Gelsenkirchen.. Schalkes Manager Horst Heldt zeigt sich von den Verhältnissen in Manchester beeindruckt. Das Talente-Netz der Königsblauen soll nun engmaschiger gezurrt werden und Oliver Ruhnert, Chef der Scouting-Abteilung, Unterstützung erhalten.

Die Fahrt nach Manchester war für Schalkes Sportdirektor Horst Heldt nicht nur unter sportlichen Aspekten eine Bildungsreise. Heldt durfte mit der Schalker Delegation auch hinter die Kulissen schauen und lernte die ganz feinen Rädchen der wie geölt laufenden Maschinerie kennen. Was nach der Rückkehr blieb, war Staunen pur: „Die haben allein für die Jugendabteilung 40 Scouts beschäftigt, was wohl einmalig in Europa ist. Und um die Profis kümmern sich zehn fest angestellte Ärzte. Wahnsinn!“

Also klafft zwischen ManU und den Königsblauen nicht nur auf dem Spielfeld eine gewaltige Lücke. Die hinter den Kulissen soll nun ein wenig verringert werden. Momentan arbeiten bei den Schalkern vier bis sechs Scouts, „das variiert immer ein wenig“, so Heldt. Chef der Scouting-Abteilung ist Oliver Ruhnert, bis Dezember 2009 noch Trainer der U 23-Mannschaft, ehe er dann durch Michael Boris ersetzt wurde.

Ruhnert machte Magath auf Draxler aufmerksam

Das Talente-Netz soll nun engmaschiger gezurrt werden, Ruhnert Unterstützung erhalten. „Bislang ist er für den Bereich Deutschland und Europa zuständig, was natürlich viel zu groß ist“, so Heldt zu den Veränderungen, die er keinesfalls als Kritik an Ruhnerts bislang geleisteter Arbeit verstanden wissen will: „Er liefert gute Arbeit, kennt den Verein auch schon seit vielen Jahren.“ Oliver Ruhnert war es auch, der seinen damaligen Chef, Trainer Felix Magath, permanent auf die überragenden Fähigkeiten eines Julian Draxler hinwies. Das Ergebnis ist bekannt: Dass die Schalker in zehn Tagen im Pokalfinale die europäische Saison halbwegs retten können, ist vor allem das Verdienst des Youngsters. Und Magath stand wieder einmal als glänzender Talentspäher da.

Dennoch wird es im Sommer eine Zäsur geben, damit nicht wieder manch einer durch das Netz schlüpfen kann. Noch im Januar verlor man Pedrag Stevanovic, ein Mittelfeldtalent mit feiner Technik, an Werder Bremen. Inzwischen feierte der Serbe in der Bundesliga immerhin zwei Werder-Einsätze gegen Wolfsburg und den BVB. Im Sommer wird ihm Bruder Aleksandar von der Emscher an die Weser folgen. Und auch der Weg von U-18-Nationaltorhüter Patrick Rakovsky führt zum Saisonende weg von Schalke, hin zum 1. FC Nürnberg. Ein Kommunikationsproblem, wie man hörte, der Spieler versuchte vergeblich, mit der sportlichen Führung Gespräche aufzunehmen.

Ab der kommenden Saison "Jugend vor" beim S04

Kein Ruhmesblatt für den Nachwuchsbereich, darauf wird man zur kommenden Saison den Fokus richten. So wird die U 23-Mannschaft in der kommenden Saison noch intensiver als bisher zur Talentschmiede. „Jugend vor“, heißt es laut Heldt, der ältere Spieler in der Regionalliga nur noch sehen möchte, wenn sich einige Rekonvaleszenten wieder fit bekommen wollen für den Bundesliga-Einsatz. Und schlechte Aussichten für ein Happy End mit einem Routinier wie Albert Streit, der noch einen Vertrag bis 2012 besitzt, aber in den Planungen keine Rolle mehr spielt. „Der FC Schalke hält sich an bestehende Verträge und wird diese erfüllen“, so der knappe Kommentar des sportlichen Leiters zu dieser Personalie. Im Mittelpunkt sollen Spieler wie Kamil Waldoch, Sohn von Ex-Schalke-Profi Tomasz, oder Nils Zander, Rückkehrer von Manchester City, stehen. Welcher Trainer sich um die Förderung der Rohdiamanten kümmern soll, steht nach wie vor nicht fest.

Die Regionalliga-Reform spielt ihm schon jetzt in die Karten: Da es in der kommenden Saison keine Absteiger geben wird, werden sich die Talente wenigstens ein Jahr in einem Biotop entwickeln können. Bis sich ein neuer Draxler herauskristallisiert.