeristin (Stefanie Linnenberg) über den dekadenten Kunstbetrieb.
In der Episode „Currywurst“ diskutieren Schotty (Maximilian Strestik) und die strenge Galeristin (Stefanie Linnenberg) über den dekadenten Kunstbetrieb. © PRT | Anna Högerle

Auf eine kurze Umbaupause folgt der bessere zweite Teil. In „Anbieterwechsel“ kommt Schotty in eine Art Marketingagentur, die religiöse Erfahrungen und Events vermittelt. Auch hier steht der sympathische Westentaschen-Philosoph zunächst wie der Ochs vorm Berge, und doch entwickelt sich zwischen ihm und Agentur-Chefin Constanze Krüger (Alessandra Wiesemann) ein packender und überaus pointiert gespielter Schlagabtausch. Wiesemann tritt bereits im ersten Teil kurz als schlagfertige Currywurst-Verkäuferin auf und beweist auch hier eine Menge komödiantisches Talent.

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Beim „Tatortreiniger“ geht es nicht zwingend um den nächsten Lacher, der Humor ist eher hintersinnig, die Stimmung melancholisch. Im Prinz-Regent-Theater scheinen die Aufführungen mittlerweile eine treue Fangemeinde gefunden zu haben, wie die bestens besuchte Premiere beweist. Falls es noch einen dritten Abend geben sollte, dürfen die Episoden dann aber gern etwas mehr Wumms haben.