Essen. Beim 7:1-Kantersieg der Moskitos Essen überragt die erste Sturm-Reihe - Rinke und die Letten machen den Unterschied, nachdem sie einen schweren Saisonstart hatten.
Die Fans der Moskitos Essen zweifelten mitunter bereits, stellten sich die Frage, ob der Glanz der Super-Letten aus der Vorsaison schon wieder verflogen sein könnte. Noch kein Scorerpunkt tauchte nach drei Oberliga-Spielen in der neuen Saison in der Statistik von Elvijs Biezais (33) und Sandis Zolmanis (30) auf.
Trainer Danny Albrecht kritisierte seine beiden Top-Angreifer öffentlich, sagte nach der 2:4-Niederlage beim Herforder EV: „Wenn deine besten Spieler nicht deine besten Spieler sind und deine erste Reihe wieder ein Punkteverhältnis von minus drei hat, dann hast du ein Problem.“
Moskitos: Biezais und Zolmanis erfüllen Erwartungen in ersten Spielen nicht
Das Sturmduo konnte die großen Erwartungen nach der überragenden Vorsaison, in der Biezais und Zolmanis insgesamt 165 Scorerpunkte sammelten, zum Auftakt nicht erfüllen. Teilweise wurden sie für den Essener Fehlstart verantwortlich gemacht. Ihre Reaktion?
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Im Heimspiel gegen die Hannover Indians meldeten sich die lettischen Angreifer eindrucksvoll zurück und wischten die Zweifel innerhalb weniger Minuten weg: Zusammen führten sie die „Mücken“ zur 7:1 (2:0, 2:0, 3:1)-Machtdemonstration gegen den vorherigen Spitzenreiter, begeisterten die über 2000 Zuschauer beim ersten Saisonsieg am Westbahnhof.
Biezais ließ den Anhang früh jubeln, verbuchte einen Doppelpack und legte einen weiteren Treffer auf. Zolmanis überzeugte mit raffinierten Pässen, bereitete vier Tore vor. Der Knoten? Endlich geplatzt. Die Super-Letten aus dem Vorjahr, die noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2025/26 in Essen haben, scheinen in der neuen Saison angekommen zu sein. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich punkten würde. Es gibt Phasen, in denen der Puck gar nicht reingeht und welche, in denen alle Schüsse im Netz zappeln“, erklärte Biezais.
Moskitos-Lette Biezais: „Du darfst dich nicht selbst verurteilen“
„Du darfst dich davon nicht runterziehen lassen und dich nicht dafür selbst verurteilen, sondern musst einfach weitermachen. Du musst an dich glauben, dass es wieder klappt.“ Schon in den ersten Spielen kombinierten sich die Angreifer viele Chancen heraus – besonders in Herford. In vielen Situationen fehlte allerdings die Geradlinigkeit, die Zielstrebigkeit auf dem Weg zum Tor – mal ein Pass zu viel, mal den Abschluss im richtigen Moment verpasst, mal der Pfosten im Weg.
„Wenn du gut spielst, dein Spiel durchziehst, werden die Punkte kommen. Du musst nur geduldig bleiben“, sagte Zolmanis. „Trust the process“, betonte Biezais. Auf Deutsch übersetzt: Vertraue dem Prozess oder der Entwicklung. Doch was war gegen die Indians konkret der Unterschied im Vergleich zu den ersten Spielen?
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„Sie haben die Scheiben von hinten besser raustransportiert. Sie sind zurückgelaufen, haben sich die Scheiben tief in der eigenen Zone abgeholt, um ihre Geschwindigkeit zu nutzen, und nicht vorne abgewartet und darauf gehofft, dass der Puck mal über den Schläger springt oder sie in einen Zwei-auf-Eins-Konter laufen“, analysierte Albrecht. „Sie haben alles aus dem Rush unten heraus gemacht. Das ist ihr Spiel.“
Ein weiterer entscheidender Faktor: Das richtige Puzzleteil neben Biezais und Zolmanis – gegen die Indians war es Ralf Rinke. Der Deutsch-Lette und Königstransfer der Moskitos, der seine beiden Sturmpartner bereits aus der Jugend kennt, feierte seiner Oberliga-Heimpremiere am Westbahnhof für Essen und avancierte gleich zum Moskitos-Helden. Gleich drei Mal ließ er die Scheibe im Netz zappeln, Zolmanis war an allen drei Treffen beteiligt.
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„Ralf Rinke“-Sprechchöre schallten nach der Schlusssirene durch die Halle. „Wir wussten, dass wir etwas gutzumachen hatten nach der Niederlage in Herford – für den Verein, die Fans, aber auch für uns selbst“, erklärte Rinke. Die ersten Wochen nach seinem Wechsel waren nicht immer einfach: Rinke startete noch leicht angeschlagen in die Vorbereitung, zog sich im zweiten Testspiel einen Cut unterhalb der Unterlippe zu und fehlte in den ersten beiden Oberliga-Spielen noch gesperrt.
Bei seinem Moskitos-Debüt in Herford verursachte er die entscheidende Strafzeit, die zur Niederlage führte. Und gegen die Indians? Rechtfertigte Rinke erstmals seinen Status als Königstransfer. „Ich wusste auch, dass ich abliefern muss“, meint der 31-Jährige. „Ich habe am Samstag erfahren, dass ich mit Sancho und Elvijs zusammenspiele. Es war Zeit, wir mussten uns zeigen und ich meinen Platz in der ersten Reihe rechtfertigen – solange Sacco leider noch verletzt ist.“
Rinke kommt aus der gleichen Eishockey-Schule wie Zolmanis, Biezais und Edmunds Augstkalns. Zufall? Ist es nicht, dass die vier so gut harmonieren. „Es ist einfach, vier Letten in der Reihe zu haben, weil wir das Spiel ein bisschen anders verstehen als alle anderen. Wir können gewissermaßen unser eigenes Spiel spielen“, erklärte Zolmanis. „Wir haben uns gegenseitig unterstützt. Es war unser Tag, an dem alles zusammengekommen ist.“
Moskitos: Schon viele Sturmpartner in dieser Saison für Biezais und Zolmanis
Die Harmonie spüre man auch im Training bei den Laufwegen, sagt Rinke. „Das ist praktisch wie ein blindes Verständnis.“ Am Tag vor dem Indians-Heimspiel führte Danny Albrecht Einzelgespräche mit den Offensiv-Männern, zeigte ihnen in einer Videoanalyse noch einmal klar auf, warum sie bisher vor dem Tor noch nicht erfolgreich waren.
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Viele verschiedene Sturmpartner stellte der Trainer Biezais und Zolmanis in dieser Saison bereits an die Seite: Maximilian Braun, Lukas Valasek, Alexej Dmitriev – und jetzt Rinke, weil Enrico Saccomani immer noch mit einer Unterkörperverletzung ausfällt. Auch für das Heimspiel am Freitag gegen die Füchse Duisburg (20 Uhr/WAZ-Liveticker) und das Derby beim Herner EV am Sonntag (18.30 Uhr) ist Saccomani voraussichtlich noch keine Option, das Trainerteam plant erst in der Woche darauf wieder mit ihm.
Bedeutet: Rinke dürfte erneut neben Biezais und Zolmanis stürmen, die Fans fiebern bereits auf die nächste Vorstellung des Trios hin. Doch kann die erste Reihe in den nächsten Wochen an den Auftritt anknüpfen? Ob die Moskitos erneut eine erfolgreiche Vorsaison spielen werden, hängt vor allem von dieser Frage ab.
Der Kantersieg gegen die Indians gebe der Mannschaft jedenfalls einen „großen Selbstvertrauen-Boost“ für die nächsten Spiele, meinte Zolmanis. „Hoffentlich starten wir jetzt einen Lauf, eine Siegesserie wäre ganz geil“, sagte Rinke und ergänzte: „Vor allem mit den beiden Derbys, die jetzt kommen.“
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