Essen. In starker Verfassung treffen der VfL Bochum und Dortmund heute aufeinander. Gelingt dem VfL gegen den BVB der nächste Coup? Ein Pro & Contra.
Der VfL Bochum hat einen echten Lauf. Zumindest vor heimischer Kulisse. Die letzten fünf Partien an der Castroper Straße gewannen die Bochumer allesamt, am Samstag gab es den spektakulären 5:2-Sieg über die TSG Hoffenheim. Heute (20.45 Uhr) erwartet der VfL Bochum nun Revier-Nachbar Borussia Dortmund im eigenen Zuhause, es geht um den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale. Der BVB ist ebenfalls in beträchtlicher Form, hat alle vier Spiele im Jahr 2023 gewonnen und befindet sich wieder in Schlagweite zur Tabellenspitze. Ist der VfL in der Lage, auch den Rivalen zu schlagen? Darüber diskutieren unsere Redakteure.
Pro: Der VfL Bochum wirbelt auch die BVB-Abwehr durcheinander (von Hendrik Niebuhr)
Thomas Letsch hat dem VfL Bochum wieder Leben eingehaucht. Das zeigt sich zwar noch nicht jede Woche, da die Auswärtsauftritte des VfL weiterhin zu wünschen übrig lassen. Aber im heimischen Ruhrstadion ist der VfL endlich wieder eine Macht. Fünfmal in Folge gewannen die Bochumer zuletzt an der Castroper Straße - das gelang zuletzt Mitte der 1970er-Jahre. Kein Gegner reist gegenwärtig gerne nach Bochum. Das mussten auch schon Spitzenteams wie Union Berlin oder Eintracht Frankfurt spüren.
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Das Letsch-Team lässt sich nicht von der potentiellen Qualität des Gegners einschüchtern, sondern spielt konsequent den eigenen Stiefel herunter. Das bekam am Wochenende die TSG Hoffenheim leidvoll zu spüren, es war nicht weniger als eine Gala, die der Bochumer Angriff auf das Parkett zauberte. Die flinken Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano - beide in starker Verfassung - dürften auch der nun wirklich nicht immer sattelfesten BVB-Abwehr reichlich Schwierigkeiten bereiten.
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Klar, Dortmund hat alle vier Spiele im Jahr 2023 gewannen. Die Brust bei den Schwarz-Gelben ist breiter geworden, dafür sorgten die Auftritte in Leverkusen und beim 5:1 gegen den SC Freiburg. Aber mal ernsthaft: Gegen den FC Augsburg und in Mainz hatte die Mannschaft von Edin Terzic jede Menge Glück, am Ende als Sieger vom Platz gegangen zu sein. So richtig stabil wirkt das Dortmunder Konstrukt noch immer noch.
Dementsprechend scheint die Partie in Bochum wie prädestiniert dafür zu sein, dass der BVB sich mal wieder einen seiner mittlerweile schon gewohnten Aussetzer leistet. Im vergangenen Jahr war im Achtelfinale bei Zweitligist FC St. Pauli Schluss - diesmal wird der VfL Bochum Endstation sein.
Contra: Der VfL Bochum wird tapfer kämpfen - aber verlieren
(von Melanie Meyer)
Edin Terzic ist einer der Besten seines Fachs. Geht es um Fußball macht dem Trainer von Borussia Dortmund kaum einer was vor. Er sieht Dinge im Spiel des Gegners, in der Bewegung seiner Spieler, die sich anderen erst beim mehrmaligen Anschauen offenbaren. Natürlich entging auch ihm die beeindruckende Heimstärke des Dortmunder Pokalgegners VfL Bochum nicht. Seit fünf Spielen in Folge im Ruhrstadion ungeschlagen – das kann sich sehen lassen. Doch Terzic sieht auch etwas anderes: Nämlich, dass der VfL ähnliche Schwächen wie bei seinen zahlreichen Auswärtsniederlagen in dieser Saison auch durchaus zu Hause zeigt.
Terzic lässt sich von der Heimserie des VfL nicht blenden. Er wird den BVB zum Sieg in Bochum führen. Seine Mannschaft hat seit Ende der Winterpause endlich die Kurve gekriegt. Und deshalb wird sie sich den Sieg im Pokalspiel gegen Bochum nicht nehmen lassen. Der VfL wird tapfer kämpfen – aber diesmal im eigenen Stadion besiegt werden.
Geriet Terzics hochveranlagte Auswahl in der ersten Saisonhälfte noch immer wieder – wie in alte Muster verfallend – vor allem gegen mutmaßlich kleine Gegner ins Straucheln und vergab leichtfertig, beinahe kampflos Punkte und Siege, so scheint sie sich nun gefangen zu haben. Sicherlich, sie profitierte bei den jüngsten Siegen gegen Augsburg, Mainz und Leverkusen auch vom Matchglück. Doch manchmal braucht es genau diese Erfahrung, um das Selbstbewusstsein wachsen zu lassen. Spieler wie Julian Brandt, Emre Can, Marius Wolf oder auch der in Bochum gesperrte Karim Adeyemi sind aufgeblüht – ihnen gelingen plötzlich Dinge, für die ihnen zuvor oft das Pech am Fuß zu kleben schien.
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Wer mit der Gewissheit in ein Spiel gehen kann, dass funktioniert, was er sich erarbeitet hat, wird auch mit schwierigen Situationen, etwa einem Rückstand, besser umgehen können. Für Fatalismus hat der BVB derzeit keinen Grund – endlich scheint die Mannschaft erkannt zu haben, was sie zu leisten im Stande ist, auch wenn sich ein Gegner als unerwartet harte Nuss erweist.
BVB wird sich auf den VfL Bochum einstellen
Es wird gewiss kein leichtes Spiel für den BVB. Das Terzic-Team spielt diesmal auch gegen ein Stadion voll enthusiastischer Fans. Derby-Stimmung. Hitzige Atmosphäre. Auch das weiß Terzic. Und genau darauf wird er seine Mannschaft einstellen. Doch er wird ihnen auch die eigenen Stärken aufzeigen: eine stabilisierte Defensive, offensive Kreativität und Power, Kampfgeist. Bringt der BVB diese auf den Platz, wird der VfL Bochum dem nicht genug entgegensetzen können. Die Festung Ruhrstadion wird heute fallen.