Dortmund. Dank eines deutlichen 5:1-Siegs gegen den SC Freiburg bleibt der BVB im Titelrennen. Für Sebastien Haller wird es ein besonderer Nachmittag.

Die kleine Geste am Schluss war Sebastien Haller noch wichtig. Der Stürmer von Borussia Dortmund blieb noch kurz vor der Südtribüne stehen, als sich die Mitspieler schon wieder auf dem Weg in die eigene Hälfte machten. Haller blickte hinauf auf die Tribüne, wo eine große schwarz-gelbe Masse wogte und pulsierte, dann zeigte er auf seinen Schuh. „Fuck Cancer“ war da zu lesen, die unflätige Botschaft in Richtung Krebserkrankung trägt Haller auf seinen Schuhen, seit er endlich wieder Fußball spielen darf, seit er die Hodenkrebserkrankung, die im Sommer diagnostiziert wurde, überwunden hat. Und am Samstag war es endlich so weit, da war im Spiel gegen den SC Freiburg passiert, wovon der Stürmer geträumt hatte an jedem Tag seit der Diagnose. Der Gedanke, der ihn getragen hatte durch die kräftezehrenden Monate mit Operationen, Chemotherapien, Schmerzen und Trainingsqualen.

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Und nun war es passiert, in der 51. Minute: Raphael Guerreiro flankte, Haller durfte im Strafraum überraschend frei köpfen – und nickte den Ball mit Wucht ins Tor. Der Rest war schwarz-gelbe Ekstase. „Seit dem ersten Tag habe ich davon geträumt, vor der Südtribüne zu treffen, diese Atmosphäre, diese Kraft zu spüren“, freute sich Haller nach dem Spiel, nachdem der überraschend deutliche 5:1 (1:1)-Sieg gegen den SC Freiburg unter Dach und Fach war. Ein Sieg, der aber auch „in der Höhe absolut verdient war“, wie BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl unwidersprochen feststellen durfte.

BVB zeigt hochkonzentrierten Auftritt

Und ein Sieg, der eine besondere Note erhielt durch diesen Treffer Hallers, ausgerechnet auch noch am Weltkrebstag, an dem alle Bundesligaklubs warben für Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennung. „It was meant to be“, sagte Haller, es sollte so sein, dass er an diesem Tag seinen ersten Treffer für Dortmund machte. Und das ließ in diesem Stadion niemanden kalt, nicht die 81.365 Zuschauer und erst recht nicht die Akteure auf dem Rasen – alle Dortmunder sprinteten herbei und beglückwünschten den Torschützen „Zu sehen, wie glücklich alle meine Mannschaftskollegen und alle Betreuer über meinen Treffer waren – das war großartig“, meinte Haller.

Es gab an diesem Tag aber auch mehr als genug Anlässe aus Dortmunder Sicht, um glücklich zu sein. Von Beginn an hatte die Mannschaft einen hochkonzentrierten Auftritt gezeigt, hatte die Freiburger Gäste tief in deren Halbzeit gedrückt, nie zur Entfaltung kommen lassen. Und als der völlig überforderte Freiburger Außenspieler Kiliann Sildillia nach mehreren Fouls an Karim Adeyemi in der 18. Minute mit Gelb-Rot vom Platz musste, wurde die Dortmunder Dominanz endgültig erdrückend.

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Und bald schlug sie sich auch auf der Anzeigetafel nieder, als Nico Schlotterbeck nach einem Eckball aus spitzem Winkel einschoss (26.). Es schien keinerlei Zweifel zu geben an einem BVB-Sieg, doch Dortmunds Defensive ist immer wieder für einen Aussetzer gut. Niklas Süle schoss Ritsu Doan an, Schlotterbeck tat es ihm gleich – und Lucas Höler schoss trocken zum 1:1 ein. Ein Schuss, ein Tor – und ein geradezu absurder Spielstand angesichts dieser einseitigen Partie. „Da waren wir nicht konsequent genug, nicht hart genug zu uns selbst“, haderte Kehl. „Wir haben uns unnötig in die Bredouille gebracht.“ Aber: „In der Pause hatte jeder die Überzeugung, dass wir es ind er zweiten Halbzeit noch besser machen und das Spiel auch gewinnen.“

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Und genau so kam es: Adeyemi spielte einen Doppelpass mit Jude Bellingham und schoss überlegt zum 2:1 ein (48.). Haller brachte mit dem 3:1 das Stadion zum Beben (51.). Julian Brandt belohnte sich mit einem herrlichen Distanzschuss zum 4:1 für einen bärenstarken Auftritt (69.). Und der eingewechselte Giovanni Reyna setzte den Schlusspunkt zum 5:1 (82.). Für die Freiburger lief gar nichts zusammen, Trainer Christian Streich sah kurz vor Schluss auch noch Gelb-Rot.

„Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia!“, hallte es da längst durchs Stadion. So schnell kann es nämlich gehen: „Wir sind im November nach dem letztem Spielstart ziemlich geprügelt in die Pause gegangen“, erinnerte sich Kehl. Seitdem aber läuft es: Vier Spiele, vier Siege – und dazu spielerisch klar aufsteigende Tendenz. Und so ist der BVB von Platz sechs hochgeklettert bis auf Rang drei, ist zumindest für eine Nacht punktgleich mit dem FC Bayern und nur zwei Zähler hinter Tabellenführer Union Berlin.

BVB am Mittwoch im DFB-Pokal beim VfL Bochum

Zeit zum Genießen aber haben sie kaum, schon am Mittwoch tritt der BVB im DFB-Pokal-Achtelfinale beim VfL Bochum an (20.45 Uhr/ZDF). Ein Spiel mit Stolpergefahr – das der guten Stimmung einen empfindlichen Dämpfer verleihen könnte.