Berlin. Bjarne Mädel spricht über seine erste Regie, was ihn an deutschen Fernsehfilmen stört und den britischen Ableger des „Tatortreinigers“.
Doppelter Einsatz für Bjarne Mädel: Mit seinen skurrilen Rollen und trockenem Humor begeistert der Schauspieler seit Jahren seine Fans. In seinem neuen Film „Sörensen hat Angst“ (20.1., 20.45 Uhr, ARD) spielt der 52-Jährige aber nicht nur die Hauptrolle, sondern hat sich auch zum ersten Mal als Regisseur versucht.
Er verkörpert einen Kommissar mit Angststörung, der in der friesischen Provinz seine Ruhe sucht, dort jedoch in einen schrecklichen Kriminalfall verwickelt wird. Der Film basiert auf einem Hörspiel, das der Autor Sven Stricker für Mädel geschrieben hatte und aus dem dann eine Romanreihe hervorging.
Herr Mädel, beim Krimi „Sörensen hat Angst“ standen Sie nicht nur in der Hauptrolle vor der Kamera, sondern haben erstmals auch Regie geführt. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Bjarne Mädel: Ich bin glücklich, weil sich der Film genauso anfühlt, wie ich mir das erhofft und ausgemalt hatte. Ich wollte, dass der Zuschauer denselben Weg macht, den Sörensen geht – man kommt mit ihm ins beschauliche friesische Katenbüll und wird allmählich in das Düstere des Ortes hineingezogen. Es fängt locker und leicht an, aber irgendwann übernimmt die Härte dieses Kriminalfalles. Ich finde, das ist uns gelungen, und darauf bin ich echt stolz.
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Sie spielen einen Kommissar mit Angststörung. Hatten Sie Angst vor dem doppelten Einsatz als Regisseur und Schauspieler?
Mädel: Angst nicht, aber Respekt. Ich wusste, es wird ein Drahtseilakt, aber ich wusste auch, dass ich ein starkes Netz habe, eine Produktion und ein Team, die mich auffangen, wenn ich mal abstürze. Ganz wichtig war für mich der Kameramann Kristian Leschner, der das visuelle Konzept mit mir erarbeitet hat, den ganzen Look des Films. Wir kennen uns von der Arbeit beim „Tatortreiniger“. Unsere gemeinsame Vision war es, die Zuschauer mit in die Angst zu ziehen, und wie die Vorlage sollte die harte Geschichte durch Humor getragen werden – und den habe ich als Regisseur am Set dann auch gern benutzt, um die Leute bei Laune zu halten.
Sind Sie bei den Dreharbeiten ständig hin- und hergerannt zwischen Set und Regiestuhl?
Mädel: Ich war wirklich viel in Bewegung, aber es war kalt draußen und das hat mich warm gehalten (lacht). Es gab jemanden, der dafür zuständig war, einen Bildschirm in meine Nähe zu bringen, sobald die Szene vorbei war. Daran hing eine Lesebrille, damit ich auch sehen konnte, was ich da gespielt habe.
Was wollten Sie anders machen als andere Regisseure?
Mädel: Mir geht es, wenn ich Fernsehfilme sehe, oft so, dass ich denke: Da wird jetzt einfach der Dialog abgefilmt, aber das ist doch kein schönes Bild. Oft gibt es eine Eröffnungsszene, wo der Zuschauer sieht: Aha, da kommen wir an mit dem Auto, so sieht das Haus aus, dann geht man immer näher ran an die Figuren, bis man irgendwann nur noch Köpfe gegeneinander schneidet, wenn zwei Leute miteinander reden. Wir haben versucht, das anders zu machen.
Gleich die erste Szene beginnt damit, dass man Ihre aufgerissenen Augen in Großaufnahme sieht. Ist es toll, wenn man sich als Schauspieler so richtig selber in Szene setzen kann?
Mädel: So eitel bin ich nicht, dass ich mich unbedingt in Großaufnahme zeigen muss. Wir wollten Sörensens Angststörung zeigen und mussten dafür ganz nah ran an den Kopf, weil die Angst ja da sitzt.
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Hat alles gut geklappt oder gab es auch Katastrophen?
Mädel: Es gab schon so Katastrophentage. Einmal hat es nachts gestürmt und stark geregnet, wir waren kurz vorm Abbruch, weil es zu gefährlich war für die Beleuchtung. So was ist stressig, denn man muss den Film ja immer in der vorgesehenen Zeit schaffen, egal ob ein Kollege Magen-Darm-Probleme hat oder das Auto nicht anspringen will. Und eine Woche vor Drehbeginn wurde uns der Drehort für die Polizeiwache, eins unserer Hauptmotive, abgesagt, das war ein enormer Stress. Aber insgesamt ist es ganz gut gegangen, vielleicht hatte ich da auch Anfängerglück.
Wird aus dem Film „Sörensen hat Angst“ eine Reihe? Immerhin hat Sven Stricker ja bereits zwei weitere Romane über den Kommissar geschrieben...
Mädel: Ich weiß nicht, ob daraus eine klassische Krimireihe werden sollte. Der Film ist so besonders geworden, das kann man nicht eins zu eins wiederholen. Aber die Figuren sind mir schon ans Herz gewachsen. Hm. Beim „Tatortreiniger“ war ja auch jede Folge ein kleines Kunstwerk mit eigenem Kamerakonzept, anderer Musik und neuer Bildsprache und es gab mehrere Folgen. Mal sehen.
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Apropos „Tatortreiniger“: Die Kultserie wird ja von der britischen BBC neu verfilmt, wissen Sie schon mehr darüber?
Mädel: Ich glaube da bin ich der letzte, der was erfährt (lacht). Ich habe aus der Presse erfahren, dass das nach England verkauft wurde, und ich würde mir wünschen, dass die britische Adaption den besonderen Ton trifft, den wir angeschlagen haben. Wir sind auf jeden Fall stolz darauf, dass da mal eine Serie von Deutschland nach England verkauft wird und nicht andersrum wie sonst.
Zur Person
Bjarne Mädel wurde 1968 in Hamburg geboren, er zählte zum Ensemble des Schauspielhauses Hamburg und wurde als tragikomisches Mobbingopfer in der Fernsehserie „Stromberg“, als gemütlicher Provinzpolizist in „Mord mit Aussicht“ und als lakonischer Putzmann in „Der Tatortreiniger“ zum Star.
Seit einiger Zeit überzeugt Bjarne Mädel auch in ernsten Rollen, so glänzte der Charakterdarsteller zu Jahresanfang im vielbeachteten Justizdrama „Feinde“. Der Schauspieler und bekennende HSV-Fan lebt in Berlin.
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