Bottrop. Der zweite Lockdown trifft den JC 66 Bottrop hart. Die Judoka müssen Kreativität und Selbstdisziplin beweisen, um sich weiter in Form zu halten.

Ehe im Zuge der Pandemie-Situation der zweite Lockdown beschlossen und die städtischen Sporthallen geschlossen wurden, geriet der Kraftraum der Dieter-Renz-Halle noch einmal ins Visier. Eifrig schafften die Verantwortlichen des JC 66 Bottrop die eigenen Sportgeräte aus diesem und transportierten sie in private Räumlichkeiten.

„So kann sich der eine oder andere weiter fit halten“, äußert sich Judoka-Trainer Markus Wallerich dazu. Denn an die Ausübung des Sports, für den Wallerich und seine Schützlinge so brennen, ist derzeit nicht zu denken. Auf den Judo-Matten ruht seit dem vergangenen Wochenende und für unbestimmte Zeit der Betrieb. „Jetzt wird Selbstdisziplin wieder groß geschrieben, unsere Judoka trainieren individuell zuhause und halten sich so fit.“

Das Sportjahr 2020 ist für den JC 66 Bottrop gelaufen

Mittlerweile ist das beispiellose Sportjahr 2020 auch für die Judoka des JC 66 nahezu komplett abgeschlossen. Den Fokus legen Markus Wallerich und „Piraten“-Teammanager Jan Tefett für den Bundesligaverein bereits seit geraumer Zeit einzig und allein auf die kommende Saison. „Bislang gehen wir in unseren Planungen davon aus, dass wir Anfang April wieder in der Bundesliga kämpfen werden“, äußert sich der Bottroper Coach – wohlwissend, dass sich die Situation jederzeit ändern kann. „Natürlich kann es sein, dass es erneut Abweichungen geben wird. Denkbar ist auch, dass ein verkürztes Modell im Anschluss an die Olympischen Spiele umgesetzt werden wird. Aber das sind alles reine Spekulationen“, so Wallerich.

Bottrops Trainer Markus Wallerich hofft auf eine reibungslose Bundesliga-Saison 2021/22.
Bottrops Trainer Markus Wallerich hofft auf eine reibungslose Bundesliga-Saison 2021/22. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit unklaren Verhältnissen mussten die nationalen Judovereine bereits in den vergangenen Monaten klar kommen. An eine reguläre Bundesliga-Saison war nicht zu denken, auch der abgespeckte Turniermodus entsprach nur einem kleinen Tröpfchen auf den heißen Stein. Bei den Frauen etwa kürte sich der Budo-Club Karlsruhe erstmals in der Vereinsgeschichte zum Deutschen Meister, ohne dabei einen einzigen Wettkampf bestritten zu haben. Denn das Team aus Baden-Württemberg reiste als einziger Teilnehmer zu den Titelkämpfen nach Brandenburg und trat dort schließlich außer Konkurrenz beim immerhin stattfindenden Zweitliga-Turnier an.

„Aus rein sportlicher Sicht hat dieses Ergebnis natürlich keinen Wert“, so Wallerich, „es ist aber nur verständlich, dass sich viele Vereine und eben auch die Judoka, unter Einhaltung geltender Regeln und Konzepte, nach Wettkämpfen sehnen.“ Etwas lebhafter gestaltete sich im Oktober zumindest das Finalturnier der Männer, aus welchem unter sechs Mannschaften das Hamburger Judo-Team als neuer Titelträger hervorging. Wallerich: „Auch hier ist das Endergebnis aber zu relativieren, da den Titelkämpfen eben keine reguläre Saison vorausging.“

Internationale Meisterschaften

Doch durch die seit wenigen Tagen geltenden neuen Maßnahmen und die damit einhergehenden Beschränkungen ist der Betrieb auf den Matten, wie in vielen anderen Sportarten auch, mittlerweile wieder zum Erliegen gekommen. Zumindest national, denn in der Ferne wird durchaus noch gekämpft: Die U23-Europameisterschaft wird derzeit in Kroatien ausgetragen, in zwei Wochen stehen die europäischen Einzel-Titelkämpfe der Senioren in Prag auf dem Terminplan. „Kaum vorstellbar, aber der letzte Stand war tatsächlich dass die Initiatoren an der Ansetzung festhalten“, so Wallerich. Unter anderem der Deutsche Judobund (DJB) hat in der Zwischenzeit aber verlauten lassen, dass keine deutschen Kämpfer teilnehmen werden.

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Zumindest sieht Markus Wallerich die Bundesliga als solche trotz des schwierigen Sportjahres 2020 für die Zukunft gut gerüstet. „Es ist natürlich schade, dass wir unserem Sport kaum bis gar nicht nachgehen konnten, auch wenn wir die Zwischenzeit für regelmäßige Trainingseinheiten genutzt hatten. Ich denke aber nicht, dass die Judo-Bundesliga einen Schaden davontragen wird.“ Vielmehr glaubt der JC-Coach, dass vereinzelt sogar Vereine von der Zwangspause profitieren könnten. „Diese Teams, die sich insbesondere durch die Beiträge von Mitgliedern finanzieren, konnten hier und dort Gelder einsparen. Insgesamt darf das aber vor allem für kleinere Vereine nicht zum Dauerzustand werden.“

Beim JC war nach Angaben der Verantwortlichen noch kein Rückgang der Zahlen zu erkennen, auch die Bottroper Piraten wähnen sich demnach auf einem guten Weg. Wallerich: „Es gab mit Blick auf das kommende Jahr bei der Meldung der Mannschaften auch noch keine Rückzieher. Wir freuen uns einfach alle darauf, wenn es irgendwann endlich wieder losgehen kann.“

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