Bottrop. . Diziplinlosigkeiten im Team veranlassten den Trainer dazu, die Reißleine zu ziehen. Ata: Die Mannschaft ist seit zwei, drei Wochen eine andere.

Nicht allein die 1:2-Niederlage, sondern auch die Art und Weise, in der sich seine Mannschaft am Sonntag gegen SuS 09 Dinslaken präsentierte, haben Mevlüt Ata veranlasst, sein Traineramt beim VfB Bottrop mit sofortiger Wirkung niederzulegen.

„Die Entscheidung ist mir alles andere als leicht gefallen. Aber die zunehmenden Disziplinlosigkeiten einiger Spieler und der fehlende Wille, taktische Absprachen und Trainingsinhalte umzusetzen, haben mich regelrecht dazu genötigt“, erklärt Mevlüt Ata im Gespräch mit der WAZ und ergänzt: „Die Mannschaft ist nicht mehr die, die ich aus der Hinrunde kenne. Den Virus habe ich schon vor zwei, drei Wochen erkannt.“

Und so endet Atas Kapitel beim VfB Bottrop nach acht Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit mit einem unschönen Paukenschlag. „Ich habe immer wieder mit den Spielern gesprochen und versucht, die Situation aufzulösen, aber ich muss mir eingestehen, dass es einfach nicht mehr passt“, so Ata.

Impuls soll den VfB Bottrop wach rütteln

In dieser Situation müsse er vor allem an den Verein und nicht sich selbst denken: „Ich hoffe, dass mein Entschluss dazu beiträgt, dass der VfB nun einen Neuanfang starten kann. Und dass sich dieser Impuls positiv auf den weiteren Saisonverlauf auswirkt. Ich wünsche dem VfB viel Erfolg für die Zukunft.“

Auf eine eilige Trainersuche muss sich der in Abstiegsgefahr geratene VfB Bottrop nicht begeben. Patrick Wojwod, der die Mannschaft erst zur kommenden Saison übernehmen sollte, springt schon jetzt ein. „Ich bin am Sonntag nach der Niederlage mit einem schlechten Gefühl aus dem Jahnstadion gegangen. Das war eine blutleere Vorstellung. Am Montag habe ich dann von Mevlüts Entscheidung erfahren“, sagt Wojwod.

Wojwod bleibt Trainer beim SV Adler Osterfeld

Bevor der 45-Jährige dem VfB seine Zusage geben konnte, mussten einige Dinge geklärt werden: „Ohne den Segen meiner Frau könnte ich jetzt nicht einspringen. Ich habe unserem Vorstand außerdem klar gemacht, dass ich meine A-Junioren nicht aufgeben kann.“ Wojwod trainiert aktuell den Nachwuchs von Adler Osterfeld: „An der Truppe liegt mir viel. Ich kann und werde sie nicht im Stich lassen.“

Premiere von Wojwod ist gleich richtungsweisend

Das erste Spiel nach Mevlüt Ata ist gleich ein ganz wichtiges: Der VfB Bottrop muss am kommenden Sonntag beim Tabellenletzten RWS Lohberg antreten. Die Dinslakener holten aus 23 Saisonspielen erst drei Punkte und kassierten bislang im Schnitt mehr als fünf Gegentore pro Spiel.

Auf die leichte Schulter nehmen will Patrick Wojwod den Gegner aber keinesfalls. Der neue Trainer sagt: „Wir brauchen unbedingt drei Punkte, damit es wieder ein Stück nach oben geht.“ Im Hinspiel hatte der VfB Bottrop klar die Nase vorn, besiegte die Lohberger ungefährdet mit 6:2.

Die Fußballer des VfB Bottrop müssen sich deshalb auf spätere Zeiten einstellen. Die erste Trainingseinheit wird Wojwod am Dienstag ab 19.45 Uhr leiten. An seine Mannschaft richtet er schon im Vorfeld klare Worte: „Ich bin traurig darüber, dass die Situation solche Formen angenommen hat. Ich schätze Mevlüt als Menschen und Fachmann, er hätte beim VfB einen schöneren Abschied verdient gehabt. Für die Spieler beginnt heute die Charakterfrage, jetzt geht es nicht mehr um den Trainer, sondern allein darum, die Bezirksliga zu halten.“

Mit Bedauern hat auch der Vorstand des VfB Bottrop den Entschluss von Mevlüt Ata aufgenommen. „Die Entscheidung müssen wir akzeptieren. Mevlüt war ganz nah dran an der Mannschaft. Und wenn er erkannt hat, dass er das Team nicht mehr erreicht, dann ist seine Reaktion nur vorbildlich. Davor habe ich großen Respekt“, kommentiert der neue Sportliche Leiter Hartwig Jondral.

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Mit seinem Handtuch-Wurf hat Mevlüt Ata die Mannschaft aus ihrer Komfortzone gerissen. Sie muss jetzt beweisen, dass sie den Klassenerhalt schaffen kann. Noch ist die Situation ernst aber alles andere als hoffnungslos. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt momentan fünf Punkte. Doch Patrick Wojwod bemerkt mit Blick auf das Restprogramm: „Da liegen noch viele undankbare Aufgaben vor uns. Wenn die Spieler ihre Grundtugenden nicht abrufen, wird es ganz, ganz schwer.“