Essen. Moskitos Essen feiern in Leipzig den fünften Oberliga-Sieg in Folge – und überzeugen mit neuen Stärken. Eine Analyse: Darum läuft es wieder bei den „Mücken“.

Fehlstart? War da was? Die Erinnerungen an die ersten drei Spiele der neuen Oberliga-Saison, aus denen die Moskitos Essen nur einen Punkt holten, verblassen jedenfalls immer mehr. Aus gutem Grund: Fünf Siege in Folge, Platz drei in der Tabelle nach dem 5:2 bei den Icefighters Leipzig und das trotz mehrerer Ausfälle. Die „Mücken“ beeindrucken durch neue Stärken, setzten am vergangenen Wochenende zwei Ausrufezeichen - und entwickeln sich wieder zu einem Spitzenteam.

Wir nennen vier Gründe für die Formstärke der Moskitos: Darum ist Essen wieder ein Top-Team.

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Moskitos Essen – Grund eins: Ausfälle werden problemlos kompensiert

Enrico Saccomani fehlte über fünf Wochen mit einer Unterkörperverletzung, Königstransfer Ralf Rinke in den ersten beiden Spielen gesperrt, derzeit fällt der Lette Elvijs Biezais verletzt aus: Noch nicht einmal stand Trainer Danny Albrecht in dieser Saison der komplette Kader zur Verfügung. Die Spieler auf dem Eis? Interessiert das offenbar nicht. Die Essener können die Ausfälle der Leistungsträger immer wieder – nahezu problemlos – kompensieren.

Eishockey in Essen
Meldete sich nach seiner Verletzung eindrucksvoll mit vier Toren zurück: Moskitos-Angreifer Enrico Saccomani (Mitte). © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Das wurde besonders bei der 6:2-Galavorstellung gegen Tilburg und in Leipzig deutlich, als Biezais fehlte. Saccomani meldete sich nach seiner Verletzung eindrucksvoll zurück und schnürte in beiden Spielen einen Doppelpack, Rinke knipste das fünfte Spiel in Folge.

„Klar, die Leistungsträger wie zum Beispiel ‚Sacco‘, der zurückkommt, sind am Ende die Jungs, die oft über Sieg und Niederlage entscheiden“, erklärte Moskitos-Trainer Danny Albrecht, der die Qual der Wahl hat, wenn ihm endlich der komplette Kader zur Verfügung steht. Mit Mentalität und Moral zogen die „Mücken“ die Spiele zuletzt immer wieder auf ihre Seite. Und, weil die erste Reihe unberechenbarer ist als noch im vergangenen Jahr – vor allem wegen zweier Namen.

Grund zwei: Höhere individuelle Qualität im Kader

Die individuelle Qualität im Kader hat sich besonders durch die Verpflichtungen von Rinke und Leon Fern noch einmal deutlich erhöht. Der Moskitos-Königstransfer befindet sich seit seinem ersten Oberliga-Einsatz für Essen in Torlaune (neun Tore und sieben Assists in sechs Spielen) und kann Spiele im Alleingang entscheiden. Offensiv-Verteidiger Fern überzeugt nicht nur in der Verteidigung, sondern steht auch bereits bei vier Saisontreffern – gegen Tilburg und in Leipzig verwandelte er zwei sehenswerte Direktabnahmen.

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Eigentlich waren die beiden für Reihe zwei eingeplant, haben sich ihren Platz im Paradeblock aber längst verdient. „Aufgrund von verschiedenen Situationen sind sie nach oben gerutscht. Sie tun der Reihe gut“, erklärt Albrecht. Neuzugang Lukas Valasek ist noch nicht bei einhundert Prozent, Lukas Mannes erledigt seinen Job bisher verlässlich – und hat wie Fern einen wesentlichen Anteil an einer neuen Stärke.

Grund drei: Die stabile Defensive

Nur zwei Gegentore kassierten die Moskitos jeweils bei den Siegen gegen Tilburg und in Leipzig. Nach acht Saisonspielen weisen die Essener einen Schnitt von nur 2,375 Gegentoren pro Spiel auf und stellen damit die beste Defensive der Liga. In der vergangenen Saison noch eines der kleinen Problemfelder, hat sich die Abwehrarbeit inzwischen zur großen Stärke entwickelt.

Eishockey in Essen
Moskitos-Zugang Leon Fern überzeugte in den ersten Saisonwochen in der Defensive und Offensive - und hat sich seinen Platz in Reihe eins verdient. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

„Defensiv spielen wir einfach wesentlich besser als im vergangenen Jahr – schon zum jetzigen Zeitpunkt“, analysiert Albrecht. „Das war auch einer der Hauptgründe, warum wir in der Vorbereitung gegen Top-Teams gespielt haben: Um das zu trainieren und zu bearbeiten.“ In Leipzig schossen die Gastgeber zwar sogar häufiger auf das Tor als Essen, aber kaum aus gefährlichen Positionen, weil die Moskitos kompakt standen.

Auch die hinteren Reihen verteidigen diszipliniert, blocken viele Schüsse. In der Vorwärtsbewegung war Essen erneut effektiv, setzte vereinzelte Nadelstiche. Die Offensive gewinne Spiele, die Defensive die Meisterschaft, merkt Albrecht an. Gegen Tilburg gerieten die „Mücken“ öfter in Bedrängnis, hatten aber in Justus Roth einmal mehr einen sicheren Rückhalt. Der Torhüter beeindruckt die Fans mit seinen erst 19 Jahren mit einer unfassbaren Konstanz und ist bislang DIE Überraschung der Saison.

Grund vier: Das verbesserte Powerplay

Eine weitere Stärke, die in der Vorsaison noch eines der kleinen Moskitos-Problemfelder war: Das deutlich verbesserte Überzahlspiel. In den vergangenen Spielen sind die „Mücken“ in der Powerplay-Statistik Platz für Platz nach oben geklettert. Mit einer Erfolgsquote von 24,2 Prozent belegen sie derzeit Platz zwei, haben in 41 Überzahlsituationen schon zehn Mal getroffen – allein drei Mal gegen Tilburg und in Leipzig.

Eishockey in Essen
Beeindruckt die Moskitos-Fans mit einer unglaublichen Kostanz in seinen Leistungen: Torhüter-Youngster Justus Roth. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

„Da arbeiten wir ja inzwischen anders dran. Im vergangenen Jahr habe ich versucht, die Jungs ein bisschen kreativer sein zu lassen“, erklärt Albrecht. „In diesem Jahr sind wir ein bisschen konsequenter in den Sachen, die wir machen wollen - vor allem schießen wir einfach mehr auf das Tor. Das ist das Hauptkriterium.“

Fazit: So geht es in der Oberliga weiter

Der verpatzte Saisonauftakt ist vergessen, die Mannschaft hat die richtige Reaktion auf den Fehlstart gezeigt und sich schon früh in der Saison im Vergleich zum Vorjahr merkbar weiterentwickelt. Trainer Danny Albrecht hat mit den Spielern an den Baustellen (Defensive und Powerplay) gearbeitet und konnte sie in den vergangenen Spielen erfolgreich lösen.

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Die Transfers von Rinke und Fern erweisen sich bislang als absolute Top-Verpflichtungen und heben die Qualität im Kader auf ein neues Level. In der derzeitigen Form können die Essener mit den Spitzenklubs der Liga mindestens mithalten. Anknüpfen können die „Mücken“ an die jüngsten Auftritte am Freitag (20 Uhr/WAZ-Liveticker) bei den Rostock Piranhas am Sonntag (18.30 Uhr/WAZ-Liveticker) am Westbahnhof gegen die Saale Bulls Halle.

Moskitos in Leipzig: So haben sie gespielt

Icefighters Leipzig - Moskitos Essen 2:5.

Drittel: 0:0, 1:3, 1:2.

Tore: 0:1 Rinke (Überzahl, 24.), 0:2/0:3 Saccomani (35.), 1:3 (38.), 1:4 Fern (43.), 2:4 (57.), 2:5 Zolmanis (Empty Net, 59.).

Strafminuten: Essen 2 - Leipzig 6.

Zuschauer: 1379.

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