Dortmund. Der BVB feiert beim 5:1 (1:1) gegen den SC Freiburg nach langer Überzahl den vierten Sieg in Serie. Sebastien Haller erzielt sein Premierentor.
Sonderlich beeindruckend geriet der Sprung nicht, Sebastien Haller fehlte erkennbar noch die Dynamik – aber das war in diesem Moment nun wirklich egal. Denn gerade war genau das eingetreten, wovon der Stürmer so lange geträumt hatte: Nach der schockierenden Hodenkrebsdiagnose im Sommer, nach quälenden Monaten in der Reha, hatte er im zweiten Startelfeinsatz endlich das erste Tor für Borussia Dortmund erzielt – und das vor der vollbesetzten und nun geradezu ekstatischen Südtribüne. Lauter hatte man den BVB-Anhang schon längere Zeit kein Tor mehr feiern hören, lauter war schon lange kein Torschütze mehr ausgerufen worden als Haller nach dem Tor zum 3:1 gegen den SC Freiburg – dem entscheidenden Tor zu einem hochverdienten Sieg, durch den der BVB weiter Anschluss an die Tabellenspitze hält. 5:1 (1:1) hieß es am Ende vor 81.365 begeisterten Zuschauern, die schon lange vor Abpfiff von der Meisterschaft sangen.
BVB gegen den SC Freiburg lange in Überzahl
Es war ein hochkonzentrierter Auftritt der Schwarz-Gelben: Von Beginn an drückten sie die Freiburger Gäste tief in deren Hälfte, ließen sie kaum einmal zur Entfaltung kommen. Nach 14 Minuten schon lautete die Bilanz: 4:0 Ecken für den BVB. Und Eckbälle haben in dieser Spielzeit viel mehr als nur einen Statistischen Wert in Dortmund, das zeigte die 26. Minute. Zuvor war Niklas Süle endlich die erste gefährliche Torannäherung gegen dichtgestaffelte Freiburger gelungen, SC-Torhüter Mark Flekken lenkte seinen Gewaltschuss aus 30 Metern so eben noch an den Außenpfosten. Und nach dem anschließenden Eckball stocherte Marco Reus den Ball zu Nico Schlotterbeck – und der jagte ihn aus ganz spitzem Winkel ins Tor, wo Schlussmann Flekken gar nicht gut aussah.
Zu diesem Zeitpunkt war der BVB bereits in Überzahl: Karim Adeyemi bewies erneut seine aufsteigende Form, stürzte auf der linken Seite dank seines Tempos Gegenspieler Kiliann Sildillia immer wieder in Verzweiflung. Der Freiburger wusste sich nur durch Fouls zu behelfen, das erste gab Freistoß, das zweite Gelb, das dritte – ein Klammern kurz vor dem Strafraum – Gelb-Rot nach nur 18 Minuten.
Die Überzahl verstärkte die Dortmunder Dominanz nur noch. Freiburger Entlastungsangriffe gab es gar nicht mehr, weil die Dortmunder die Bälle, so sie mal verloren gingen, sofort zurückholten. Neben dem eifrigen Adeyemi tat sich dabei vor allem Julian Brandt hervor, der überall auf dem Platz zu finden war, der Bälle abfing und klug verteilte. Es schien unstrittig, dass der BVB dieses Spiel gewinnen würde, fraglich war nur die Höhe – bis die letzte Minute der ersten Halbzeit anbrach: Ein einziges Mal wagten sich die Gäste nach vorne, Süle schoss beim Klärungsversuch einen Gegenspieler an, Schlotterbeck tat es ihm gleich – und Lucas Höler jagte den Ball zum 1:1 ins Tor. Selten war ein Ausgleich aus heiterem Himmel gefallen, der Zwischenstand von 1:1 musste angesichts der drückenden Überlegenheit des BVB wie ein schlechter Witz erscheinen.
Aber dass man mit defensiven Aussetzern das Erreichte selbst wieder einreißt – das kennt man ja in Dortmund. An diesem Samstagnachmittag aber stimmte die Reaktion, auch im zweiten Durchgang kannte die Partie nur eine Richtung. Dortmund drückte und Dortmund belohnte sich schnell. Adeyemi spielte einen Doppelpass mit Jude Bellingham, drang in den Strafraum ein, verzögerte geschickt und schob ein (48.). Und dann die umjubelte 51. Minute: Raphael Guerreiro flankte, Haller stieg hoch und wuchtete den Ball unbedrängt ins Tor – der Rest war schwarz-gelber Jubel.
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Und der Jubel sollte so schnell nicht verstummen: Brandt krönte seine starke Leistung mit einem präzisen Distanzschuss, der vom Innenpfosten zum 4:1 einschlug (69.). Und auch der eingewechselte Giovanni Reyna durfte sich feiern lassen, als Guerreiros Vorarbeit zum 5:1 nutzte (82.). Das war der Endstand, das war ein echtes Ausrufezeichen, das war ein weiterer Entwicklungsschritt des BVB, der nach zwei holprigen Auftritten zum Jahresbeginn nun zwei richtig souveräne Auftritte folgen ließ – und zumindest über Nacht mit dem FC Bayern gleichzieht. 37 Punkte bedeuten vorerst Rang zwei, Tabellenführer Union Berlin ist zwei Zähler voraus. Der BVB ist mittendrin im Titelkampf – und er zeigte gegen bislang so starke Freiburger, dass er dafür durchaus gerüstet ist.