Dortmund. Die TSG Sprockhövel kann nach dem Spiel gegen den TuS Bövinghausen sauer sein – auf sich selbst, einen Gegenspieler und den Schiedsrichter.

Es war wild, was der TuS Bövinghausen und die TSG Sprockhövel am Freitagabend in Dortmund ablieferten. Vor allem positionstechnisch zeigten sich beide Mannschaften sehr fluide, verließen ihr Formations-Korsett immer wieder, versuchten, mit Überlagerungen einer Seite oder des Zentrums die Gegner in Bewegung zu bringen und so Unsicherheit im Defensivverhalten zu provozieren.

Zunächst war es die TSG, die das Kommando übernahm. Ohne Stoßstürmer Dominik Wasilewski, wechselten die Offensiven Eren Albayrak, Ishak Dogan und Felix Sauer immer wieder die Positionen und versuchten, mit Tempo hinter die gegnerische Abwehrkette zu kommen. „Wir haben gesehen, dass sie mit den Innenverteidigern aufbauen, die sehr breit stehen. Daher waren das taktische Gründe für die Aufstellung, die Defensive war mir heute einfach wichtiger“, so TSG-Trainer Yakup Göksu.

TSG Sprockhövel kassiert mit der ersten Chance des TuS Bövinghausen direkt das 0:1

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So verzeichneten die Sprockhöveler auch die ersten, kleinen Chancen. Im Stile einer Spitzenmannschaft nutzte dann aber Bövinghausen die allererste eigene Möglichkeit, als Luka Bosnjak seinem Gegenspieler Giovanni Multari nach einer scharfen Hereingabe von der linken Seite entkam und den Ball an TSG-Torhüter Philipp Knälmann vorbei ins Tor ablenkte.

Der Treffer war wie Gift für das Selbstvertrauen der Sprockhöveler, die gleich einen Gang herunterschalteten – wohl aus Sorge vor einem blitzschnellen Konter des TuS Bövinghausen.

Dem eigenen Spiel förderlich, war diese Passivität aber ebenso wenig, wie die Linie des Schiedsrichters Waldemar Stor, der rustikalem Einsteigen rigoros den Riegel vorschob. So hatten die Dortmunder mit der Führung im Rücken nun vermehrt den Ball und kontrollierten das Geschehen.

Umstrittener Strafstoß für den TuS Bövinghausen

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In der 35. Minute wäre die TSG dann beinahe schon frühzeitig ausgeknockt worden, als Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz aus dem zentralen Mittelfeld einen starken Schnittstellenpass ansetze, Elmin Heric erreichte, der den Ball zwar an Knälmann vorbeilegte, bei seinem Schuss aber scheiterte. Nur wenige Sekunden später, ließ sich der Unparteiische dann von der Stimmung anstecken.

Nachdem Großkreutz Abschluss aus fünf Metern komplett verrutscht war, kam Marko Onucka an den Ball, drehte sich noch einmal und ließ sich nach minimalem Kontakt stumpf fallen und reklamierte unsportlich. Zurecht winkte Schiedsrichter Stor ab, wollte weiterspielen lassen.

Doch Sprockhövels Marcel Weiß verhakte sich mit den noch am Boden liegenden Dortmunder, ließ sich dazu hinreißen, ihm ein paar deutliche Worte zu sagen, und schubste ihn zugleich bei dessen Versuch, aufzustehen, leicht. Dies sah der Schiedsrichter und entschied auf Strafstoß. Großkreutz trat an, visierte die linke Ecke an, in die Knälmann aber bereits unterwegs war und den Ball abwehrte.

Kurz vor der Pause erhöht der Favorit, dann ist die TSG Sprockhövel erneut sauer

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Doch auch dieses kurze Hoch-Gefühl half nicht, drei Minuten vor der Pause erhöhte Bövinghausen auf 2:0, nachdem sich Nico Thier über links durchgesetzt hatte, in den Strafraum zog und abgefälscht ins kurze Eck traf.

In Hälfte zwei musste sich etwas tun bei der TSG, die dementsprechend forsch auftrat und gerade auf der Bövinghausener rechten Abwehrseite Probleme ausmachte. Nach einer Flanke von Agon Arifi flog Eren Albayrak zunächst noch knapp am Ball vorbei, in der 63. Minute lag dieser dann nach einem Abstauber vom eingewechselten Farid Gilani aber doch im Dortmunder Tor.

Traf nach einer Flanke, doch das Tor wurde nicht anerkannt: Farid Gilani (rechts).
Traf nach einer Flanke, doch das Tor wurde nicht anerkannt: Farid Gilani (rechts). © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Allerdings: Schiedsrichter Stor zog erneut die Wut der Sprockhöveler auf sich, als er die Anerkennung verweigerte und ein Foul am Torhüter Ricardo Seifried pfiff. Eine glückliche Entscheidung für Bövinghausen, sowohl Gilani als auch Seifried waren einfach zum Ball hochgegangen. Auch ein Dortmunder war mitten drin im Getümmel.

TuS Bövinghausen entschleunigt das Spiel

Die „Weiter“-Rufe von draußen ließen aber erkennen: Diese Aktionen setzten Energie bei der TSG und ihren Anhängern frei.

Doch erneut zeigte sich der TuS Bövinghausen von seiner abgezockten Seite. Nur kurz hatte er der Aktivität der Sprockhöveler wenig entgegenzusetzen. Dann reagierte er, indem er die Partie schlicht beruhigte. Bei TSG-Ballbesitz – davon gab es nun viel – standen die Dortmunder eng beieinander und schlossen die Ketten und wenn sie einmal selbst den Ball hatten, dann hatten sie es überhaupt nicht eilig, eine Torchance zu kreieren. Verwalten statt Erhöhen war ihr Motto.

TSG Sprockhövel fordert erneut Tor, doch das wird nicht gegeben

Schlussendlich erfolgreich – auch wenn Seifried bei einer Ecke noch schlecht aussah und den Ball sich selbst an die Latte faustete. Die TSG forderte Tor. Die Entscheidung des Schiedsrichter-Gespanns fiel aber einmal mehr gegen die Blau-Weißen aus.

Die Krone setze dem Ganzen dann noch ein Platzverweis für Maximilian Dagott auf, der in der 86. Minute nach einem doch recht plumpen Foulspiel vor dem eigenen Strafraum die Gelb-Rote Karte sah. Doch auch damit nicht genug. In der 91. Minute erhöhte Bövinghausen nach einem individuellen Fehler von Marcel Weiß und dem Ballverlust als letzter Mann vor Knälmann zum 3:0-Endstand.

Die TSG Sprockhövel bleibt ihrem Weg treu

„Ich fand es ein richtig gutes Spiel von uns. Das, was wir uns vorgenommen hatten, haben wir sehr gut umgesetzt, ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir machen weiter, uns fehlt nur das Quäntchen Glück vorne. Ich hoffe, das kommt bald und wir belohnen uns für unsere Arbeit offensiv wie defensiv“, so Göksu, der mit den Schiedsrichter-Entscheidungen nicht zufrieden war und beim aberkannten Treffer gesehen hatte, dass ein Dortmunder selbst den Torhüter irritierte, den Pfiff daher nicht nachvollziehen konnte.

Die Bövinghausener hätten aus vier Schüssen, drei Tore gemacht, sein eigenes Team hingegen mehrer gute Chancen nicht zu Ende gespielt oder verwertet. „In der zweiten Hälfte war es dann total extrem. Wir haben auf ein Tor gespielt, sie hatten in der 82. Minute ihren ersten Schuss. Wir waren im Ballbesitz, aggressiv und laufstark, haben Bövinghausen voll aus dem Spiel herausgeholt.“

TuS Bövinghausen - TSG Sprockhövel 2:0 (2:0)

Tore: 1:0 Bosnjak (7.), 2:0 Thier (43.), 3:0 Anan (91.)

TSG Sprockhövel: Knälmann - Husidic, Multari, Dagott, Cakir . Weiß, Michels (78. Duran), Arifi - Albayrak (60. Wasilewski), Sauer (46. Gilani), Dogan

Besondere Vorkommnisse: Knälmann hält Foulelfmeter (36.), Gelb-Rote Karte für Dagott (86.)

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