Bochum. Vier Jahre nach der Gründung zieht die Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022 eine Halbzeitbilanz. Mark 51/7entwickelt sich prächtig.
Gut vier Jahre nach ihrer Gründung zieht die Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022 eine erfolgreiche Halbzeitbilanz ihrer Arbeit. Aufgabe der Gesellschaft ist die Aufbereitung und Vermarktung der Teile des früheren Opel-Werks, die der Autobauer nach der Werksschließung Ende 2014 abgeben hat. Dabei geht es vornehmlich um das 68 Hektar große ehemalige Werk I in Laer, das mittlerweile unter dem Begriff „Mark 51/7“ firmiert.
„Mark 51/7 entwickelt sich zu einem der schnellsten, wenn nicht dem schnellsten Flächenentwicklungsprojekt dieser Dimension auf einem Altstandort“, heißt es in dem Bericht, den Rolf Heyer, Geschäftsführer der Bochum Perspektive, am Mittwoch im Strukturausschuss vorgestellt hat. Er spricht von einer „Erfolgsgeschichte, die auch ich so nicht für möglich gehalten hätte.“ Aufgeholt habe die Entwicklungsgesellschaft mittlerweile die achtmonatige Verzögerung, die zu Beginn des Großprojekts eine juristische Auseindersetzung um eine Vergabe verursacht hatte.
Bis zum Jahr 2025 werden nach jetzigen Schätzungen 6000 Beschäftigte auf Mark 51/7 arbeiten, etwa doppelt so viele wie bei der Schließung des Opel-Werks. Erste Befürchtungen nach dem Vertragsabschluss 2015 mit DHL, das Areal könnte überwiegend für die Logistik-Branche verwendet werden, hätten sich längst zerstreut. 3300 Beschäftigte werden voraussichtlich im Wissenschafts- und Technologiezentrum arbeiten, 2200 im Dienstleistungs- und Produktionsbereich, 600 in der Logistik. Das Ausbildungsniveau werde hoch sein: Etwa 45 Prozent der 6000 Arbeitnehmer werden, so Heyer, Facharbeiter-. und Technikerniveau haben, knapp 40 Prozent einen akademischen Hintergrund haben und lediglich 16 Prozent angelernte Kräfte sein.
Dem frühen Eigentümer Opel, gemeinsam mit der Stadt Träger der Bochum Perspektive, attestiert der Geschäftsführer eine gute Zusammenarbeit. „Opel hat alle seine Verpflichtungen erfüllt und liegt mit der zugesicherten finanziellen Unterstützung deutlich über den ursprünglich verabredeten Beträgen.“
Insgesamt knapp 140 Millionen Euro sollen ausgegeben werden, um das Areal von Altlasten zu befreien und es fit für die Zukunft zu machen. Mehr als 60 Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land sind dafür bereits bewilligt worden.
Über alle Parteien und Fraktionen hinweg hat die Zwischenbilanz der Bochum Perspektive großes Lob hervorgerufen. Der Begriff „Erfolgsgeschichte“ sei „noch tiefgestapelt“, so Peter Reinirkens (SPD), Vorsitzender des Strukturausschusses. Roland Mitschke (CDU) sprach von einer Arbeitsplatzquote, „die vorzeigbar ist“. Martina Foltys-Banning (Die Grünen) freute sich darüber, dass sich der Kampf für den Erhalt des Verwaltungsgebäudes (O-Werk) ausgezahlt habe und kommentierte die Arbeit der Bochum Perspektive mit den Worten: „Das ist wirklich gut gelaufen.“
Bis Ende 2018 wurden u.a. 25 Kilometer Steinkohlenflöze unter dem Areal untersucht und gesichert, mehr als 70 Prozent der Hallenfläche abgebrochen, mehr als 50 Prozent der vermarktbaren Fläche aufbereitet und mehr als über 55 Prozent der Flächen verkauft. Neben dem Logistiker DHL, dessen Megapaketzentrum Ende des Jahres in Betrieb geht, haben bereits die Dekra, der Eisenbahnzulieferer Faiveley, die Brock Kehrtechnik GmbH, die Bosch-Tochter Escrypt sowie die Immobilienentwickler Harpen und Landmarken Grundstücke erworben. Auch das Land NRW hat über die Ruhr-Uni Flächen für den Bau von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen gekauft.
Max-Planck-Institut ist im Gespräch
Über weitere zehn Prozent der Flächen werden, so Heyer, konkrete Gespräche und Verhandlungen geführt. Möglich ist etwa auf der „Technologie- und Wissenschaftmeile“ entlang der Wittener Straße eine Ansiedlung des Max-Planck-Instituts für IT-Sicherheit, das unlängst nach Bochum vergeben wurde. Etwa 200 neue Arbeitsplätze seien bereits entstanden, nämlich im Office 51/7 von Harpen. Bis Ende 2019 werden weitere 1200 Jobs folgen.
Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts wird jetzt mit Hochdruck am zweiten Bauabschnitt gearbeitet. Nächste Woche soll die Vergabe der Altlastensanierung und des Abbruchs der größten Opel-Halle, des 85.000 Quadratmeter großen Presswerks (Halle D3), erfolgen. Abgerissen werden bereits Nebengebäude, so die Lagerhalle für die früheren Werkzeuge des Presswerks. Auch umfangreiche Baumfäll- und Rodungsarbeiten nördlich der Halle D3 und südlich entlang der Wittener Straße werden in den nächsten Wochen erfolgen.
Leuchtturmprojekt im Ruhrgebiet
„Mark 51/7 ist ein Erfolgsprojekt, das aber in den nächsten zwei Jahren vor großen Herausforderungen bei der Bewältigung der anstehenden Bau- und Planungsaufgaben steht“, heißt es in der Halbzeitbilanz. Die gut funktionierende Vermarktung des weit über die Region hinaus strahlenden Industrie- und Gewerbegebiets ist gleichermaßen Fluch und Segen der Bochum Perspektive.
Sie hält die Mannschaft um die Geschäftsführer Rolf Heyer und Enno Fuchs mächtig auf Trab. „ Alle Teilprojekte liegen vor dem ursprünglichen Zeitplan: Mehr Flächen wurden in kürzerer Zeit hergerichtet, erschlossen und schneller zu einem höheren Preis vermarktet.“ Die umfangreiche Unterstützung mit öffentlichen Mitteln dokumentiere, „dass auch das Land NRW das Projekt Mark 51/7 als eines der Leuchtturmprojekte für den Strukturwandel im mittleren Ruhrgebiet sieht“.
Anbindung an Bogestra-Netz
Nach seiner Fertigstellung soll Mark 51/7 – anders als das ehemalige Autowerk – ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Stadtraum sein – mit einem nennenswerten Grünzug, 300 Bäumen, Radwegen und einer Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Die Bogestra will von 2022 an von der Wittener Straße im Osten einen Abzweig über die künftige Mark-51/7-Magistrale, die Suttner-Nobel-Allee, bis zum O-Werk im Westen bauen, auf dem die Straßenbahn 310 verkehren soll.
Auch über die Baufortschritte soll die Öffentlichkeit weiter unterrichtet werden. Auf dem Areal sollen Baucontainer nicht nur als Besprechungsraum dienen, sondern von deren Dächern aus auch Gästen die Möglichkeiten geben, einen Blick auf die weitläufige Baustelle zu werfen. Erste Überlegungen, so heißt es, beschäftigen sich mit der Frage, wie der Campus von Mark 51/7 künftig gemanagt werden könne.