Essen. . Nach der grandiosen Aufholjagd im Champions-League-Spiel gegen Arsenal London, wartet diesen Samstag wieder der Liga-Alltag auf den FC Schalke 04. Wie viel Aufwand hinter dem Ablauf eines Bundesliga-Spiels steht, wissen nur die Wenigsten. Wir haben uns das Treiben hinter den Kulissen angeschaut.
Bevor der FC Schalke 04 an diesem Samstag um 15.30 Uhr in der Veltins Arena auf Werder Bremen trifft (Im Live-Ticker bei DerWesten), schaute die WAZ hinter die Kulissen des großen Fußballspektakels. Mitarbeiter Maximilian Löchter hat sich beim Bundesliga-Heimspiel gegen Nürnberg das Treiben vor dem Anpfiff genau angeschaut.
10.30 Uhr
Der Spieltag beginnt in Gelsenkirchen schon weit vor dem Anpfiff um 15.30 Uhr. Bernd Funke ist in der Veltins Arena verantwortlich für die Technik. Egal ob Heizung, Stadiondach, Rasen oder Flutlicht; Funke hat überall seine Finger im Spiel. Gerade öffnet er das Stadiondach. Nicht mit Man-Power, sondern per Knopfdruck. „Das kann schon mal 20 bis 30 Minuten dauern. Bei gutem Wetter lassen wir das Dach oft auf, gerade wenn der Rasen schon in der Arena ist.“ Doch Vorsicht, bei Windstärke acht bis neun, ist das Dach nicht mehr zu schließen, es wäre zu gefährlich. Funke: „Klar, wenn es ganz stark regnet könnten wir das Dach zumachen, tun wir aber nicht. Unsere Prämisse ist, dass wir hier Fußball spielen, bei Wind und Wetter.“
12.19 Uhr
Die ersten Besucher kommen in das Museum der Veltins Arena. „Das sind die Fans, die unsere Heimspiel-Erlebnistag-Tour gebucht haben,“ erklärt Museums-Leiter Stephan Ehrenteit. Die Touren boomen: „Wir sind ausgebucht für diese Saison.“ Ehrenteit zu den Zahlen: „Das Museum hat pro Jahr an die 60.000 Besucher. 350 Fans besuchen uns pro Spieltag.“ Während der Museums-Leiter die Fakten darlegt, werfen die Schalke-Anhänger hinter ihm Blicke auf seltene Trikots, Pokale und weitere historische Fundstücke ihres Klubs. Dabei tauschen sie sich über ihr blau-weißes Lieblingshobby aus - Sinn und Zweck des Museums.
12.30 Uhr
Jetzt geht es rüber zur Sicherheits-Loge: „Wir sehen hier alles, was rund ums Stadion und im Stadion passiert“. Volker Fürderer sitzt in der Loge und ist im Stadion für die Sicherheit verantwortlich. Er blickt auf die sechs Monitore, die die Bilder von insgesamt 99 Kameras zeigen. Die Kameras sind im Stadion und in Stadionnähe angebracht, können mit Joystick gesteuert werden und sehr nah an Details zoomen. Einen Platz neben Fürderer sitzt Friedhelm Bremen von der gleichnamigen Sicherheitsfirma. Er berichtet, was passiert, wenn was passiert: „Wenn eine Straftat vorliegt, wird die Polizei gerufen. Bei kleineren Rangeleien regeln das unsere eigenen Sicherheitsleute.“ Die Sicherheits-Loge liegt neben dem Stadionsprecher und der Polizei. Von hier aus lässt sich auch der Anfahrtsverkehr regeln und genau verfolgen, welcher Zuschauer wann und wo das Stadion betritt. Um 13.09 Uhr sind es an diesem Spieltag exakt 2094 Zuschauer. Später ist die Arena bis auf den letzten Platz voll, ausverkauft.
13.24 Uhr
Pro Spiel gehen 15 000 Würstchen durch, jeder Vierte isst also eine. Betina Jacob steht hinter dem Grill bei Verkaufsstand 303 und ist eine von 600 Mitarbeitern, die an jedem Spieltag in der Veltins Arena entweder im Service, der Küche oder im Verkauf arbeiten. Seit 1997 steht sie in Lohn und Brot bei Schalke, meistens im Verkauf. Für sie ist der Job eine Herzensangelegenheit: „Die Verbundenheit mit den Fans ist mir wichtig. Daher arbeite ich am liebsten hier unter der Nordkurve.“ Doch nicht nur der Bundesliga-Alltag ist für Frau Jacob interessant: „Ich die WM in besonders guter Erinnerung. Toll waren auch die Konzerte von Pur und Grönemeyer. Da haben wir im Innenraum gearbeitet. Mit so toller Livemusik macht das dann doppelt Spaß.“
Kurz nach 14 Uhr geht es auf den Fußballrasen
14.00 Uhr
Sicherheits-Chef Volker Fürderer trifft sich mit den Schiedsrichtern zur Besprechung in deren Umkleidekabine. Die Partie gegen Nürnberg pfeift Knut Kircher, die Besprechung dauert nur wenige Sätze: „Wir hoffen, dass nichts passiert. Die Fanfreundschaft beider Vereine lässt darauf hoffen, dass alles ruhig bleibt.“ Fürderer stimmt ihm zu, man wünscht sich ein schönes Spiel.
14.21 Uhr
Nun geht es auf den Rasen: Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann begrüßt die Fans vom S04 und die Gäste aus Nürnberg. Während er in sein Mikrofon spricht, hallt es wie verrückt unten auf dem Platz, man versteht kein Wort von dem er sagt. Ein Wunder, dass er es selber versteht, ein kleiner Knopf im Ohr macht es möglich. Oberschulte-Beckmann mag seinen Arbeit: „Es gibt wirklich wenige Jobs, die ich lieber machen würde.“ Von nun an ist er der Mann auf dem Platz, auf den sich die Aufmerksamkeit bis zum Spiel richtet. Bis zum Anpfiff muss er den Spagat zwischen Unterhaltung und Information schaffen.
14.38 Uhr
Während in der Arena die Ränge schon gut gefüllt sind und es allmählich lauter wird, gibt es noch ruhige Ecken. Eine befindet sich ausgerechnet am Fuße der Nordkurve. Hier bereitet sich Trommlerin Tina Krone auf ihren großen Auftritt vor. Mit neun weiteren Trommlern begleitet sie
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gleich ihren FC Schalke mit aufs Spielfeld und schlägt dann im Takt zum Vereinslied auf ihre große Trommel. Tina Krone beschreibt das Gefühl, wenn sie auf den Rasen geht: „Sobald ich auf den Platz komme, habe ich eine Gänsehaut; immer noch, nach vier Jahren. Mann kann auch gar nicht anders. 60 000 Fans feuern die Mannschaft an und ich kann hier auf dem Platz stehen. Wahnsinn.“ Tina Krone passt währenddessen die Riemen ihrer großen Trommel an, es muss alles passen. Geschmückt mit blauen Federn und einem Bergmannhelm ist ihre Trommel von den anderen gut zu unterscheiden.
Kurz nach 15 Uhr eilen die letzten Fans ins Stadion
14.45 Uhr
Zurück zur Stadiontechnik: Es wird hell im Stadion. Nachdem Bernd Funke heute schon das Dach aufgefahren hat, schaltet er nun das Flutlicht ein. Wenn er den kleinen Knopf drückt leuchten 212 Flutlichtstrahler, jeder mit 2000 Watt.
15.03 Uhr
Am Einlass hinter der Nordkurve ist es voll. Die letzten Fußballfans eilen ins Stadion und müssen sich beeilen, um zum Anpfiff auf ihrem Platz zu sein. Trotz der Eile der wartenden Besucher behalten die Ordner die Ruhe, die Sicherheit geht vor.
15.25 Uhr
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Die meisten Besucher sind auf ihren Plätzen angekommen. Es kann losgehen, auch für Tina Krone. Sie betritt mit ihren Trommler-Kollegen den Platz, gleich ertönt das Vereinslied. Als sie auf ihrer Position in der Spielfeldmitte steht, schaut sie nach links und rechts und abschließend ins große Rund der Arena. Die von ihr gerade noch beschriebene Gänsehaut merkt man selbst auf der Tribüne. Doch an Aufregung ist bei Frau Krone nicht zu denken, ihr Auftritt beginnt.
15.30 Uhr
Anstoß. Los geht’s.