Düsseldorf. Die Komödie Düsseldorf zeigt ab dem 3. März eine Inszenierung dreier Folgen der NDR-Serie „Der Tatortreiniger“ und will neues Publikum locken.
Absperrband, Blutflecken, verschmierte Hygienehandschuhe: Wer aktuell auf der Düsseldorfer Steinstraße entlangläuft, dem bietet sich hinter einem Schaufenster auf den ersten Blick ein erschreckendes Bild. Aber keine Bange: Natürlich handelt es sich hier nur um Werbung für das kommende Stück der örtlichen Komödie. Eine Werbung, die Schlagzeilen machte.
Denn die aktuelle Gestaltung, um Gäste in den „Tatortreiniger“ zu locken, musste bereits ein zweites Mal hergerichtet werden, weil die Reinigungskraft ihren Job zu gut machte und alle „Hinweise auf eine Tat“ vorbildlich beseitigte. Regisseur Michael Schäfer erinnert sich: „Die Werbung hatten wir ganz bewusst am zweiten Februar-Samstag so platziert. Im Café war damals aber viel Betrieb, ein bisschen Unordnung. So bat die Theaterleitung die Putzkräfte, den Laden doch mal so richtig zu säubern.“
Werbung für „Der Tatortreiniger“ vorbildlich entfernt worden
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Am nächsten Morgen bekam Schäfer einen Anruf des Regieassistenten: „Der sagte mir, dass die Werbung weg und alles blitzeblank sauber ist. Ich dachte nur: Das kann nicht sein. Die Reinigungskraft beklagte sich zudem noch, wie hart sie doch schrubben musste. Letztlich fand ich es superwitzig und nach meinem Social-Media-Post und einem Gespräch mit einem befreundeten Journalistenpärchen wurde eine große Geschichte daraus.“ Fernsehteams von RTL und Sat.1 rückten an, um über den kuriosen Vorfall zu berichten.
Mittlerweile ist die morbid anmutende Werbung wieder aufgebaut, die Proben laufen auf Hochtouren. Für ihre Theaterfassung von „Der Tatortreiniger“ adaptierten Schäfer sowie das dreiköpfige Ensemble um Petra Nadolny, Jan Schuba und Laura Vorgang drei Episoden der gleichnamigen NDR-Serie mit Bjarne Mädel, die es zwischen 2011 und 2018 auf 31 Folgen brachte.
Naive und impulsive Hauptfigur
Nun schlüpft der 43-Jährige Schuba in die Rolle von Heiko „Schotty“ Schotte, der in den verschiedensten Etablissements zur Stelle ist, wenn es mal wieder irgendwo tödliche Spuren zu beseitigen gibt. Den Charakter findet Schuba überaus interessant: „Schotty ist eine Figur, die durch ihre Naivität und Impulsivität besticht. Sie ist auf wunderschöne Weise unreflektiert. Schotty sagt dumme und intelligente Sachen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Und die fiesen Sachen sagt er nicht aus Provokation, sondern mitten aus seinem Zentrum. Wie ein kleines Kind.“
In einer der drei Episoden wird Schotty zu einer abgelegenen Pension gerufen. Dort trifft er auf die hochschwangere Silke Hansen (Laura Vorgang). Seinen Job erledigt er auch hier in aller Seelenruhe, Silkes plötzlich einsetzender Blasensprung („Ham’se Rohrbruch oder wat?“) und vor allem der angedachte Kindesname Özgür verwickeln ihn allerdings in eine hochemotionale Diskussion: „Özgür – da denken die Menschen im besten Fall an einen Gemüsehändler, im schlechtesten Fall an einen Autoklauer.“ Eine These, die von der angehenden Mutter natürlich umgehend gekontert wird.
Keine platte Schenkelklopferunterhaltung
Auch in den anderen beiden Episoden gilt: „Das Zusammenspiel hier ist sehr spannend. Das Stück behandelt ernste Themen, macht sie menschlich greifbar. Hier trifft Bauernschläue auf Intellektuelles“, betont Laura Vorgang. Der Regisseur ergänzt: „Das ist keine platte Schenkelklopferunterhaltung. Es ist ein humorvolles Stück mit Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Das macht die Qualität des Stückes und auch der Serie aus. Man wird mit kontroversen Sichten auf die Welt konfrontiert, aber ohne erhobenen Zeigefinger.“ Die Komik kommt dabei natürlich nicht zu kurz. In „Nicht über mein Sofa“ wird Schotty in einer Nobelvilla ungewollt zum Ermittler, als er herausfindet, dass die Dame des Hauses einen Einbrecher mit einem Golfschläger getötet hat. Die schwerreiche Witwe versucht ihn daraufhin zu bestechen – ausgerechnet mit seinem Traumauto.
Der Geist einer Psychologin
Einen Ausflug ins Absurde unternehmen Schuba, Vorgang und die aus der TV-Parodiesendung „Switch“ bekannte Nadolny in der Episode „Geschmackssache“. Letztere schlüpft in die Rolle einer Psychologin, die von ihrer Patientin mit 48 Messerstichen (!) getötet wurde. Entsprechend viel gibt es für Schotty in der Praxis zu tun – während er munter die Melodie von „Time To Say Goodbye“ vor sich hin pfeift. Plötzlich erscheint die Therapeutin allerdings als Geist, lediglich der Tatortreiniger kann sie hören und sehen. Als dann noch eine weitere Klientin der Ermordeten die Szenerie betritt, nimmt das Chaos seinen Lauf. Situationskomik und Tragik kommen zusammen, am Ende spielt gar die Liebe eine Rolle.
Wer zwischen dem 3. und 19. März dabei ist oder dabei sein will, muss sich natürlich weiterhin an einige pandemiebedingte Spielregeln halten. So gelten zumindest vorerst weiterhin die 2G-Vorgabe und eine überall bestehende Maskenpflicht. Eng an eng werden die Gäste außerdem nicht sitzen, wie Geschäftsführerin Verena Wüstkamp sagt: „Zunächst gilt wieder 50 Prozent Auslastung mit Schachbrettmuster. Wir müssen dann schauen, was die kommende Schutzverordnung vorgibt.“ Diese soll ab 4. März gelten.
Gespannt auf die Publikumsreaktionen
Die Premiere ist bereits ausverkauft, die Chefin hofft auf weitere Abende vor möglichst vollem Haus: „,Der Tatortreiniger’ ist schon ein etwas anderes Stück. Wir versuchen damit, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen und sind gespannt, wie unser Stammpublikum reagiert. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass es hier schon mal eine Umsetzung einer TV-Serie gegeben hat.“ Es werden also interessante Wochen für das Team der Komödie – die mit einem Besuch großer privater Fernsehanstalten ja schon bestens begonnen haben.
>>> INFO: „Der Tatortreiniger“ in der Komödie Düsseldorf
Termine: 3.-19.3. (Premiere bereits ausverkauft), Do-Sa 19.30 Uhr, Sa auch 16 Uhr, 6.3. 18 Uhr, 13.3. 14.30 Uhr. Komödie, Steinstr. 23, Düsseldorf.
Karten gibt’s ab 29 € auf www.komoedie-steinstrasse.de und telefonisch unter 0211/13651333.