Bochum. Der Keller des Schauspielhauses Bochum wird nicht mehr für Kunst, sondern für launige Aufführungen genutzt. Der Wunsch kam vom Ensemble selbst.
Es ist eine Weile her, seit im Keller des Schauspielhauses Bochum zuletzt Theater gespielt wurde. Seit Beginn der Intendanz von Johan Simons 2018 wurde der zum „Oval Office“ umgetaufte kleine Saal mit den markanten Säule vornehmlich für aufwendige Kunstinstallationen genutzt, die zwar imposant anzusehen waren, aber die wehmütigen Erinnerungen an manch famose Aufführungen im ehemaligen „Theater unter Tage“ nicht verblassen ließen.
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Oval Office im Schauspielhaus Bochum neu eröffnet
Jetzt dreht das Schauspielhaus den Uhrzeiger wieder zurück: Ab sofort steht das Oval Office bereit für kleine, spontane Aufführungen nah am Puls der Zuschauer. „Seitdem die Zeche Eins vor drei Jahren zum Theaterrevier des Jungen Schauspielhauses umgestaltet wurde, haben wir schon gemerkt, dass uns ein solcher Ort für flexibles, schnelles Theater fehlt“, so begründet Chefdramaturg Vasco Boenisch die Zeitenwende im Theaterkeller.
Das ist im neuen Oval Office geplant
Der erste Oval-Office-Talk ist am Samstag, 10. Dezember, um 17 Uhr geplant. Die Moderatorin Prasanna Oommen will als Gastgeberin künftig regelmäßig zu Diskussionsrunden in entspannter Atmosphäre einladen – mit Experten und dem Publikum. Zum Auftakt geht es um das Für und Wider von Erinnerungskultur.
Ein kurdisch-deutscher Liederabend unter dem Titel „Derîyê Dil“ soll am Sonntag, 11. Dezember, um 20 Uhr im Oval Office stattfinden. Mit dabei sind die Schauspielerin Veronika Nickl und die Musikerinnen Nûrê Dlovanî und Zelal.
Entscheidenden Anteil daran hat das Ensemble: „Es war der ausdrückliche Wunsch unserer Schauspielerinnen und Schauspieler, hier unter eine Spielstätte zu schaffen, in der sich Zuschauer und Ensemble näherkommen können.“ Dafür wird das Oval Office gerade umgestaltet: Drei fahrbare Tribünen, die Platz für insgesamt 48 Besucher bieten, sind schon installiert. Dazu kommen sieben Tische. Eine neue Deckenbeleuchtung wird noch angebracht.
Lustige, experimentierfreudige Aufführungen nah am Puls der Zuschauer
Schnell, locker und unkompliziert soll es im neue Oval Office fortan zugehen: „Es gibt schon viele, auch verrückte Ideen“, sagt der Schauspieler Victor IJdens (der aus den Niederlanden stammt und sich daher tatsächlich mit zwei Großbuchstaben schreibt). Abseits des regulären Spielbetriebs soll es hier regelmäßig zu lustigen und experimentierfreudigen Aufführungen kommen. Dass hier wie in früheren Jahren auch komplette Inszenierungen entstehen, die Eingang in den regulären Spielplan finden, ist vorerst nicht geplant.
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Das Oval Office ist seit wenigen Wochen geöffnet, die ersten kleineren Abende haben bereits stattgefunden. „Wir sind alle total enthusiastisch“, sagt der Dramaturgieassistent Marvin L.T. Müller. Der erste Aufschlag war das sogenannte „Mixtape“, das künftig öfter stattfinden soll. In lockerer, launiger Runde machen sich die Schauspieler Gedanken über bestimmte Themen, auch die Zuschauer dürfen sich gern beteiligen. Passend zur Eröffnung ging es um „das erste Mal“ (also die erste Liebe, das erste Konzert etc.). Beim zweiten Abend am Samstag, 26. November, um 20.30 Uhr heißt es „It takes two“. Victor IJdens wird moderieren.
Aktuelle Themen sollen im Oval Office stattfinden
Immer wieder soll das Oval Office auch dafür genutzt werden, auf aktuelle Themen zu reagieren. So wurde kurz nach Bekanntgabe des Nobelpreises an die Autorin Annie Ernaux bereits aus einigen ihrer Werke gelesen. Zum Start des Kinofilms „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ wird am Freitag, 25. November, um 20 Uhr das Buch von Antoine Leiris vorgestellt.
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Jeder Besucher zahlt, soviel er möchte
Was alle Veranstaltungen eint: Die Hemmschwelle, das Oval Office zu betreten, soll so niedrig wie möglich sein. Daher wird extra der Eingang seitlich an der Königsallee geöffnet, um auch viele jüngere Leute anzusprechen. „Man soll nicht den Eindruck haben, dass man jetzt ins große Schauspielhaus geht, sondern einfach zu ein paar coolen Leuten kommt, die unten im Keller was Spannendes machen“, sagt der Schauspieler Michael Lippold.
Gleiches gilt für den Eintrittspreis: „Pay what you want“ (also: Zahle soviel du möchtest) lautet das Prinzip. Daher gibt es keinen Vorverkauf, Karten bekommt man nur an der Abendkasse. „Kommt einfach mal vorbei!“, schlägt Victor IJdens vor.