Bochum. Bis Ende des Jahres soll ein Großteil der Schulen in Bochum WLAN haben. Eltern und Politik zweifeln und fragen sich: Sind die Pläne umsetzbar?

An den Schulen in Bochum tut sich etwas: Die Stadt hat einer Dortmunder Firma den Zuschlag für die WLAN-Notausstattung an Grund- und weiterführenden Schulen gegeben. Nun sollen die Arbeiten schnellstmöglich koordiniert werden und beginnen, heißt es aus der Pressestelle. Doch: Aus Politik und von Eltern kommt auch Kritik.

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Bisher funktioniert an acht von 80 Schulen in Bochum das WLAN vernünftig. Für vier – Anne-Frank-Schule, Goethe-Schule, Grundschule auf dem alten Kamp und Michael-Ende-Schule – wird es künftig erst mal keine Internet-Verbindung geben, das teilt die Stadtverwaltung nach einer Anfrage der AfD im Schulausschuss mit. 47 Schulen in Bochum sollen im Zuge der Ausschreibung bis Ende des Jahres durch Access-Points ausgestattet werden und das drahtlose Netzwerk durch mehrere Basisstationen nutzen können, 21 erhalten sogenannte LTE-Cubes, also mobiles Internet.

Eltern der Gymnasien zu WLAN-Ausbau: „Konzeption schießt am Ziel vorbei“

„Es drängt sich hier der Eindruck auf, dass die Konzeption am Ziel vorbei schießt“, heißt es in einem offenen Brief der Bochumer Gymnasial-Pflegschaften. Die sehr unterschiedliche Situation der Schulen – in Bezug auf Gebäudebauart, Schulform und aktuellen Sanierungs- beziehungsweise Neubaustand – würde nicht berücksichtigt. Stattdessen gebe es einheitliche Ausschreibungen. „So dass schulbedingte Insellösungen, die gegebenenfalls eine günstigere aber effektivere, vor allem aber eine schnellere Problemlösung ermöglicht hätten, ausgeschlossen sind“, so die Elternvertreter.

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Viel mehr würden sich die Pflegschaften der Bochumer Gymnasien wünschen, dass die Digitalisierung der Schulen an den Punkten ansetzt, an denen sich diese gerade befinden. Sie nennen in ihrem offenen Brief mehrere Gymnasien – beispielsweise die Märkische Schule in Wattenscheid. „Der Schulträger hat im Vorhinein auch versäumt, die Signalstärke des Vodafone-Netzes in der Schulumgebung zu testen. Nach einem Mess-Test wäre man vermutlich zu einem anderen Lösungsansatz für die Märkische Schule gekommen.“

Elternvertreter bezweifeln, ob die Ausstattung der Schulen mit WLAN wirklich klappt – zum Beispiel am Märkischen Gymnasium in Wattenscheid.
Elternvertreter bezweifeln, ob die Ausstattung der Schulen mit WLAN wirklich klappt – zum Beispiel am Märkischen Gymnasium in Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Eine Antwort auf die Frage der CDU im Schulausschuss, ob die die Verwaltung sicherstellen kann, dass beispielsweise die Gigacubes für ausreichendes WLAN sorgen, steht bisher aus.

Fördervereine bekommen Geld für WLAN-Ausstattung nicht wieder

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Zudem sprechen die Elternvertreter an, dass viele Schulen selbst für eine WLAN-Ausstattung gesorgt haben. Die Kosten dafür habe der Förderverein getragen, eine Beteiligung am weiteren Ausbau oder eine Kostenübernahme habe der Schulträger ausgeschlossen. Dass das nicht möglich ist, hat die Stadtverwaltung im Schulausschuss verdeutlicht.

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Digitalpakt Schule in Bochum

Die Stadt Bochum könnte über den Digitalpakt Schule seit Beginn des Jahres 2020 rund 19 Millionen Euro Fördergelder abrufen. Mehr als ein Jahr später hat die Stadt bei der Bezirksregierung Arnsberg der ersten Antrag für vier Bochumer Schulen in Höhe von rund 1,52 Millionen Euro gestellt.

„Diese Vorgehensweise ist erforderlich, da für jede Schule ein eigener Antrag gestellt wird und zunächst mit den ersten vier Anträgen mit der Bezirksregierung Arnsberg abgestimmt werden soll, ob diese Antragsformat ein dieser Form zweckmäßig sind. Alle weiteren Anträge werden sukzessive gestellt“, heißt es dazu von der Stadtverwaltung.

Der Antrag wurde für diese vier Schulen gestellt: Frauenlob- und Arnoldschule (Grundschulen), die Nelson-Mandela-Schule (Sekundarschule) und Alice-Salomon-Berufskolleg. „Es werden bisher keine Schulen priorisiert. (...) Weitere Priorisierungen werden im weiteren Verlauf der Antragsstellung durch die Sonderarbeitsgruppe Digitalpakt festgelegt“, so die Stadt.

Dort wurde vergangenen Woche auf Antrag von SPD und Grünen auch eine Aktualisierung des Medienentwicklungsplans beschlossen. Mit Millionen-Investitionen will die Stadt bis zum Schuljahr 2024/25 den digitalen Ausbau an den Schulen vorantreiben. „Die gesetzten Ziele sind neu zu bewerten und festzulegen. Der aktualisierte Medienentwicklungsplan ist mit einem Zeit- und Maßnahmenplan (...) vorzulegen“, forderten Bastian Hartmann (SPD) und Birte Caspers-Schäfer (Die Grünen).

Neben der WLAN-Ausstattung laufe derzeit die Verteilung von iPads, es gebe neben dem Digitalpakt Schule (s. Infobox) ein Zusatzausstattungsprogramm, wodurch Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler ausgestattet werden sollen. „Für das nächste Schuljahr ist geplant, Schülerinnen und Schülern, die zu Hause über keinen Internetzugang verfügen, eine Lösung anzubieten. Ebenso werden aktuell veraltete Schulserver ausgetauscht“, so die Stadtverwaltung.

CDU Bochum fordert Tablets für alle Schülerinnen und Schüler

Der CDU geht das noch nicht weit genug. „Die Verwaltung hätte gut daran getan, von sich aus unaufgefordert einen Entwurf für einen neuen Medienentwicklungsplan der Politik zur Beratung vorzulegen“, findet der schulpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Dr. Sascha Dewender.

„Für Wartungen und technische Unterstützungen wollen wir neben qualifiziertem Ansprechpersonal in den Schulen einen Medienservice (...)“, so Dewender weiter. Nach Meinung der CDU soll der Plan zudem ein Konzept enthalten, mit dem mittelfristig allen Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen ein mobiles Endgerät zur Verfügung gestellt werden kann.

So haben wir über die digitale Ausrüstung der Schulen in Bochum berichtet: