Bottrop. Michael Schrank übernimmt den VfB Bottrop. Er spricht unter anderem über Kudret Kanoglu, seine Zeit beim FC Barcelona und verkündet einen Zugang.

Michael Schrank übernimmt den VfB Bottrop zur neuen Saison. Im Interview spricht der 56-Jährige Fußballlehrer über seine Ziele beim VfB, seine Zeit mit Frank Rijkaard und einen Zugang.

Michael Schrank, ab der kommenden Saison sind sie Trainer beim VfB Bottrop. Wie kam der Kontakt zustande?

Die Verantwortlichen des VfB Bottrop haben mich kontaktiert, ich war zum Gespräch bereit. Wir haben uns getroffen und ich habe gemerkt, dass sie unheimlich ehrgeizig sind. Das, was der Vorstand mir aufgezeigt hat, hat mein Interesse geweckt. Das liegt mir. Wenn ich etwas mache, dann immer zu einhundert Prozent.

So viel gibt die Mannschaft aktuell auch auf dem Feld, strebt den Aufstieg in die Landesliga an. Haben Sie sich schon mit dem Team auseinandergesetzt?

Ich habe es ein paar Mal angeschaut und kann sagen, dass es intakt ist. Es herrscht ein guter Charakter, sie stecken nicht auf, sind in den Spielen klar überlegen und der jetzige Trainer Patrick Wojwod macht eine gute Arbeit. Da ist was möglich, da kann man was schaffen.

Etwa die Oberliga?

Mittelfristig vielleicht. Erst einmal wollen wir uns aber in der Landesliga etablieren, wenn der Aufstieg zustande kommt. Davon gehe ich aber aus, es sieht gut aus.

Beim VfB steht mit Can Ucar ein Spieler im Kader, der in Bottrop auch als Trainer bekannt ist. Gibt es Pläne, ihn ins Trainerteam einzubinden?

Da möchte ich erst einmal nicht reinfunken, die Leute kennenlernen und Gespräche führen. Wenn dann, muss es so sein, dass man eine ähnliche Vorstellung von Fußball hat.

Haben Sie denn schon einen Co-Trainer an der Hand?

Nein.

Nach der Ankündigung, dass Patrick Wojwod sein Traineramt niederlegt, schien es, als sei ein wenig Unruhe im Team entstanden. Torjäger Fatih Candan hat seinen Wechsel angekündigt, Kapitän Kudret Kanoglu gab zu, dass er sich ebenso wie sein Bruder Samet Kanoglu umschaut. Wie stehen Sie dazu?

Ich möchte mit den Jungs selbst reden und ihre Meinung hören. Es sind gute Fußballer, das sieht man auch. Kudret Kanoglu ist jemand, der Verantwortung übernimmt und der Mannschaft gut tut. Ich würde mich freuen, wenn sie bleiben.

Fatih Candan hat seinen Abschied vom VfB Bottrop angekündigt.
Fatih Candan hat seinen Abschied vom VfB Bottrop angekündigt. © FUNKE Foto Services | Lukas Claus

Gibt es denn auch schon Überlegungen, wer kommen könnte?

Ich habe die Tage genutzt, um Kontakt zu etlichen Spielern aufzunehmen. Ich habe ein riesiges Netzwerk, mache den Job ja auch schon lange. Wir wollen versuchen, gute Spieler nach Bottrop zu holen, mit denen man sich auch identifizieren kann. Vielleicht auch Spieler, die in Bottrop oder in der Umgebung wohnen. Da sind wir auf einem guten Weg. Sicher ist schon, dass Enes Kodaman von YEG Hassel aus er Westfalenliga kommen wird. Er ist ein großer Innenverteidiger und war Stammspieler. Er wird der Mannschaft gut zu Gesicht stehen. Man braucht nicht nervös zu werden, es werden schon ein paar gute Spieler kommen.

Passende für ihre Spielweise?

Natürlich hat man eine Idee, das setzt aber voraus, dass man auch die finanziellen Möglichkeiten hat und die Spieler auch kaufen kann. Das wird aber nicht möglich sein. Daher muss man flexibel sein. Man muss gucken, welcher Spieler mit welcher Qualität zur Verfügung steht und was der Mannschaft am besten liegt. An der Taktiktafel gewinne ich jedes Spiel, auf dem Platz ist es aber etwas anderes. Eins kann ich aber sagen: Jede Taktik fängt im Eins-gegen-Eins an.

Enes Kodaman (links) kommt zur neuen Saison zum VfB Bottrop. Aktuell spielt er für YEG Hassel.
Enes Kodaman (links) kommt zur neuen Saison zum VfB Bottrop. Aktuell spielt er für YEG Hassel. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Blicken wir einmal in die Vergangenheit. In ihrer Vita stehen internationale Top-Vereine. Sie hospitierten unter anderem bei Ajax Amsterdam und dem FC Barcelona, aber auch beim VfL Bochum und beim Hamburger SV.

Ja, ich habe 2000 meinen Fußballlehrer-Schein gemacht. Dass man so einen hat, bedeutet aber noch lange nicht, dass man ein guter Trainer ist. Einer meiner Freunde arbeitete bei der niederländischen Nationalmannschaft, er hatte Kontakte. Dadurch kam ich zur PSV Eindhoven und später zum FC Barcelona, als Frank Rijkaard dort Trainer war. Ich wollte mich einfach weiterentwickeln. Später durfte ich bei Thomas Doll beim Hamburger SV und bei Horst Köppel bei Borussia Mönchengladbach hospitieren. Es war sehr lehrreich, aber man kann von jedem etwas lernen, auch von einem A-Jugend-Trainer.

Hat jemand besonders beeindruckt?

Am lehrreichsten war es unter Ralf Rangnick vor zwei Jahren bei RB Leipzig. Der Mann ist allen Jahren voraus. Seine Philosophie, die er vor sechs, sieben Jahren spielen lassen hat, machen nun immer mehr Vereine nach. Es ist unglaublich, was dahintersteckt.

Als Trainer begannen Sie aber zunächst bei der TSG Dülmen in der vierten Liga.

Ich war dort erst Spieler, dann spielender Co-Trainer, dann Cheftrainer. Es war eine grandiose Zeit, wir hatten eine Mannschaft, die bis in die dritte Liga aufgestiegen ist.

Von Dülmen ging es zunächst zum SC Hassel, ehe Sie noch einmal einen Abstecher in den Profifußball machten.

Ja, erst war ich Scout beim Hamburger SV und konzentrierte mich da auf die Niederlande. Damals sah ich den 18-Jährigen Rafael Van der Vaart oder Zlatan Ibrahimovic im Sturm. Danach war ich dann fast drei Jahre bei Mainz 05 und habe eine Spielphilosophie für die Amateure mitentwickelt. Als Thomas Tuchel dann kam, hat er seinen Trainerstab mitgebracht. Da hat man sich zum Glück in Hassel an mich erinnert. Ich bin quasi drei Schritte nach hinten gegangen, habe dort wieder angefangen und wir sind Meister in der Landesliga geworden. All das soll aber nicht so rüberkommen, als sei ich ein Wundertrainer. Das bin ich nicht.

Später wurden sie noch beim TSV Marl-Hüls Meister in der Westfalenliga und trainierten Rot-Weiß Ahlen und den TuS Sinsen. Alles Traditionsvereine wie der VfB Bottrop.

Das stimmt, aber es gehört auch dazu, dass sich alle weiterentwickeln wollen. Es war früher nicht alles besser. Es war anders, aber wir leben im Hier und Jetzt. Viele Sachen ändern sich. Das muss nicht immer alles gut sein, vieles ist aber auch nicht schlecht. Man sollte niemals stehenbleiben.

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