Gladbeck. Der VfL Gladbeck überwintert in der Gruppe 2 der Handball-Oberliga auf dem ersten Tabellenplatz. Und doch gibt es beim VfL eine Baustelle.

Ausgerechnet im letzten Spiel des Jahres erwischte es die Handballer des VfL Gladbeck erstmals. Zehn Partien in Folge waren sie in der Gruppe 2 der Oberliga Westfalen ohne Niederlage geblieben. Dann mussten sich die Rot-Weißen jedoch bei der HSG Gevelsberg-Silschede geschlagen geben. Wie fällt die Zwischenbilanz für den VfL Gladbeck aus?

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Nach der langen Corona-Zwangspause wusste wohl kein Handball-Oberligist, wo er zu Saisonbeginn eigentlich steht. Ungeachtet dessen gingen die Gladbecker selbstbewusst ins Meisterschaftsrennen, schließlich hatten sie in der Vorbereitung auch Drittligisten wie die SG Menden Sauerland und den ASV Hamm-Westfalen II bezwungen.

Der Optimismus erwies sich als berechtigt, die Mannschaft von Trainer Sven Deffte überwintert in ihrer Staffel mit 19:3 Punkten und 352:295 Toren auf dem ersten Tabellenplatz. Dass die Konkurrenz dem VfL stets die Favoritenrolle zuschiebt, kann Sven Deffte verstehen. „Das würde ich als gegnerischer Trainer ja auch machen“, sagt er. Er betont aber: „Wir sind nicht die Übermannschaft, sondern müssen uns die Punkte hart erarbeiten.“

Sven Deffte, der Trainer des VfL Gladbeck, ist mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden.
Sven Deffte, der Trainer des VfL Gladbeck, ist mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Tatsächlich standen einige Spiele Spitz auf Knopf. Und mehr als einmal erwies sich der große und ausgeglichen stark besetzte Kader der Gladbecker als entscheidend.

Wie fällt die Zwischenbilanz von Trainer Sven Deffte aus? „Es ist natürlich blöd, dass wir im letzten Spiel leer ausgegangen sind. Trotzdem bin ich zufrieden. Das gilt auch, weil wir bislang in der Staffel ohne coronabedingte Absagen durchgekommen sind. Allerdings wissen wir natürlich nicht, was in den nächsten Monaten mit der Omikron-Variante noch kommt.“

Was lief gut?

Der VfL Gladbeck startete mit 12:0 Punkten in die Runde. Diese Serie sorgte für Selbstbewusstsein. Die Mannschaft überwintert mit 19:3 Zählern – und das in einer Staffel, die es laut VfL-Abteilungsleiter Tim Deffte durchaus in sich hat: „Vor der Saison hieß es ja, unsere Gruppe sei die schwächere. Das glaube ich nicht. Das ist eine Staffel mit Format, in der jedes Team Handball spielen kann.“

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Zu überzeugen wussten die Gladbecker in den ersten elf Partien vor allem im Angriff. 41 Treffer glückten ihnen beispielsweise im Spitzenspiel gegen den Soester TV, und jeweils mehr als 30 gegen den TuS Bommern (33), beim TuS Ferndorf II (35), beim HTV Hemer (35) und bei der HSG Gevelsberg-Silschede (32). „Tore werfen wir immer“, sagt Tim Deffte.

Das stimmt. Und anders als vor ein paar Jahren ist der VfL nicht mehr so abhängig von den Treffern Max Krönungs. Ein großes Plus ist zudem, dass Sven Deffte mehrere Spieler auf verschiedenen Positionen einsetzen kann. Das macht es den Gegnern schwer, sich auf die Gladbecker einzustellen.

Was lief schlecht?

295 Gegentore musste der VfL in den ersten elf Spielen hinnehmen. „In der Abwehr ist noch Luft nach oben“, sagt Trainer Sven Deffte. Sein Bruder Tim sieht’s genauso. Und er betont: „In den Aufstiegsjahren hatten wir immer eine stabile und robuste Abwehr, beim letzten Aufstieg etwa haben ja Sven (Deffte, d. Red.) und Alex Tesch unseren Innenblock gebildet. Als Torwart kann dir gar nichts Besseres passieren. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass unsere Jungs das auch können.“

Warum hat die Deckung nicht immer funktioniert? „Wir waren nicht eingespielt“, sagt Sven Deffte und verweist darauf, dass ausgerechnet die Spieler für den Innenblock berufs- und/oder verletzungsbedingt nicht regelmäßig trainieren konnten bzw. können.

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Sebastian Janus, der anfangs starke Leistungen zeigte, schlug sich einmal mehr mit hartnäckigen Knieproblemen herum, Resid Dervisevic war zwischenzeitlich auf Montage, und Philipp Arens konnte und kann infolge seiner Ausbildung nur einmal in der Woche am Training teilnehmen. Und in Felix Brockmann, der mittlerweile in Heidelberg Medizin studiert, haben die VfLer zu allem Überfluss auch noch einen guten Abwehrmann verloren.

Wie haben sich die Zugänge gemacht?

Der VfL Gladbeck ist nur mit Valentin Beckmann (TuS Bommern) als Zugang in die Saison gegangen. Seither bildet er mit Patrick Spierau das Torhütergespann. Sven Deffte ist zufrieden mit dem Keeper: „Valentin hat seine Sache gut gemacht.“

Valentin Beckmann, der neue Torwart des VfL Gladbeckm hat seine Sache laut Trainer Sven Deffte bislang gut gemacht.
Valentin Beckmann, der neue Torwart des VfL Gladbeckm hat seine Sache laut Trainer Sven Deffte bislang gut gemacht. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

In der laufenden Runde verpflichtete der VfL in Leon Prüßner noch einen in der Dritten Liga erprobten Linksaußen. Bislang kam der Beachhandball-Nationalspieler dreimal zum Einsatz – und doch wies er schon in Bommern und Gevelsberg nach, was er kann. Sven Deffte: „Leon ist auf jeden Fall eine Verstärkung.“

Der bisherige Höhepunkt

Das war zweifellos das Gipfeltreffen mit dem Soester TV Anfang Oktober, das der VfL in der Riesener-Halle nach einer eindrucksvollen Vorstellung deutlich mit 41:35 zu seinen Gunsten entschied. „Das war ein richtig starkes Spiel von uns“, sagt Sven Deffte.

Unsere Einschätzung

Sollte der VfL Gladbeck in den Partien beim Tabellenzweiten Soester TV (23. Januar) und gegen den auf Rang drei notierten VfL Eintracht Hagen II (5. Februar) keine Punkte liegen lassen, darf das Team um Kapitän Max Krönung von der nächst höheren Klasse träumen.

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Allerdings wird der Weg zum großen Ziel noch ein sehr steiniger sein, schließlich warten in der Aufstiegsrunde die traditionell starken Mannschaften aus Ostwestfalen (in der Gruppe 1 führt derzeit der CVJM Rödinghausen die Tabelle vor dem TuS 09 Möllbergen und den Sportfreunden Loxten an). Nur wenn die Abwehr des VfL Gladbeck in den alles entscheidenden Spielen richtig funktioniert, kann es etwas werden mit der Rückkehr in die Dritte Liga.