Bochum. Das Tanas ist geöffnet, die nächste Premiere steht an. Doch das Publikum ist noch zurückhaltend, was den Besuch im Schauspielhaus Bochum angeht.
Maske oder keine Maske? Diese Frage ist zurzeit für manche Theatergänger entscheidend, ob sie kommen oder nicht. Stunden mit Mund-Nase-Schutz auf dem Sitzplatz verbringen zu müssen, ist nicht schön. Zum Glück sind im Schauspielhaus und in den Kammerspielen in Bochum die Abstände der Sitzreihen so großzügig bemessen, dass auf das Tragen einer Maske am eigenen Platz verzichtet werden kann.
Im Schauspielhaus Bochum gilt die 3G-Regel
Nur im Foyer und in den Gängen ist sie noch verbindlich, dazu gilt die 3G-Regel. Das scheinen aber viele Zuschauer nicht zu wissen, bedauert Intendant Johan Simons: „Wir hatten eine glänzende Saisoneröffnung, aber man merkt, dass viele Leute noch zögerlich sind, weil sie nicht ständig eine Maske auf der Nase tragen wollen.“ Mit diesem Problem stehe das Schauspielhaus nicht allein da.
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Eine gute Nachricht immerhin: Das „Tanas“ im Foyer der Kammerspiele ist wieder regulär geöffnet. Das Theaterrestaurant, das auch als Betriebskantine geführt wird, kann vor und nach den Vorstellungen auf ein Gläschen Wein und für eine Mahlzeit besucht werden. Darüber werden sich viele Theatergänger freuen, die das kulinarische Angebot im Haus in letzter Zeit schwer vermissten. Die Trennwände, die über Monate die Sicht durch die schöne Glasfassade an der Königsallee versperrten, sind abgebaut.
Theaterstück basiert auf Bulgakovs „Der Meister und Margarita“
Auch künstlerisch gibt es einiges zu vermelden: Regisseur Robert Borgmann steckt mitten in den Proben zu „Passion I und II“. Hinter dem etwas kryptischen Titel verbirgt sich die Adaption von Mikhail Bulgakovs Roman „Der Meister und Margarita“. Der 600-Seiten-Wälzer, veröffentlicht 1966, zählt zu den Klassikern der russischen Literatur.
„Wir haben eine Weile überlegt, wie wir den Abend betiteln sollen, denn unser Fokus hatte sich während der Arbeit etwas verschoben“, erzählt der Regisseur. Statt den Roman nachzuerzählen, mischen Borgmann und Dramaturgin Angela Obst ihre Aufführung mit der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach, eines der bedeutendsten Werke der musikalischen Weltliteratur – gewiss ein mutiges Unterfangen.
Neu im Ensemble
Seit dieser Spielzeit neu im Ensemble ist Alexander Wertmann. 1997 in Schwerin geboren, schloss er in diesem Jahr sein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin ab. Zuvor war er Teil des „Jungen Resi“ am Münchner Residenztheater.
Sein Bochumer Einstand in „Passion I und II“ ist standesgemäß: Er spielt keinen geringeren als Jesus.
Musik und Literatur sollen eine kunstvolle Einheit bilden. Auf einer Orgel, die live gespielt wird, erklingt Auszüge aus Bachs Passion. Die Choräle singen die Schauspielerinnen und Schauspieler: „Natürlich sind das keine professionellen Sänger, aber so ist das auch nicht gedacht“, meint Borgmann. „Dass das auch mal wackelt, ist beabsichtigt.“
Musik aus Bachs Matthäus-Passion wird Teil der Aufführung
Mit unterschiedlichen Stilen und Ebenen zu spielen, mache den Reiz der Aufführung aus. Die Matthäus-Passion bilde gewissermaßen die „Parallelhandlung“, so Borgmann. „Manchmal brechen die Schauspieler aus dem Chor aus und fügen sich in eine Szene ein. Das ist ähnlich wie in dem Roman. Da weiß man auch nie, was Traum und Realität ist, und auf welcher Ebene man sich gerade befindet.“
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Der 41-jährige Borgmann inszeniert zum ersten Mal in Bochum. Mehrfach wurden seine Aufführungen etwa am Wiener Burgtheater und dem Schauspiel Stuttgart zum Berliner Theatertreffen eingeladen. „Passion I und II“ ist mit u.a. Pierre Bokma, Jele Brückner, Gina Haller, Steven Scharf und Karin Moog bestens besetzt.
>>> Info: Dauer: etwa drei Stunden mit Pause. Die Premiere steigt am Freitag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus. Wieder am 9. und 24. Oktober sowie 12. und 14. November. Karten: 0234/ 3333-5555.