Hattingen/Sprockhövel. Die Annullierung der Amateurligen in den Fußballverbänden wurde von den heimischen Vereinen erwartet.

Das war’s für die Amateurkicker aus Hattingen und Sprockhövel. Die beiden Fußballverbände, in Westfalen und am Niederrhein, haben am Montagnachmittag parallel die aktuelle Spielzeit annulliert. Es gibt keine Auf- und Absteiger, nach dem Sommer starten die Staffeln alle noch einmal bei null. Die Entscheidung war nach Ansicht der Klubs überfällig.

„Wir haben damit nun endlich Planungssicherheit“, betont Manfred Lümmer, Fußball-Abteilungsleiter der Sportfreunde Niederwenigern, die also demnächst in ihre dritte Oberliga-Saison am Niederrhein gehen werden – und diese vielleicht auch mal komplett spielen können. „Wir haben nun Pause und können im Sommer hoffentlich wieder loslegen. Spieler, Funktionäre und Ehrenamtliche haben nun eine Perspektive“, ergänzt Lümmer, er sich sicher ist, dass die Sportfreunde den Klassenerhalt sportlich erreicht hätten.

TSG Sprockhövel ärgert die späte Entscheidung des Fußballverbandes

In der Oberliga Westfalen hatte die TSG Sprockhövel dagegen die Chance, um den Aufstieg mitzuspielen. Trainer Andrius Balaika hatte bis zuletzt auch noch ein wenig Hoffnung auf einen möglichen Re-Start. Doch daraus wird nun nichts mehr. Die Kehrtwende des FLVW ärgert TSG-Geschäftsführer André Meister: „Man hätte sich die Hinhaltetaktik sparen und schon im Frühjahr die Saison annullieren können. Für uns war das mit viel Kosten und Mühen verbunden. Wir hätten dann auch keine Lizenz für die Regionalliga oder für die A-Jugend-Bundesliga beantragt.“

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Aus sportlicher Sicht sei die Annullierung „sehr traurig“. Meister verrät: „Wir haben und mit den ersten sechs Vereinen aus der Oberliga auch schon in einem Kreis überlegt, wie eine Aufstiegsrunde aussehen könnte. Ich habe unter den Vereinen selten so einen großen Zusammenhalt erlebt, wie in den vergangenen Wochen.“ Zudem lobt der TSG-Geschäftsführer die Trainer, die mit den Teams die Einheiten diszipliniert nach den Regeln durchgeführt haben.

SC Obersprockhövel hat Verständnis, ist aber auch enttäuscht

Richtig schade findet die Verbandsentscheidung auch das Lager des SC Obersprockhövel. Natürlich stehe der Fußball in Pandemie-Zeiten nicht im Vordergrund, aber aus sportlicher Sicht ist der Verein enttäuscht. „Wir hatten es erwartet, waren aber sehr gut in die Saison gestartet, auch vorher im Kreispokal schon. Nun gibt es wieder einen neuen Anlauf“, sagt der Sportliche Leiter, Jörg Niedergethmann, mit Blick auf den erneut möglichen Aufstieg des SCO.

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Als Erster der Landesliga wollten die Grünen ihr Ziel, die Westfalenliga, erreichen. „Erzwingen kann man nichts. Wenn wir nun schon Erster waren und uns noch mal verstärkt haben, kann man erwarten, welches Ziel wir uns intern setzen werden“, deutet Niedergethmann an. Er ist froh, nun Gewissheit zu haben. Die erste Mannschaft bekommt nun eine kleine Pause und möchte dann früh in die Vorbereitung einsteigen.

SuS Niederbonsfeld rangiert ungeschlagen auf Platz eins

Auch die zweite Mannschaft des SCO hatte in der Kreisliga A Aufstiegschancen. Daher ärgert sich auch Trainer Markus Möller. „Andere Ideen, wie die Regelung, dass die besten vier oder fünf Teams der Liga den Meister ausspielen, wurden nicht berücksichtigt. Das ist schade, aber auch da hätten sich Teams benachteiligt gefühlt. Deshalb können wir mit der Entscheidung leben und legen in der nächsten Saison wieder von vorne los“, sagt er.

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Auf Platz eins der Kreisliga A stand auch ungeschlagen der SuS Niederbonsfeld. Für Trainer Stefan Kronen war die Annullierung keine große Überraschung mehr. „Die Werte sind ja auch durch die vermehrten Testungen immer weiter gestiegen. Für uns ist die Entscheidung sehr schade, wir sind quasi ungeschlagener Meister, haben davon nur nichts. Wir haben kein Mitspracherecht, keinen Einfluss und keine Chance, etwas zu ändern. Wir haben zwei traurige Augen, aber fügen uns der Entscheidung.“

Normales Training und Spiele sind in der Pandemie-Lage einfach nicht möglich

Für Seung-Man Hong, den Trainer der SG Welper, war die Entscheidung des Verbandes „unausweichlich“, er hätte keine andere Wahl mehr gehabt. „In der derzeitigen Situation ist an Fußball, an normales Training und an Meisterschaftsspiele nicht zu denken. Selbst den größten Optimisten ist so langsam klar geworden, dass in dieser Saison nicht mehr gespielt werden kann.“

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Er ist froh, dass die Spielzeit nun beendet und nicht gewertet wird. An eine große Protestwelle seitens Aufstiegsaspiranten glaubt er nicht. „Da herrscht schon jede Menge Verständnis“, so Hong.

Trainer betonen: die Gesundheit steht im Vordergrund

Dirk Sörries, Trainer des TuS Hattingen, sieht in der Pandemie-Lage auch die Gesundheit im Vordergrund, selbst bei den Amateursportlern, die ihre Belastung nicht mehr gewohnt sind. „Der logische Schluss aus der Situation wurde gezogen. Die Spieler haben sechs Monate lang kein Fußball mehr gespielt. Eine drei- oder vierwöchige Vorbereitung, bevor die Saison fortgesetzt worden wäre, hätte überhaupt nicht ausgereicht.“

Auch Serhat Demir, Trainer des C-Kreisligisten DJK Märkisch Hattingen, hat die Gesundheit im Blick, Fußball sei zweitrangig: „Deshalb ist die Entscheidung vollkommen richtig. Sportlich ist das für uns sicher ziemlich ärgerlich, wir waren ja auf dem besten Weg, aufzusteigen. Ich habe aber ein gutes Gefühl bei meiner Mannschaft. Das Team bleibt so zusammen und wir werden versuchen, dann eben in der nächsten Saison aufzusteigen.“

Hammerthaler SV hat kaum gespielt und denkt an die Top-Platzierten

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Abstiegsgefährdet, allerdings in einer arg verzerrten Tabelle, hätte der Hammerthaler SV noch sein können. Für Trainer Alfonso Bosco macht ein Spielbetrieb bei den aktuellen Corona-Zahlen kein Sinn. „Selbst bei mit den höchsten Sicherheitsmaßnahmen kann man Infektionen nicht ausschließen. In Deutschland sind 80.000 Menschen in Folge von Corona gestorben und das tut verdammt weh.“

Sportlich trägt er die Entscheidung mit Fassung: „Für uns ist der Abbruch nicht so schlimm, wir haben ja erst zweimal gespielt. Aber für Teams, die schon acht oder neun Spiele absolviert haben und ganz oben stehen, tut es mir schon leid“, sagt er.

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