Washington. Lance Armstrong hat am Donnerstagabend einen Schlussstrich gezogen. Der 40-jährige Ex-Radprofi verzichtet auf das zuletzt von der Anti-Doping-Agentur USADA forcierte Verfahren gegen ihn. Laut Radsportexperten kommt das einem Schuldeingeständnis gleich. Lance Armstrong verliert voraussichtlich alle sieben Tour de France-Siege und wird lebenslang gesperrt.

Zehn Jahre hat er mit allen Mitteln gegen Anschuldigungen gekämpft, er sei ein durchtriebener Doping-Betrüger, der seine Vorbildrolle im Leistungssport gnadenlose missbraucht hat. Am Donnerstagabend gab Lance Armstrong endgültig auf - und klein bei. "Im Leben eines jeden Menschen kommt der Punkt, an dem man sagen muss: 'Genug ist genug'", erklärte Armstrong auf seiner Internetseite.

Auch interessant

Der Verzicht des 40-jährigen Ex-Rad-Profis auf das zuletzt von der Anti-Doping-Agentur USADA forcierte Verfahren gegen ihn, kommt nach Ansicht von Radsport-Experten einem Schuldeingeständnis mit weit reichenden Konsequenzen gleich. Wie die New York Times und die Washington Post am Freitag berichten, werden dem Texaner, der zuletzt durch Bemühungen als Triathlet Schlagzeilen machte, voraussichtlich sämtliche sieben Tour de France-Siege, die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen im Jahr 2000 und alle weiteren Titel und Auszeichnungen aberkannt, die ihm seit 1998 zuteil geworden waren. Vorausgesetzt, der Internationale Radsportverband ICU folgt einem Antrag der Anti-Doping-Agentur, der laut Chef Travis Tygart reine Formsache sei.

Armstrong drohte großer Prozess

Armstrong stand zuletzt mit dem Rücken komplett zur Wand. Entweder würde er die lebenslange Dopingsperre hinnehmen, die die Usada beantragt hatte. Oder ihm wäre spätestens im November der Prozess vor einem unabhängigen Schiedsgericht des Sports gemacht worden, bei dem etliche seiner früheren Wegbegleiter, Ärzte und Betreuer hätten aussagen müssen.

Der Versuch der Anwälte Armstrongs, diese juristische Auseinandersetzung untersagen zu lassen, war erst vor wenigen Tagen vor dem Bezirksgericht in Austin gescheitert. Amerikanische Doping-Jäger hatten dem 1996 an Hodenkrebs erkrankten Ausdauersportler jahrelanges systematisches Doping und Handel mit verschiedenen illegalen Substanzen vorgeworfen.

Armstrong als Mittelpunkt einer Doping-Verschwörung?

Mehr noch: Armstrong soll Mittelpunkt einer Doping-Verschwörung gewesen sein. Der Texaner hatte alle Anschuldigungen bis zuletzt vollständig zurückgewiesen und seine Gegner einer Hexenjagd beschuldigt. Dieser Haltung blieb der Sportler im Kern bis zum Schluss treu. Zur Begründung seines Verzichtes gegen das USADA-Verfahren sagte er: „Der Preis, den ich und meine Familie dafür bezahlt haben, bringt mich so weit, wie ich heute bin – fertig mit diesem Unsinn.“