Gladbeck. Es war beeindruckend, was der VfL Gladbeck im Spitzenspiel gegen Soest auf das Parkett zauberte. Sven Deffte sah sein Team „nahezu am Optimum“.
Dieses Spiel wollte sich selbst Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist nicht entgehen lassen. Live vor Ort verfolgte sie die Spitzenpartie der Handball-Oberliga zwischen dem VfL Gladbeck und dem Soester TV in der Gladbecker Riesener-Halle.
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Der Erste war zu Gast beim Tabellenzweiten, mit einer makellosen Bilanz von 8:0-Punkten hatten die beiden Teams einen perfekten Start in die Saison hingelegt, sind auf dem besten Weg in die Aufstiegsrunde. Umso wichtiger war der 41:35-Erfolg (22:15 zur Pause) des VfL, nimmt er diese Zähler doch sehr wahrscheinlich mit in die Aufstiegsrunde.
Verhindert werden könnte dies nur noch wenn der Soester TV oder gar die Gladbecker nach der Vorrunde nicht unter den besten fünf Teams stehen würden, was gerade nach dem Auftritt am Samstag äußerst unwahrscheinlich klingt.
VfL Gladbeck ist von Beginn an tonangebend
Vor der aggressiven 6:0-Abwehr und den Tempogegenstößen des Soester TV warnte VfL Gladbecks Trainer Sven Deffte vor der Partie, merkte im gleichen Atemzug aber an, dass man beim VfL schon wisse, wie man den Gegner am knacken könne. Dementsprechend selbstbewusst gingen die Roten in die Partie und fanden gleich zu Beginn die richtige Balance zwischen einer in den ersten fünf Minuten unüberwindbaren Defensive und einer kreativen Angriffsreihe.
Niklas Rolf eröffnete das Spiel mit seinem Treffer, nach fünf Minuten war der VfL durch zusätzliche Tore von Sebastian Janus und zwei Siebenmeter von Max Krönung erst einmal auf 4:0 davongezogen. Soest brauchte etwas, um in der Partie anzukommen, verkürzte durch zwei Treffer von Luis Gran auf 2:4, bekam daraufhin durch einen gehaltenen Siebenmeter von Valentin Beckmann aber schnell ein sportliches Stoppschild gezeigt.
Fynn Blissenbach stellte – auf Linksaußen schön freigespielt – innerhalb kürzester Zeit den alten Abstand wieder her (10.), Niklas Rolf erhöhte nach einer starken Körpertäuschung sogar auf 7:2.
Soester TV braucht etwas, um im Spiel anzukommen
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Trotz der Fünf-Tore-Führung im Rücken nahm die Partie nun an Fahrt auf, auch weil Soest offensiv im Spiel ankam, sich nicht noch weiter abschütteln ließ. Weil die Gladbecker im Angriff aber weiterhin gute Lösungen fanden und vor allem Christopher Winkelmanns wuchtige Würfe aus dem Rückraum zielgenau im Soester Tor einschlugen, behielten die Gladbecker stets die Spielkontrolle, führten mit 8:3, 9:4 und 11:6 (15.) in diesem letzten Heimspiel des Jahres 2021.
Wie wach der VfL an diesem Abend war, bewies der Treffer zum 12:6. Sebastian Janus knallte den Ball an die Latte, Fynn Blissenbach – am Ende mit elf Toren der treffsicherste Gladbecker – schnappte sich ihn und traf mit ganz viel Wille.
In dieser Form ging es weiter. Als die Soester – die es zwischendurch auch mit einer 5:1-Abwehr probierten – mal zwei Tore erzielten, schallten schnell die beruhigenden „Männer, es ist nichts passiert“-Rufe aus der eigenen Abwehr und es folgten die nächsten Zeichen an den STV, dass Gladbeck an diesem Abend eine Nummer zu groß war: Winkelmann traf, Beckmann hielt.
VfL Gladbeck arbeitet und zaubert
Zwar blieb Soest einigermaßen in Schlagdistanz und fiel auch durch die 100-Prozent-Quote von Luke Tischer vom Siebenmeterpunkt nicht auseinander, doch dem VfL gelang – euphorisiert von der bisher besten Saisonleistung – beinahe alles, wie zum Beispiel ein schöner Heber von Blissenbach zum 15:9.
Und wenn die Gladbecker doch einmal eine kreative Schaffenspause einlegten, wurde in dieser Phase Handball gearbeitet, statt gezaubert. Auch das gehört zum Repertoire eines Spitzenteams.
Nach 28 Minuten stand es 19:13 für den VfL, der sich das Highlight in der ersten Hälfte sogar noch aufgespart hatte: Nach einem Kempa-Trick über rechts stellte Fabian Büttner auf 21:14. „Ich glaube, die erste Hälfte war nahezu am Optimum. Da hat alles geklappt, selbst der Kempa. Da war wirklich jeder Wurf ein Treffer. In der Halbzeit habe ich gesagt, dass wir Phasen haben werden, in denen es nicht mehr so läuft und in denen wir die Bälle nicht zu schnell wegwerfen dürfen, weil Soest brandgefährlich ist, wenn man einen Ball verliert“, so Sven Deffte nach der Partie.
Valentin Beckmann überzeugt auf ganzer Linie
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Im zweiten Spielabschnitt brauchte der VfL aber an sich nur noch so weiterzuspielen. Der Sieben-Tore-Vorsprung zur Pause brachte die Sicherheit, auch mal etwas auszuprobieren. Ein weiterer Heber von Blissenbach sorgte in der 36. Minute für das 25:18.
Dann schlugen die Minuten von Gladbecks Nummer Eins Valentin Beckmann, der sich als Wand im Rücken bewies. Der junge Keeper (Jahrgang 2001) war immer wieder mit starken Paraden zur Stelle, wenn der VfL doch einmal zu viele Tempogegenstöße von Soest zuließ, sich Unkonzentriertheiten oder eine zu große Gewissheit über den Sieg einschlichen.
Es passte einfach von vorne bis hinten. Der VfL hielt stets den hohen Vorsprung, führte in der 39. Minute mit 27:19, in der 47. Gar mit 35:22, nachdem der Soester TV, bei dem vor allem Jan-Ole Zülsdorf ein gutes Spiel zeigte, im Angriff den Torhüter rausnahm, dafür vom VfL aber immer wieder und eiskalt bestraft wurde.
Am Ende wird rotiert – und der VfL lässt nach
Erst in den letzten zehn Minuten robbte sich Soest wieder etwas heran, was auch daran lag, dass der VfL—bei dem nun auch Jan Schmiemann, Nick Kalhöfer und Felix Brockmann ihre Chancen bekamen – in dieser Phase weitaus unaufmerksamer war und die Bälle teils einfach herschenkte.
Dies mochte den Wechseln und somit dem auch positiven Aspekt für das Mannschaftsklima sowie der hohen Führung geschuldet sein, Trainer Sven Deffte kann es aber dennoch als perfektes Anschauungsmaterial für eine Anmahnung zur Sinnesschärfung nutzen, sollte es mal wieder ein engeres Spiel geben.
Am Ende war dies jedoch eine Kleinigkeit an diesem nahezu perfekten Abend für den VfL Gladbeck, der nach dem 41:35-Erfolg weiterhin die Oberliga anführt und sich nun in die verdiente Herbstpause verabschiedet.
„Als wir mal einen kleinen Bruch drin hatten, war es wichtig, dass unser Torhüter alles weggenommen hat. Außerdem haben wir das Sechs-gegen-sieben gut verteidigt und offensiv haben wir Spieler, die im Eins-gegen-eins eigentlich nicht zu stoppen sind. Wir haben es 50 Minuten echt super gemacht“, war auch Sven Deffte entzückt von seiner Mannschaft.
Ergebnis: VfL Gladbeck - Soester TV: 41:35 (22:15 zur Halbzeit)
VfL Gladbeck: Beckmann, Spierau, Arens, Brockmann, Sankalla (ein Treffer), Winkelmann (sechs), Kalhöfer, Käsler (fünf), Krönung (sieben/davon drei Siebenmeter bei drei Versuchen), Janus (fünf), Schmiemann (einer), Blissenbach (elf), Büttner (drei), Rolf (zwei)