Bochum-Laer. Die Stadt Bochum will einen Holzunterstand für Jugendliche wieder entfernen. Es gebe zu viele Probleme. Doch das Vorhaben stößt auf Widerstand.

Seit rund acht Jahren gibt es in Bochum-Laer in einem kleinen Waldstück zwischen Alte Laerfeldstraße und A 43 einen Holzunterstand, der Jugendlichen aus dem Stadtteil als Treffpunkt dienen soll. Doch nach Ansicht der Stadt Bochum läuft es dort zu oft aus dem Ruder, man beklagt unter anderem Vandalismus, Müll, Lärm und Drogenkonsum. Die Stadt möchte die offene Hütte am liebsten wieder abreißen. Einige Anwohner würde das freuen, doch es gibt auch Widerstand. Vor allem aus der Politik.

Stadt Bochum will Jugend-Treffpunkt abreißen – und erntet Widerstand

Aufgrund einer Initiative durch ein Jugendfreizeithaus wurde der Jugendunterstand seinerzeit errichtet. Zusätzlich wurden eine Bank und ein Grill samt Mülleimer aufgestellt. 9000 Euro machte die Bezirksvertretung dafür locker. Die soziale Kontrolle sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendtreffs übernehmen. „Leider konnte die Kontrolle nicht fortgeführt werden“, heißt es aus dem Rathaus. Dadurch komme es „regelmäßig zu Beschädigungen, Beschwerden und Polizeieinsätzen“.

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Aufgrund des versteckten Standortes des Jugendunterstandes findet laut Stadt keine geeignete soziale Kontrolle statt. In der Folge komme es wöchentlich zu starken Vermüllungen und Beschädigungen. Aufgrund von Vandalismus sei der Grill bereits abgebaut worden, „da er irreversibel beschädigt worden ist“. Regelmäßig komme es auch zu Drogenkonsum und Drogenhandel. Und auch zu Anwohnerbeschwerden aufgrund von Lärm. Zuletzt habe Gefahr durch offenes Feuer bestanden.

Grüne: Abriss des Unterstandes wird Problem nur verlagern

Das wird von einigen Nachbarn bestätigt. „Wir sind froh, wenn das Ding wegkommt“, sagt ein Ehepaar. Der Treffpunkt werde vielfach auch von Auswärtigen genutzt, man sehe immer wieder Kennzeichen aus Düsseldorf und Köln, dazu „dicke Autos“. „Das sind nicht alles Jugendliche aus Bochum.“ Nachts würden die Türen geknallt, immer wieder Feuer gemacht. „Das ist schon nervig.“

Ein anderer Anwohner sieht hingegen weniger Probleme. „Ab und zu hört man mal Geschrei und Musik, aber das geht.“ Er habe früher selbst an dieser Stelle gerne gespielt. „Von mir aus kann der Unterstand bleiben.“ Einen jungen Mann „stört das Ganze nicht mehr, als wenn Nachbarn abends spät noch im Garten beisammensitzen“. Er gibt zu bedenken, dass die Jugendlichen ja schließlich auch einen Platz für sich brauchen, räumt jedoch ein, dass die Stelle mehr gepflegt werden müsse.

Polizei: 2022 bisher drei Einsätze

Auch die Polizei berichtet von Einsätzen an der Alten Laerfeldstraße, allerdings klingt das Ganze nicht so dramatisch, wie sich die Verwaltungsmitteilung über die Zustände am Unterstand liest. Von einem Brennpunkt könne nicht die Rede sein, sagt Polizeisprecherin Mirella Turek.

2021 habe es einen Einsatz wegen Rauchentwicklung gegeben, in diesem Jahr bislang drei Einsätze, zwei wegen Drogen und einer wegen eines Lagerfeuers. Eine Anzeige wegen Ruhestörung liege der Polizei nicht vor.

Für den Erhalt des Unterstandes setzt sich auch die Bezirksvertretung Bochum-Ost ein. Der Antrag der Stadt, ihn abreißen zu dürfen, wurde einstimmig abgelehnt. „Ein Abriss würde das Problem nicht lösen, sondern verlagern“, sagt Michael Langer von den Grünen. „Dann suchen sich die Jugendlichen eine andere Stelle.“ Auch nach einem Ortstermin herrscht noch immer die Meinung vor, das Aus für die Stelle zu verhindern, teilt Stephan Kosel mit. Dieser ist nicht nur SPD-Ratsvertreter, sondern auch Leiter der Offenen Tür (OT) des evangelischen Kinder- und Jugendtreffs in Laer.

Bochum-Laer: Kooperation soll zu besserer Kontrolle führen

„Aus Sicht des Sozialarbeiters halte auch ich den Unterstand weiterhin für sinnvoll“, sagt Kosel. „Es gibt einfach zu wenig Flächen für Jugendliche.“ Eine davon befinde sich vor der OT, überdacht mit Sitzgelegenheiten. „Der wird auch genutzt, aber es gibt die üblichen Probleme. Am nächsten Morgen müssen wir oft Scherben wegfegen. Das ist nun mal so.“

Kosel zufolge will die örtliche Politik nun darauf drängen, die Stelle an der Alten Laerfeldstraße besser zu beaufsichtigen. „Dazu soll es eine Kooperation zwischen Jugendamt und Streetworkern geben.“ Kontrollen sollen dann auch abends stattfinden. Überlegt wird auch, Autos mit Pollern den Weg in das Waldstück zu verwehren. So einen Poller gibt es auch schon. Er steht allerdings rausgezogen neben dem Weg...