Bochum. Dass die Entscheidung über die Opel-Zukunft erneut verschoben wurde, wird insbesondere in Bochum sehr kritisch aufgenommen. Am Dienstag stimmen die Betriebsräte mögliche Aktionen europaweit ab. Aber auch sie sind sich nicht einig, ob Magna oder RHJ den Zuschlag bekommen sollen.
Die Beschäftigten der Opelwerke sind hochverärgert über die zögerliche Verkaufstaktik von General Motors. Wider Erwarten hatte der Aufsichtsrat die Entscheidung, ob man Opel an den Autozulieferer Magna oder an den Finanzinvestor RHJ verkaufen sollte, erneut verschoben. Ob die Opelaner deshalb notfalls auch eine Demo vor der US-Botschaft in Berlin veranstalten werden, um Druck auf GM auszuüben, wie es in einigen Online-Portalen hieß, bestätigte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel der WAZ gegenüber am Montag nicht.
Einenkel: "Klar, dass wir was tun müssen"
„Klar ist, dass wir etwas tun müssen,” sagte er. Am Dienstag, 25. August, werden die Betriebsratsvorsitzenden aller europäischen Opelwerke darüber in einer Telefonkonferenz sprechen. „Je länger die Zeit verstreicht, desto größer wird die Gefahr, dass es keine Lösung gibt und dann die Insolvenz droht”, erklärte Einenkel. Betroffen wären dann 25.000 Opel-Beschäftigte und 100.000 Zulieferermitarbeiter in Deutschland.
Wie Aktionen aussehen könnten, werde man also am Dienstag bereden. „In Bochum waren wir da immer sehr kreativ.” Aber man müsse aufpassen, was man tue. Die Kernfrage sei: „Was macht man wo zum richtigen Zeitpunkt.” Die „Infomationstage” bei Opel Bochum, die im Oktober 2004 über eine Woche lang das Werk lahm legten, könne man so nicht wiederholen, wenn gerade Kurzarbeit herrsche. Einenkel: „Das nützt nichts, wenn keiner es merkt. Damals war das anders. Da drohte die Schließung.” Heute wäre die Marke Opel ohne Bochum kaum überlebensfähig. Und die Kundgebung vor der US-Botschaft in Berlin? Ein Hirngespinst? – „Es gibt noch keine Festlegung”, beharrt Einenkel.
Die einen wollen Magna, die anderen lieber RHJ
Es gehe den Betriebsräten, darüber wurde bereits am Montag diskutiert, um europaweit abgestimmte Aktionen. Da aber herrscht in der Frage „Magna oder RHJ” ein gewisses Problem: Auch die Betriebsräte sind sich nicht einig. Die Betriebsräte der englischen und spanischen Werke würden als Opel-Käufer nämlich lieber den belgischen Investor RHJ als Opel-Käufer akzeptieren, die anderen Werke, darunter vor allem die deutschen, lieber den kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna.
Auch die Betriebsräte des Opelwerks in Antwerpen würden Magna vorziehen. Zwar wollen laut Einenkel beide Bewerber das Werk in Antwerpen schließen, aber Magna prüfe immerhin, ob man in Belgien einen Kleinwagen bauen könne. Da flackert noch Hoffnung.
Auch die Rüsselsheimer wollen jetzt ihr Urlaubsgeld
„Alle Opelwerke in Europa müssen eine Perspektive bekommen”, sagt Einenkel. Wie der Frust bei Opel um sich greift, sah man im Opelstammwerk Rüsselsheim: Da rückte der Betriebsrat vom Kurs ab, der Firma das Urlaubsgeld zu stunden und forderte sie zur Auszahlung auf. Und folgte damit dem Beispiel Bochum.