Bottrop. Sechs Trainer haben sich in den letzten 15 Jahren am VfB versucht. Der Erfolgreichste unter ihnen musste schon nach ein paar Tagen wieder gehen.

Der VfB Bottrop versteht sich seit jeher als fußballerisches Aushängeschild Bottrops. Und in der Tat ist der Klub aus dem Jahnstadion der vielleicht schillerndste der Stadt. Die Schwarz-Weißen blicken nicht nur auf eine ruhmreiche Vergangenheit mit vielen Höhepunkten zurück, sondern sie haben auch ganz spezielle Vorstellungen von der Zukunft.

Wer als Trainer zum VfB kommt, merkt schnell, dass die Uhren an der Parkstraße anders ticken. Die Übungsleiter der letzten 15 Jahre lernten die Besonderheiten des Vereins schnell kennen, alle hatten mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen.

Der Alleinunterhalter: Mevlüt Ata.

Mevlüt Ata verbrachte in der Zeit zwischen Juli 2011 und Ende März 2019 fast acht Jahre auf der VfB-Trainerbank. Höhepunkt war der Aufstieg in die Landesliga 2012. Gekennzeichnet war seine Zeit aber vor allem von herausfordernden Bedingungen. Unter dem Vorsitz von Benedikt Mies stand der sportliche Erfolg im Schatten der Konsolidierung.

Ata, mit einem guten Auge und Händchen für junge Talente ausgestattet, musste immer wieder die Abgänge seiner besten Spieler hinnehmen. Der heute 54-Jährige war beim VfB in der Rolle des Alleinunterhalters. Er pumpte die Bälle auf und lockte Spieler mit guten Argumenten in den Verein. Ata blieb am Ende nur, viel Erfolg zu wünschen, wenn gut ausgebildete Spieler den Lockrufen der Konkurrenz erlagen.

Die Bilanz von Mevlüt Ata: Unter ihm lief der VfB in 239 Ligaspielen auf. 104 davon wurden gewonnen, 90 verloren, 45 Spiele endeten mit einem Unentschieden. Ata kommt damit auf einen Punkteschnitt von 1,49.

Wie Mevlüt Ata heute über den VfB denkt: „Mit dem VfB Bottrop verbinde ich Tradition, Erfolg und das tolle Stadion. Er ist vielleicht der einzige Klub in der Stadt, mit dem sich etwas richtig Großes aufbauen ließe.“ Wer den Klub aber zu alter Größe zurückführen wolle, müsse nicht nur Geld, sondern auch eine Portion Leidensfähigkeit mitbringen. „Für mich ist der VfB aber auch so das fußballerische Aushängeschild Bottrops.“

Mevlüt Ata bei seinem Amtsantritt 2011. Der Bottroper trainierte fast acht Jahre lang den VfB Bottrop. Mittlerweile engagiert er sich für den FC Welheim.
Mevlüt Ata bei seinem Amtsantritt 2011. Der Bottroper trainierte fast acht Jahre lang den VfB Bottrop. Mittlerweile engagiert er sich für den FC Welheim. © Winfried Labus / WAZ Foto Pool | Winfried Labus / WAZ Foto Pool

Der Krisenmanager: Patrick Wojwod

Zum Jahresbeginn 2019 wurde Gündüz Tubay zum neuen Vorsitzenden des VfB gewählt. Der neue Mann an der Vereinsspitze machte gleich klar: „Der VfB Bottrop gehört in die Oberliga“. Tubay verpflichtete mit Patrick Wojwod einen neuen Trainer, der den amtsmüden Ata noch während der Spielzeit ablöste. Ata hatte wenige Tage zuvor die Brocken hingeschmissen.

Wojwods Amtszeit dauerte dreieinhalb Jahre und war von großen sportlichen Erfolgen gekennzeichnet. Der VfB wurde Hallenstadtmeister, holte den Kreispokal und stieg als Meister in die Landesliga auf. Doch Wojwod sah sich auch zahlreichen Krisen ausgesetzt.

Er kam als Feuerwehrmann, musste dann eine komplett neue Mannschaft aufbauen. Im Anschluss wirbelte Corona den Fußball durcheinander, zwei Spielzeiten wurden vorzeitig abgebrochen. Der VfB stand im Oktober 2020 mit 22 von 24 möglichen Punkten an der Tabellenspitze, als die Saison wegen der Pandemie ohne Wertung abgebrochen werden musste.

In der Folgesaison 2021/22 gelang dann endlich der große Wurf, der Aufstieg in die Landesliga. Wojwod und Co. mussten sich dabei nicht nur auf dem Feld mit dem ärgsten Konkurrenten SC 20 Oberhausen auseinandersetzen. Um die Punkte aus dem abgebrochenen Spiel in Oberhausen wurde später vor Gericht gestritten.

Kurioserweise endete die Zusammenarbeit auf ihrem sportlichen Höhepunkt. Patrick Wojwod verließ den VfB nach dem Aufstieg. Dass der Vorstand die sportliche Verantwortung in andere Hände legte, war zunächst überraschend und sollte sich schnell als Fehlentscheidung herausstellen.

Die Bilanz von Patrick Wojwod: 146 Ligapunkte sammelte der VfB unter Wojwods Regie. 45 von 69 Spielen wurden gewonnen (elf Unentschieden, 13 Niederlagen). Unter Wojwod holte Schwarz-Weiß im Schnitt 2,16 Punkte.

Wie Patrick Wojwod heute über den VfB denkt: „Der Verein wird immer einen hohen Stellenwert bei mir genießen. Ich hatte nie ein Problem damit, mich der hohen Erwartungshaltung zu stellen, damit muss man umgehen können. Traditionelle Werte spielen beim VfB eine sehr große Rolle. Ich mag diesen Klub sehr.“

Patrick Wojwod formte beim VfB Bottrop aus einem Abstiegskandidaten einen Landesliga-Aufsteiger.
Patrick Wojwod formte beim VfB Bottrop aus einem Abstiegskandidaten einen Landesliga-Aufsteiger. © Essen | Thorsten Tillmann

Der Unverstandene: Michael Schrank

Die Verpflichtung von Michael Schrank zur Saison 2022/23 erwies sich schnell als Missverständnis. Der ruhige und bedachte Coach, der zuvor unter anderem die westfälischen Oberligisten TSV Marl-Hüls und Rot-Weiss Ahlen trainiert hatte, kam nie richtig im Jahnstadion an und kämpfte in der Saison mit einem viel zu dünn aufgestellten Kader. Schrank bat zu Beginn der Rückrunde um Vertragsauflösung. Die Verantwortung für die in akuter Abstiegsgefahr steckende Mannschaft übernahm Can Ucar.

Die Bilanz von Michael Schrank: Von 14 Landesliga-Spielen konnte der VfB Bottrop unter Michael Schrank nur drei gewinnen, dreimal wurden die Punkte geteilt, acht Spiele wurden verloren. Das ergibt einen Punkteschnitt von 0,86.

Wie Michael Schrank heute über den VfB denkt: „Der VfB ist ein Verein mit Tradition und Geschichte. Ich muss aber auch festhalten, dass diesem Klub noch die notwendige Geduld, Weitsicht und die sportliche Kompetenz fehlen. Der VfB wird nachhaltige Strukturen und Prinzipientreue benötigen, um sich weiterzuentwickeln.“ Schrank zieht zur Beschreibung des Vereins ein Zitat von Lenin heran: „Klug ist nicht, wer keine Fehler macht. Klug ist der, der es versteht, sie zu korrigieren.“

Michael Schrank war nur 14 Spiele lang für die Mannschaft des VfB Bottrop verantwortlich.
Michael Schrank war nur 14 Spiele lang für die Mannschaft des VfB Bottrop verantwortlich. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Unbequeme: Can Ucar

Ucar brachte gleich frischen Wind. Das Team stabilisierte sich, konnte den drohenden Abstieg aber nicht mehr abwenden. Fünf Punkte fehlten in der Endabrechnung. In der folgenden Saison 2023/24 schien der Wechsel auf der Trainerposition zu fruchten. Unter Ucar gelang ein fantastischer Start in die Spielzeit. Nach zwölf Spieltagen standen die Bottroper an der Tabellenspitze.

Es folgte eine 1:2-Niederlage in Sterkrade und ein Trainer-Beben. Zwischen der Entlassung von Ucar und der Bekanntgabe der Verpflichtung von Volker Hohmann lagen nur wenige Stunden. Ucar war mit seinem Vorsitzenden Tubay aneinandergeraten. Der junge Trainer wehrte sich gegen Einmischungen in den sportlichen Bereich.

Die Bilanz von Can Ucar: Der Bottroper war Teil einer Abstiegs- und einer Meistersaison, obwohl er nur wenige Monate in der Verantwortung stand. Unter ihm bestritt der VfB 25 Ligaspiele, 14 davon wurden gewonnen (vier Unentschieden, sieben Niederlagen). Sein Punkteschnitt: 1,84.

Wie Can Ucar heute über den VfB denkt: „Der Verein ist hervorragend aufgestellt und leistet seit Jahren tolle Arbeit. Wenn man sich die fast perfekte Infrastruktur und die finanziellen Möglichkeiten anschaut, kann man erahnen, welches Potenzial noch im Verein steckt. Ich habe aber auch das Gefühl, dass einige Entscheidungen im Verein nicht immer bis zum Schluss durchdacht, sondern dem kurzfristigen Erfolg untergeordnet sind. Ich wünsche dem VfB deshalb vor allem etwas mehr Geduld, dann wird sich der erhoffte Erfolg auch einstellen.“

War in zwei Spielzeiten für den VfB Bottrop verantwortlich, aber nicht einmal ein Jahr im Amt: Can Ucar.
War in zwei Spielzeiten für den VfB Bottrop verantwortlich, aber nicht einmal ein Jahr im Amt: Can Ucar. © FELx | Felix Hoffmann

Der Unbesiegte: Volker Hohmann

Die Saison 2023/24 wurde im Anschluss noch wilder, denn die Amtszeit von Volker Hohmann war schon nach drei Punktspielen Geschichte. Tubay und der Sportliche Leiter Philipp Drießen hatten noch vor dem Rückrundenstart mit Dusan Trebaljevac einen gleichberechtigten Trainer dazugeholt. Hohmann kam damit nicht klar und verließ den Klub entnervt mit dem vielleicht höchsten persönlichen Punkteschnitt der Vereinsgeschichte.

Die Bilanz von Volker Hohmann: Drei Spiele, zwei Siege und ein Unentschieden. Das ergibt einen überragenden Punkteschnitt von 2,33.

Wie Volker Hohmann heute über den VfB denkt: „Nach so einer kurzen Zeit, fällt es mir nicht leicht, ein Urteil über den VfB Bottrop abzugeben. Ich habe den VfB als tollen, aber auch sehr unruhigen Verein kennengelernt. Der VfB ist eine liebenswerte Diva.“

Volker Hohmann erlebte beim VfB Bottrop nur drei Punktspiele.
Volker Hohmann erlebte beim VfB Bottrop nur drei Punktspiele. © WAZ | Felix Hoffmann

Der Wogenglätter: Dusan Trebaljevac

Unter Trebaljevac gelang dem VfB Bottrop eine phänomenale Aufholjagd gegen einen Konkurrenten, der sich kaum Ausrutscher erlaubte. 13 Siege in Folge waren nötig, um Sterkrade 06/07 auf der Zielgeraden von der Tabellenspitze zu verdrängen.

Der Aufsteiger überzeugt in der laufenden Saison. Das auf vielen Positionen neu zusammengestellte Team, muss zwar regelmäßig kleinere Rückschläge hinnehmen, hat sich aber vom Aufsteiger zu einem Spitzenteam in der Landesliga entwickelt. Trebaljevac wird im Sommer eine funktionierende Mannschaft an seinen Nachfolger übergeben.

Die Bilanz von Dusan Trebaljevac: Bislang stand er 32 für den VfB an der Seitenlinie. 23 Spiele wurden gewonnen, nur sieben verloren. Sein Punkteschnitt beträgt 2,22.

Fußball, Landesliga, VfB Bottrop gegen Arminia Klosterhardt
Dusan Trebaljevac führte den VfB Bottrop in der vergangenen Saison in die Landesliga. Der 38-Jährige gab vor wenigen Tagen seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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