Bochum-Laer. . Der Stadtteil-Check zeigt: In vielen Bereichen läuft Laer der Musik hinterher. Doch es tut sich was. Die Stimmung ist eh besser als die Benotung.
Das Ergebnis für Laer im Stadtteil-Check unserer Zeitung ist etwas widersprüchlich, drückt aber ganz gut den Ist-Zustand aus: Als Gesamtnote geben die 103 Leser, die sich ihren Stadtteil „vorgeknöpft“ haben, eine 2,64, was einer 3+ entspricht. Ganz okay. Doch in der Einzelbewertung landet Laer im Vergleich zu den übrigen 29 bewerteten Stadtteilen gleich fünf Mal ganz weit hinten. Für Stephan Kosel nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. „Die Leute leben wirklich gern hier“, weiß er. „Gleichwohl gibt es auch viele Kritikpunkte.“
In Kosel sehen die Laer’schen weniger den SPD-Ratsvertreter, sondern eher „den Stephan“, der sich um alles kümmert. Als Leiter des evangelischen Kinder- und Jugendtreffs und der Laer’schen Runde mischt er eigentlich überall mit.
Und hat einen guten Überblick über das, was in Laer so abgeht. „Es tut sich viel“, sagt Kosel mit Blick auf den Stadtumbau, der gerade Fahrt aufnimmt. Parallel zur Entwicklung auf Mark 51/7, dem ehemaligen Opel-Gelände, wird auch der Stadtteil aufgewertet. Über die Wittener Straße hinweg sollen beide Bereiche städtebaulich zusammenwachsen. Darauf ruhen die Hoffnungen vieler Laer’scher. https://www.waz.de/staedte/bochum/stadtteil-check/stadtteil-check-zeugnis-bochum-laer-id216188329.html
Spielkreis für Senioren findet großen Anklang
„In fünf Jahren wird so ein Stadtteil-Check hoffentlich ein anderes Ergebnis bringen“, sagt Micha Fedrowitz. Er ist einer von fünf Stadtteil-Managern, die den Prozess des Stadtumbaus begleiten und forcieren. In den Kategorien medizinische Versorgung, Seniorenfreundlichkeit, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangebote und Gastronomie schneidet Laer ganz schlecht ab. Doch gerade in diesen Bereichen soll sich durch den Stadtumbau vieles zum Positiven wenden.
Zum Teil geschieht dies schon. So bietet das Seniorenbüro Ost jetzt einmal monatlich eine Sprechstunde in Laer an. Sicher noch ausbaufähig, aber immerhin. Auch ein Spielkreis für Senioren hat sich gegründet und findet großen Anklang. Der Spielplatz am Lahariplatz wurde schon aufgehübscht, weitere Orte, an denen man sich gerne aufhalten mag, sollen folgen. So wird derzeit über eine Neugestaltung des Schulhofs nachgedacht.
Ein Problem ist das fehlende gastronomische Angebot. Früher, zu florierenden Opel-Zeiten, gab es in Laer eine Kneipe neben der nächsten. Heute kaum noch. Hier und da ein Imbiss, eine Pizzeria – das war’s. Der Druck, dass sich dahingehend etwas ändert, wächst mit jeder neuen Ansiedelung auf Mark 51/7. „Die Leute, die dort arbeiten, müssen ja versorgt werden“, sagt Stephan Kosel. Schon jetzt, durch die Beschäftigten des ersten fertigen Bürogebäudes (Office 51/7) an der Wittener Straße, merke man Veränderungen im Stadtteil.
Laer wird durch Altenbochum mitversorgt
Auch in Sachen Einkaufsmöglichkeiten muss sich in Laer etwas tun, findet Walter Wolf, Vorsitzender der Werbegemeinschaft. „Aktuell wird Laer ganz gut durch Altenbochum mitversorgt. Aber wegen Mark 51/7 brauchen wir demnächst mehr. Da hängt viel von weiterem Einzelhandel ab.“
Wolf hält „das Grundkonzept für Laer mit seinen 5500 Einwohnern aktuell für zu klein“. Wenn das neue Ostpark-Wohnquartier in Havkenscheid komme und Mark 51/7 fertig entwickelt sei, „dann wird Laer zu einer Boom-Town“, hofft auch er auf einen positiven Effekt durch den Stadtumbau, über den knapp 48 Millionen Euro bis 2024 in den Stadtteil fließen sollen – inklusive Mark 51/7.
Auch Walter Wolf findet die Stimmung in Laer besser als die Benotung im Stadtteil-Check. „Dies ist schon ein extrem schönes Wohngebiet, hier fühlen sich alle wohl“, weiß der örtliche Apotheker aus vielen Gesprächen mit seinen Kunden. Dort habe er auch erfahren, dass sich viele Laer’sche mehr Fachärzte wünschen, etwa einen Gynäkologen und einen Kinderarzt. „Die Akutversorgung ist abgedeckt“, sagt er, „mehr aber auch nicht“.
Neue lokale Akteure engagieren sich für den Stadtteil
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Ein dickes Lob hat Walter Wolf für die Lokalpolitik parat, die in unserem Stadteil-Check ja stadtweit – und auch in Laer mit einer 4+ – ziemlich schlecht wegkommt. „Ich finde die persönliche Betreuung durch die Bezirksvertretung sehr positiv, Laer ist da stark versorgt. Von mir gibt es eine Eins.“
Eine Eins würde wohl auch Micha Fedrowitz vergeben, wenn er das Engagement der Laer’schen benoten sollte. „Das ist hier sehr hoch“, sagt der Stadtteil-Manager. Mit der Laer’schen Runde und der Werbegemeinschaft sei Laer schon sehr gut aufgestellt. Stephan Kosel bezieht auch den neuen Arbeitskreis „Aktionen in Laer“ mit ein. Und natürlich das Flüchtlingshilfe-Netzwerk, das immer noch jeden (!) Sonntag das „Café Welcome“ anbietet. „Über diese beiden Gruppen gibt es inzwischen neue lokale Akteure, die sich für Laer engagieren“, freut sich Kosel, der an alle Bürger appelliert, den Prozess des Wandels weiter aktiv zu begleiten. Damit es beim nächsten Stadtteil-Check für Laer bessere Noten gibt.
>>> Wir vertiefen die Ergebnisse der Befragung
Die Stadtteil-Redaktion vertieft aktuell die Einzelergebnisse unseres Stadtteil-Checks.
An der Leserbefragung hatten sich zwischen Ende September und Mitte November 2018 insgesamt 5535 Leserinnen und Leser beteiligt, indem sie für ihren Stadtteil Schulnoten in 13 Kategorien vergaben. Zu allen Analysen.
Laer wurde von 103 Teilnehmern bewertet. Zu den Noten.
Wir greifen Aspekte aus der Beurteilung auf und fragen Sie: Wie liebenswert ist Ihr Stadtteil? Warum leben Sie gerne hier? Wo gibt es Defizite? Ihre Meinung ist weiterhin gefragt! Teilen Sie sie uns mit und
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