Essen. . Alessandra Wiesemann startet auch ohne Ausbildung als Schauspielerin durch. Ihre Wandlungsfähigkeit ist in Essen auf vielen Bühnen zu erleben.
Sie spielt die kühle Grande Dame Thea von Harbou, die verknallte Eko, den abgestürzten König Fritz, aber auch die geheimnisvolle Gangsterbraut Mia Wallace. Alessandra Wiesemann ist gelungen, wozu nur wenige in der Lage sind: Sie hat an freien Theatern wie am Stadttheater auch ohne Ausbildung Fuß gefasst. Wer Vitamin B wittert und sie mit Musiker Hajo Wiesemann in Verbindung bringt, hat weit gefehlt. „Dass ich viel spielen kann, ist ein Geschenk“, sagt sie. Tatsächlich ist sie mit Einsatz und Talent so weit gekommen. Ab Herbst tritt sie in „Der Zauberer von Oz“ im Grillo-Theater und in „helden:tot“ im Theater Essen Süd auf.
Auf vielen Hochzeiten tanzen
„Mir war von klein auf klar, dass ich Schauspielerin werden will“, erzählt Alessandra Wiesemann. Die Absolventin des Maria-Wächtler-Gymnasiums heuerte bei der Theatergruppe der Steeler Buschhütte an und schrieb sich für Kunstwissenschaften an der Universität ein, aber eher „um Zeit zu haben, mich an Schauspielschulen zu bewerben“. Zehnmal versuchte sie ihr Glück, unter anderem an der Folkwang Universität, in Berlin, Hamburg, Stuttgart und Rostock und wurde nicht angenommen.
Parallel geriet sie 2013 auf der Suche nach neuen Spielpartnern an die Studio Bühne. „Das Tagebuch der Anne Frank“ war ihr Einstieg, in „Tod auf dem Nil“ ist sie immer noch dabei. 2015 konnte sie als Choristin bei „Wolken.Heim“ am Schauspiel Essen einsteigen. Langsam arbeitete sie sich voran. Irgendwo dazwischen stand sie noch für Kurzfilme vor der Kamera und trat beim Varieté Chapeau Club mit Schattentheater und Performances auf. „Ich möchte auf allen Hochzeiten tanzen und nichts verpassen“, gesteht Alessandra Wiesemann.
Bei Volker Löschs „Das Prinzip Jago“ war sie im Grillo-Theater als Kamerafrau dabei. Daraus ergab sich alles andere. Der ersten Kleindarstellerrolle als Eko in „Unter W@sser“ folgte der Teilspielzeitvertrag für „Metropolis“, in dem sie die Kinolegende Thea von Harbou verkörpert, und schließlich der selten gewordene Elevenvertrag. „Ich weiß, dass die ausgebildeten Kollegen mir voraus sind. Aber vielleicht kann ich mir übers Spielen Wissen aneignen. Für die Schauspielschule ist es jetzt zu spät“, sagt die 26-Jährige. „Nicht eine Sekunde hat mich das gewurmt. Ich habe nonstop zu tun. Anscheinend sind die, mit denen ich arbeite, mit meiner Kreativität zufrieden.“
Dennoch nimmt Alessandra Wiesemann die Rückmeldungen von Schauspielern und der Chefdramaturgin Carola Hannusch ernst. Lob erhält sie für ihre Bühnenpräsenz. Kritik greift sie im szenischen Unterricht mit dem Kollegen Philipp Noack auf, feilt an der Glaubwürdigkeit ihrer Figuren und der Klarheit ihrer dunklen Stimme oder übt sich im Gesang.
„Dranbleiben“ ist ihre Devise. Daher ist sie mit dem Theater Essen Süd auch wieder bei einer freien Bühne gelandet. Sie spielt die Mia Wallace in „Pulp Fiction“ und ab Ende September die Uraufführung von „helden:tot“, bei der sie auch inszenieren darf. „Ich habe noch nebenbei einen Job in der Gastronomie“, sagt sie. „Der erlaubt mir, mich dort auszutoben.“
Alessandra Wiesemann auf der Bühne
Mit der Uraufführung von Stefan Sprangs „helden:tot“ am 28. September im Theater Essen Süd beginnt für Alessandra Wiesemann die Spielzeit. Die Vorstellungen für „Pulp Fiction“ sind momentan ausverkauft.
In der Casa des Schauspiels Essen ist sie ab 12. Oktober in „Metropolis“ und ab 27. Oktober in „Ein König zu viel“ zu sehen. Im Grillo-Theater hat sie am 10. November Premiere mit
„Der Zauberer von Oz“.
Karten für das Schauspiel Essen: 8122 200. Karten für das Theater Essen Süd: / WhatsApp 0177/45 48 457