Berlin. Die Opel-Mitarbeiter sind richtig sauer auf GM: Wenn in dieser Woche keine Entscheidung über die Zukunft des Autobauers fällt, wollen sie vor der US-Botschaft demonstrieren. Die Hängepartie in der Opel-Frage wird auch zum Belastungstest für das deutsch-amerikanische Verhältnis.

Die Opel-Belegschaft will vor der US-Botschaft in Berlin gegen den Verkaufspoker ihrer Muttergesellschaft GM demonstrieren. Wie «Bild.de» am Montag unter Berufung auf Unternehmenskreise meldet, planen die Mitarbeiter eine Großdemonstration, sollte in dieser Woche keine Entscheidung über die Zukunft von Opel fallen. Schon am Wochenende könnte die Demonstration stattfinden, hieß es. Opel-Mitarbeiter wollten von ihren Standorten aus mit Bussen in die Hauptstadt fahren. Die Vorbereitungen dafür liefen bereits.

Fred B. Irwin, Präsident der amerikanischen Handelskammer. Foto: Imago
Fred B. Irwin, Präsident der amerikanischen Handelskammer. Foto: Imago © imago stock&people

Das Tauziehen um Opel hat derweil eine Debatte über Belastungen für das deutsch-amerikanische Verhältnis ausgelöst. Der neutrale Vorsitzende des Opel-Treuhand-Beirates, Fred Irwin, sagte der «Bild»-Zeitung, für eine "gute Lösung brauchen wir keinen transatlantischen Streit zwischen Deutschland und Amerika, sondern mehr Flexibilität aller Beteiligten".

Irwin, der auch Chef der amerikanischen Handelskammer in Deutschland ist, äußerte sich skeptisch gegenüber Versuchen unter anderem der Bundesregierung, den Druck auf die US-Regierung zu erhöhen, die 60 Prozent an General Motors (GM) hält. Es hätte keinen Sinn, weiteren politischen Druck auf die US-Administration auszuüben, weil die Führung von General Motors völlig unabhängig entscheiden werde.

Autoexperte: Merkel hat sich vorführen lassen

Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz forderte vor dem Hintergrund möglicher Konflikte eine schnelle Lösung in der Opel-Frage. Polenz sagte der Zeitung, es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass nationale Interessen «gegeneinander ausgespielt werden und es so zu Spannungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis kommt».

Der Autoexperte Willi Diez zweifelt indes an, ob GM überhaupt noch Interesse an einem Opel-Verkauf hat. «Die Haltung, alles abzustoßen gibt es bei GM nicht mehr», sagte Diez der «Berliner Zeitung». «Man denkt wieder langfristig - und da ist Opel und das europäische Geschäft ein wichtiger Faktor.»

Opel-Belegschaft droht mit "spektakulären Aktionen"

Das Verhalten des Opel-Mutterkonzerns sei ein «Affront», sagte der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer den Dortmunder «Ruhr Nachrichten». «Die GM-Führung und der Verwaltungsrat führen die Bundesregierung vor.» Nun müsse sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) des Themas annehmen: «Es wird Zeit, dass Frau Merkel den amerikanischen Präsidenten anruft. Die Bundesregierung muss endlich bei Opel mit einer Stimme sprechen und sollte sich dieses Katz-und-Maus-Spiel nicht bieten lassen.» Opel sei «nie Chefsache» gewesen, kritisierte er. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe im Alleingang entschieden und dabei nicht glücklich agiert: «Sein Gerede von einer Insolvenz hat die Amerikaner geradezu zu ihrem taktischen Spiel animiert.»

Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hat unterdessen bis Ende der Woche eine Lösung für den angeschlagenen Autohersteller Opel gefordert. «Unsere Geduld ist absolut am Ende», sagte er am Montag im Deutschlandfunk. Ändere sich die Situation bis Ende der Woche nicht, kündigte er «spektakuläre Aktionen» an. Diese müssten nicht unbedingt Streiks sein.

Thüringen wirft GM Verzögerungstaktik vor

Die thüringische Landesregierung wirft derweil dem GM vor, die Entscheidung über die Zukunft Opels bis nach der Bundestagswahl zu verzögern. Offenbar rechne man sich in Detroit aus, dass der Finanzinvestor RHJI leichter durchzusetzen sei, wenn es nach dem 27. September eine neue politische Konstellation gebe, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) der «Berliner Zeitung».

Am Wochenende hatte GM die Entscheidung über den Verkauf von Opel vertagt. Der US-Autobauer teilte mit, dass Informationen fehlten, um sich für das von Bund und Ländern bevorzugte Konsortium um den österreichischen Magna-Konzern oder RHJI zu entscheiden. «Das ist völliger Quatsch», sagte Reinholz. «Sie haben von uns alles bekommen, was sie brauchen. Ich vermute, das ist eine Ausrede, um Zeit zu schinden», erklärte er. (ddp/afp/ap)