Bochum. Nach einem Jahr als GMD geht Tung-Chieh Chuang im Musikforum Bochum auf die Suche nach einem neuen Klang. Die Spielzeit startet Anfang September.

Seit einem Jahr steht der taiwanesische Dirigent Tung-Chieh Chuang an der Spitze der Bochumer Symphoniker. Für seine ruhige, charmante Art und sein ungeheures musikalisches Gespür wird er vom Publikum gefeiert. Doch das erste Jahr in Bochum soll nur der Auftakt gewesen sein für weit größere Ziele, sagt Chuang und rutscht etwas unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

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Bochumer Symphoniker starten in die neue Spielzeit

„Mit Beginn der neuen Spielzeit werden das Orchester und ich auf eine musikalische Reise gehen, die uns verändern wird“, meint er und fügt an: „Das wird die größte Herausforderung meines Lebens.“ Der Generalmusikdirektor plant nicht viel weniger als die komplette Neuentdeckung des Klangs, den das Orchester ins Anneliese-Brost-Musikforum zu zaubern vermag. „Wir wollen gemeinsam entdecken, welche Möglichkeiten uns dieses Gebäude noch bietet“, sagt er.

Diese „Suche nach einem ganz eigenen Orchesterklang“ begann bereits vor wenigen Tagen mit ersten Akustikproben, an denen unter anderem der Raumakustiker Ekhard Kahle teilnahm, der für den „Sound“ des Musikforums bei seiner Entstehung maßgeblich verantwortlich war. Für seinen exzellenten Klang wird der Bochumer Konzertsaal, der 2016 eröffnet wurde, schon lange gelobt. Manche Experten halten ihn sogar für besser als jenen in der Hamburger Elbphilharmonie, die allerdings auch weitaus größer ist.

Im Mittelpunkt stehen Johannes Brahms und Jean Sibelius

„Üblicherweise braucht es fünf bis sechs Jahre, bis man den Klang eines neuen Saals weiter entwickelt“, sagt Tung-Chieh Chuang. „Das ist etwa so, als würde man ein neues Auto einfahren.“ Besonders die Werke zweier Komponisten sollen dabei hilfreich sein: Über die kommende Spielzeit verteilt, spielen die Symphoniker sämtliche Symphonien von Johannes Brahms und Jean Sibelius in chronologischer Reihenfolge. „Für das Publikum wird es wundervoll werden, die Entwicklungen und auch die Veränderungen in diesen Werken zu entdecken“, meint Chuang. „Da steckt das ganze Leben drin.“

In seiner „Von Herzen“-Reihe wird der GMD einige der Symphonien selbst leiten (so etwa am 10./11. September), andere werden auch von Gastdirigenten wie dem jungen Aziz Shokhakimov (29./30. September) geführt. Die Veränderung des Orchesterklangs, so Tung-Chieh Chuang, sei ein Langzeitprojekt: „Das wird einige Jahre dauern“, meint er. „Am Ende werden wir daran gewachsen sein, die Musikerinnen und Musiker genauso wie ich.“

Bereits bei seinem Antrittskonzert Anfang September 2021 wurde Tung-Chieh Chuang mit offenen Armen und vielen Blumen empfangen.
Bereits bei seinem Antrittskonzert Anfang September 2021 wurde Tung-Chieh Chuang mit offenen Armen und vielen Blumen empfangen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Gastspielreise mit Hindernissen

Neben diesen etwas schweren Themen planen die Bochumer Symphoniker in der kommenden Spielzeit aber auch eine Reihe leichterer Abende. Der GMD tritt in diesem Jahr stärker als bislang in unterschiedlichen Formaten auf: etwa beim traditionellen Konzert in der Bogestra-Werkstatt (am 17. September) oder bei einer Familienmatinee am 25. September. „Ich möchte das Publikum so gut es geht von verschiedenen Seiten kennenlernen“, meint er.

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Kurz vor der Bochumer Eröffnung steht den BoSy eine Gastspielreise nach Amsterdam bevor: Im ehrwürdigen Concertgebouw wird am 31. August bereits das Konzert erklingen, das am 2. September im Musikforum die neue Spielzeit einläutet. Für Tung-Chieh Chuang eine besondere Hürde: „Ich war erst einmal dort. Als Dirigent muss man vor dem Beginn eine enge Treppe mit etwa 30 Stufen hinunter gehen. Da soll schon mancher gestürzt sein“, schmunzelt er.

Frei von Corona-Sorgen sind die Bochumer Symphoniker übrigens nicht. Zwar können mittlerweile wieder sämtliche Plätze besetzt werden, doch ob das Publikum auch so zahlreich kommt wie früher, ist unklar. Immerhin: 85 Prozent der Abonnements seien mittlerweile verkauft.

Das komplette Programm: bochumer-symphoniker.de