Ruhrgebiet. Corona-Pandemie und Sport-Lockdown sorgen für den zweiten Saisonabbruch im Amateurfußball in Folge. Dieser tut allerdings mehr weh als der Erste.

„Es ist vorbei.“ Bedeutungsschwanger eröffnet Gundolf Walaschewski am Montagnachmittag die digitale Pressekonferenz des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW). Was folgt, ist aber für niemanden ein Schock. Was der Westfale sagt, verkünden zeitgleich die Fußball-Verbände Niederrhein und Mittelrhein, haben zuvor schon die Vereine per Anschreiben mitgeteilt bekommen: Die Amateurfußball-Saison 2020/21 wird nicht mehr fortgesetzt, sondern annulliert; sprich: ohne Wertung abgebrochen.

Niemand steigt auf, niemand ab. „Es ist, als hätte es die Saison nie gegeben“, sagt Manfred Schnieders, Vizepräsident im FLVW und Vorsitzender im Fußballausschuss des Westdeutschen Fußballverbands.

Auf der einen Seite ist das nur die formelle Bestätigung dessen, was der Großteil der Betroffenen wohl längst geahnt, wenn nicht gewusst (und gehofft) hatte. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Kehrtwende, besonders für den westfälischen Verband.

Lockdown dauert an: Den Verbänden bleibt zu wenig Zeit

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Der hatte kürzlich erst erklärt, dass die Verbände aus juristischen Gründen „jede Staffel einzeln bewerten“ müssten und aufgrund der eigenen Statuten keine Annullierung über alle Staffeln hinweg vornehmen könnten – was unter den Vereinen für Reaktionen zwischen Unverständnis und Fassungslosigkeit sorgte.

Jetzt ging es also doch. „Endlich“, dürften viele, vermutlich fast alle, sagen. „Wir sind froh, wenn das jetzt vorbei ist“, meint auch Schnieders.

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Entscheidend für die schnelle Entscheidung war demnach die jüngste Verlängerung der Corona-Schutzverordnung. Die gilt zwar nur für eine weitere Woche bis 25. April. Laut Schnieders habe man aber bereits von Seiten der Politik signalisiert bekommen, dass die den Sport betreffenden Einschränkungen mindestens bis 9. Mai verlängert würden. Rechnet man eine vierwöchige Vorbereitungszeit ein, wären dann noch Mitte/Ende Juni höchstens drei Spieltage möglich gewesen. Der niederrheinische Verband rechnet in seiner Mitteilung zwar mit anderen Daten, kommt aber zum gleichen Ergebnis: zu wenig Zeit.

Hauptgrund für die Entscheidung der Komplett-Annullierung seien die hohen Infektionszahlen gewesen, sagt Gundolf Walaschewski, aber man sei auch immer an die behördlichen Vorgaben gebunden. „Wir haben den Schritt so lange aufgeschoben wie rechtlich notwendig und moralisch vertretbar“, findet der FLVW-Präsident.

Die Saisonannullierung gilt komplett: für Männer, Frauen und Jugend

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Die Entscheidung gilt für alle Amateurfußballerinnen und - fußballer in NRW. Die Entscheidung des Verbands gilt für alle Männer- und Frauen-Ligen von der Ober- bis zur Bezirksliga. Die Fußballkreise schließen sich der Entscheidung an. Auch die Saison der Jugend wird beendet. Ebenso der Ü-Spielbetrieb sowie der Futsal-Spielbetrieb.

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Zum zweiten Mal in Folge sorgen die Coronavirus-Pandemie und der damit verbundene (Sport-)Lockdown dafür, dass eine Saison nicht zu Ende gespielt werden kann. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied. Beim Abbruch im vergangenen Frühjahr fanden die Verbände einen Weg, die Saison so zu werten, dass fast alle Vereine glücklich wurden.

Dafür gibt es in dieser Saison keine Möglichkeit – es wurde ja gerade einmal zwei Monate gespielt, im September und im Oktober.

Anders als 2020 gibt es diesmal keine Wertung, keinen Auf- und Abstieg

Seitdem ruht der Ball, seitdem wurden mit fast jedem Tag die Fragen lauter, wie man diese Saison denn noch zu Ende bekommen wolle. Nach mehr als einem halben Jahr ist die Hängepartie beendet – und zwar diesmal ohne sportliches Ergebnis.

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Peter Frymuth, Präsident des Fußballverbandes Niederrhein, sagt: „Die Beendigung einer Saison ohne Wertung ist eine Situation, die wir uns alle nicht vorstellen konnten. Aber die Entwicklung der Pandemie hat uns in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, dass es wohl keine andere Möglichkeit geben würde.“

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Vor der Saison hatten die Verbände festgelegt, dass dazu 50 Prozent der Spiele in einer Staffel absolviert sein sollten. Das ist nirgendwo erreicht. Eine Modus-Änderung, etwa um einen Aufsteiger zur Regionalliga benennen zu können, war keine Option, wie Manfred Schnieders erklärte: Auch die bringe keine Planungssicherheit, dass man sie vor dem 30. Juni austragen könne. Deshalb: Kein Aufstieg, kein Abstieg, die Ligen bleiben in ihrer Zusammensetzung unverändert. Die Saison 2021/22 soll am 15. August beginnen – als hätte es die zurückliegende nie gegeben.