Niederrhein. Bei einer Videokonferenz haben die Vereine selbst Vorschläge gemacht. Den Niederrheinpokalsieger könnten nun die Profiklubs unter sich ausmachen.
Das hat gesessen: Kurz vor Abschluss des Livetalks mit Marcus Uhlig, verteilte Rot-Weiss Essens Vorsitzender noch ein paar verbale Backpfeifen an den Fußball-Verband Niederrhein (FVN).
„Wir gucken immer, ob Pläne, Ideen oder Vorschläge verbandsseitig kommen. Das ist bisher nicht der Fall. Es gibt keinen Plan, es gibt kein Konzept, wie man mit dem Niederrheinpokal umgehen soll“, so Uhligs bissiger Gruß nach Duisburg.
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Ein vernichtendes Urteil der Rot-Weissen, die sich als amtierende Niederrheinpokalsieger in dieser Saison von einer DFB-Pokal-Sensation zu anderen hangelten.
Auch für die Spielzeit 2021/2022 soll der DFB-Pokal-Teilnehmer aus der Region über den Niederrheinpokal ausgespielt werden. „Mir ist völlig schleierhaft, wie das geschehen soll. Wir wissen, dass der Oberliga- und der Landesliga-Spielbetrieb seit Monaten pausieren. Die Frist zum Saisonende wird immer kleiner und wir haben noch nicht einmal eine gesamte Runde absolviert“, so Uhlig.
Rot-Weiss Essen wartete vergeblich auf Ideen des FVN
Bei einer Videokonferenz Ende März hätten sich die Vereine laut Uhlig „eine halbe Stunde die Probleme angehört. Und als wir alle darauf gewartet haben, dass es zu Lösungsvorschlägen oder möglichen Szenarien kommt, herrschte Schweigen von Verbandsseite.“
Deshalb haben einige Klubs selbst Überlegungen und Ideen vorgetragen und dem Verband mitgeteilt. „Aber wie es da jetzt weitergeht und wie der Verband darauf reagiert, wissen wir leider nicht“, so Uhlig.
Eine Art Vorbereitungsturnier müsste viele Hürden überspringen
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Vor allem zwei Gedankenspiele haben sich bei und im Nachgang der Konferenz als diskussionswürdig herausgestellt: Eine Verschiebung der Deadline, zu der der DFB-Pokal-Teilnehmer feststehen muss, vom 30. Juni nach hinten oder ein Verzicht der Amateurvereine auf die eigenen Spiele in dieser Saison, kombiniert mit Wildcards für den Niederrheinpokal in der nächsten Spielzeit.
Die erste Variante hat durchaus Charme, wenn der Pokal zum Beispiel in die Saisonvorbereitung gelegt werde würde und so für alle Vereine zumindest ein hochklassiges Spiel unter Wettkampfbedingungen stattfinden würde. Allerdings scheinen die juristischen Hürden hierfür zu groß zu sein.
Auch die TV-Anstalten spielen eine Rolle
„Wolfgang Jades (Staffelleiter Niederrheinpokal, Anm. d. Red.) hat klargemacht, dass der DFB-Pokal fixiert ist. Das schwebt über allem. Es ist ein gewisser Zeitdruck da“, sagt Phillip Pauly, der Sportliche Leiter des Bezirksligisten SV Union Velbert. Er hat ebenfalls an der Konferenz teilgenommen.
Die Reaktionen der Vereine aus Velbert
Die Reaktion von Fortuna Bottrop
Die Reaktion der Sportfreunde Niederwenigern
Somit kann der FVN nicht allein entscheiden, die Meldefrist für den Teilnehmer am DFB-Pokal nach hinten zu schieben. Er sitzt gemeinsam in einem Boot mit dem DFB und den TV-Anstalten, die zudem Interesse daran haben, das Finale des Niederrheinpokals am Tag der Amateure, der für den 29. Mai geplant ist, zu übertragen.
Die Vorbereitungszeit wird immer knapper
In Anbetracht dieser Gemengelage erscheint die zweite Variante als die deutlich wahrscheinlichere. Das sehen auch die Klubs so. Und auch Wolfgang Jades schien von dieser Idee nicht abgeneigt. „Es wurde gesagt, dass ein Einstieg in den Niederrheinpokal auch später, als Anfang Mai stattfinden könne“, so Union Velberts Phillip Pauly.
Allerdings „wäre es wohl so, dass wir keinen Vorlauf von vier bis sechs Wochen bekommen würden, sondern nur einen von zwei bis drei Wochen, bevor die Spiele stattfinden. Das sorgte für Verwunderung bei einigen Vereinen, die ihre Spieler nicht innerhalb von zwei Wochen in einen Wettbewerb mit Profiklubs schicken wollen, die weiterhin trainieren und spielen“, sagt Pauli.
Rückzüge in dieser Saison, Wildcards für die nächste
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Während einige Amateurvereine also für eine längere Vorbereitungszeit plädierten und signalisierten, sonst gar nicht antreten zu wollen, monierte unter anderem Rot-Weiss Essen, dass es schwierig und eine extrem hohe Belastung sei, die verbleibenden sechs Pokalrunden im Mai und Juni mit dem Spielplan in der Regionalliga zu vereinbaren.
Keinen Niederrheinpokalsieger zu melden, sei allerdings keine Alternative, weshalb die Wildcards ins Spiel kamen: Alle Vereine, die nicht sowieso über die Liga für den Niederrheinpokal in der neuen Saison qualifiziert wären – also die Klubs von der Landesliga abwärts – würden eine solche Wildcard erhalten und nächste Saison erneut teilnehmen.
Der Niederrheinpokal würde dadurch deutlich aufgebläht, die Amateurvereine hätten aber einen Ersatz dafür, dass sie nun auf ihre Spiele verzichten und der Niederrheinpokalsieger 2020/2021 unter den Profiklubs und dadurch mit insgesamt weniger Spielen ermittelt werden könnte.
FVN lässt sich weiterhin nicht stressen
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Nun hängt der FVN auch in dieser Zwickmühle am Tropf der Politik, die Verschiebung der für den 12. April geplanten Ministerpräsidentenkonferenz dürfte beim Verband nicht gerade für Jubel gesorgt haben, eher für das Gegenteil. Es müssen Entscheidungen her, von oben nach unten – nur dann wird so viel Planungssicherheit wie aktuell in dieser vertrackten Situation nur irgendwie möglich geschaffen.
Beim FVN lässt man sich allerdings weiterhin nicht stressen und setzt wohl lieber noch einen Baldriantee auf. Pressesprecher Henrik Lerch antwortete auf mehrere Fragen dieser Redaktion, wie es denn nun weitergehe: „In der Videokonferenz zum Niederrheinpokal hat der Verbandsfußballausschuss um seinen Vorsitzenden Wolfgang Jades den aktuellen Stand der Dinge aufgezeigt sowie die Absicht des Verbandes dargelegt, den Wettbewerb – sofern es möglich ist – bis zum 30. Juni sportlich zu Ende zu führen, um dem DFB fristgerecht einen Niederrhein-Teilnehmer an der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals 2021/2022 melden zu können.“
Die „teils sehr guten“ eingebrachten Ideen werden laut Lerch wie an diesem Abend kommuniziert nun „unter der Berücksichtigung der komplexen Problematik der aktuellen Corona-Situation im Verbandsfußballausschuss intern intensiv diskutiert. Sobald die Überlegungen und Planungen abgeschlossen sind, kommen wir auf die Vereine wieder zu.“