Essen. Nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS hat sich Jan Ullrich sich zu Wort gemeldet und Kontakte zum Doping-Arzt Eufemiano Fuentes bestätigt. “Ich weiß, dass das ein großer Fehler war, den ich sehr bereue“, schreibt der Tour-de-France-Sieger von 1997 auf seiner Homepage.

Das Urteil ist vernichtend, und doch hat Jan Ullrich es ein Stück weit herbeigesehnt. Schon am Mittwoch hatte der einstige Radsport-Star gesagt, dass der Tag der Urteilsverkündung durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS der "glücklichste Tag" in seinem Leben werde. Der CAS sah es als erwiesen an, dass Ullrich in seiner Zeit als aktiver Radprofi gedopt hat. Rückwirkend ab August 2011 ist er für zwei Jahre gesperrt, alle Ergebnisse seit Mai 2005 werden annulliert - auch er dritte Platz bei der Tour de France 2005.

Und Ullrich: zeigt sich tatsächlich erleichtert. Er sei "froh, dass endlich ein Urteil gefällt wurde", schreibt der Mann, der früher einmal die größte Radsport-Hoffnung Deutschlands war. Er "nehme den Schiedsspruch hin und werde ihn nicht anfechten", schreibt er in einer Stellungnahme auf seiner Homepage. Nicht, weil er "mit allen Punkten in der Urteilsbegründung übereinstimme", sondern weil er das Thema endgültig abschließen wolle.

Ullrich wollte "für die Tour 2006 nochmal alles rausholen"

Dann räumt er - zumindest indirekt - ein, gedopt zu haben: "Ich bestätige, dass ich Kontakt zu Fuentes hatte", schreibt Ullrich. "Ich weiß, dass das ein großer Fehler war, den ich sehr bereue. Für dieses Verhalten möchte ich mich aufrichtig bei allen entschuldigen – es tut mir sehr leid." Rückblickend würde er manches anders machen.

Was folgt, sind Erklärungsversuche - allerdings nur für die Zeit nach 2005: "Ich wollte für die Tour 2006 nochmal alles rausholen", schreibt Jan Ullrich. "Nach meinem Toursieg 1997 und fünf zweiten Plätzen war der Druck der Öffentlichkeit, der Sponsoren und auch mein Eigendruck immens groß. Alle wollten einen zweiten Toursieg, besonders nach dem Rücktritt von Lance Armstrong."

Anwälte rieten Jan Ullrich, zu schweigen

Er kam gar nicht bis zu Tour 2006: Kurz vor dem Start wurde seine mögliche Verwicklung in den Fuentes-Skandal publik, das T-Mobile-Team suspendierte ihn. Jan Ullrich erinnert sich an "Schlagzeilen, Ächtung, Hausdurchsuchungen, Strafverfahren, Klagen". Er habe sich "alleingelassen" gefühlt. "Die ganze Welt wollte mich an die Mauer stellen und dann bin ich instinktiv in Deckung gegangen, habe mich erst mal zurückgezogen."

Warum aber schwieg Ullrich? Er schreibt dazu: "Ich wollte schon damals, kurz nach meiner Suspendierung, den Fehler, den ich gemacht habe, öffentlich eingestehen", aber ihm seien die Hände gebunden gewesen. Auf Anraten seiner Anwälte habe er nichts zu den Vorwürfen gesagt.

Der Schiedsspruch des CAS werde an seinen Zukunftsplänen nichts ändern, so Ullrich. "Ich habe nie daran gedacht, in irgendeiner Funktion wieder in den aktiven Profiradsport zurückzukehren." Er habe dem Radsport viel zu verdenken und wolle seine Leidenschaft für diesen Sport weiter an andere vermitteln. Deshalb werde er sich weiter im Jedermann-Radsport engagieren. Und damit, schreibt Ullrich am Ende, sei alles zum Thema Doping gesagt: Weitere Erklärungen werde er zum Thema nicht abgeben. "Ich ziehe hiermit einen Schlussstrich." (shu)