Bochum. Das Familienstück am Schauspielhaus Bochum sorgt für Ovationen. Alle Vorstellungen sind ausverkauft. Das war in den letzten Jahren ganz anders.
Wer hätte gedacht, dass ein Jugendbuch aus den späten 1970er Jahren noch eine solche Welle der Euphorie entfachen kann? „Die Unendliche Geschichte“ frei nach dem Romn von Michael Ende mausert sich am Schauspielhaus Bochum zu einem riesigen Hit.
Sämtliche Vorstellungen im (coronabedingt nur halb gefüllten Großen Haus) sind ausverkauft, Familien und Schulklassen strömen in Scharen ins Theater und erleben eine so bunte wie unterhaltsame Aufführung in opulenter Spiellänge von fast drei Stunden mit Pause. Wer das Spektakel noch erleben will, muss sich beeilen: Denn nur bis Ende Januar steht das Stück auf dem Spielplan, dann ist Schluss.
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„Die Unendliche Geschichte“ sorgt am Schauspielhaus Bochum für Ovationen
Am Schauspielhaus ist die Freude und wohl auch die Erleichterung über den großen Erfolg des neuen Familienstücks riesig. „Das liegt aber nicht nur an uns, sondern auch an der wahnsinnig guten Vorlage“, sagt Dramaturgin Cathrin Rose. Erstaunlich dabei: Wo sonst bei anderen Kinderstücken spätestens nach einer Stunde ein leichtes Gemurmel durch den Saal geht, sind hier selbst die Kleinsten bis zum Schluss gebannt dabei. „Eigentlich sind es nur einige Eltern, die sich über die Länge beschweren“, sagt Cathrin Rose. „Die Kinder stört das überhaupt nicht.“
Nur noch wenige Vorstellungen
Die letzten Aufführungen der „Unendlichen Geschichte“ im Schauspielhaus Bochum steigen am 9. und 23. Januar. Am 10. und 24. Januar gibt es die beiden letzten Schulvorstellungen.
Derzeit sind alle Vorstellungen ausverkauft. Da aber immer wieder reservierte Karten nicht abgeholt werden, empfiehlt sich durchaus ein Besuch an der Abendkasse. Mit etwas Glück kann man dort noch Karten ergattern.
Es gibt allerdings auch echt viel zu gucken. Beinahe jede zweite Minute entsteht ein neues Bühnenbild, die Kulissen fliegen von einer Seite zur nächsten. Musiker Jimmie Hueting sorgt am linken Bühnenrand für eine Menge Wirbel, während das Ensemble von einem Kostüm ins nächste hechtet.
Erstaunlich: Die Hauptdarstellerin spricht kaum Deutsch
So sei während der Vorstellungen hinter den Kulissen beinahe mehr los als davor, berichtet die Dramaturgin. „Bei diesen wahnsinnig vielen Kostümwechseln und den riesigen Wänden, die dauernd hin und hergeschoben werden, muss natürlich alles passen“, sagt Rose. „Mittlerweile ist das ein eingeschworenes Team.“ Trotzdem gehe immer mal wieder etwas schief: So funktionierte neulich in einer Szene die Drehbühne nicht, was zur Folge hatte, dass die Schauspieler viel zu weit auseinander standen. „Aber das sind Profis. Die lassen sich das nicht anmerken.“
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Vor Herausforderungen der ganz besonderen Art stand die Hauptdarstellerin: Carmen van Mulier spielt ganz hinreißend die große Rolle der Basma Blix (im Buch ist das Bastian). Was kaum jemand bemerkt: Carmen kommt aus den Niederlanden und spricht kaum Deutsch. Sie musste sich den ganzen Text also gewissermaßen als Fremdsprache aneignen. „Anfangs bei den ersten Proben hatte sie oft Tränen in den Augen, weil sie überhaupt nicht wusste, wie sie das alles bloß lernen soll“, sagt Cathrin Rose. „Das war harte Arbeit, die sie gemeinsam mit ihrem Sprachcoach geleistet hat.“
Am Schauspielhaus ist die Freude über die „Unendliche Geschichte“ auch deshalb so groß, weil die letzten beiden Familienstücke beim Publikum weitgehend durchfielen. Wir erinnern uns: „Alle Jahre wieder“ war 2018/19 das erste Stück zur Weihnachtszeit unter der Intendanz von Johan Simons und kam eher als intellektuelle Stückentwicklung daher. Die Zuschauer gingen mit der Aufführung hart ins Gericht, was schließlich sogar zu einer energisch geführten Podiumsdiskussion führte.
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Auch das nächste Familienstück soll wieder knallen
Ein Jahr später fand „Die unglaubliche Geschichte vom kleinen Roboterjungen“ zwar mehr Anklang, doch empfanden viele die aufwendige Inszenierung in neonhellem Licht als sehr kalt. Und nun also „Michael Ende de luxe“ mit Hippie-Bühnenbild, vielen Songs und Figuren zum Liebhaben.
Und die Theatermacher zeigen sich lernfähig: Fürs nächste Jahr verspricht Cathrin Rose ebenfalls ein Stück, an dem die ganze Familie ihre Freude hat. „Die Kinder müssen während der Pandemie so viel erdulden, dass sie dann wenigstens im Theater richtig Spaß haben sollen.“ Was genau gespielt wird, ist noch nicht bekannt, nur eins ist sicher: „Es wird keine drei Stunden dauern.“